Hockey

Wie unterschiedlich die beiden Schiedsrichterinnen Jessica und Miriam Wagner mit Meckereien im Hockey umgehen

Spielen allein reicht ihnen nicht! Jessica und Miriam Wagner sind Teil des Hockeyteams der SG Heidenheim/Aalen. Allerdings engagieren sich die Schwestern in ihrer Sportart auch als Schiedsrichterinnen. Wie ihr letzter großer Auftritt war: 

Das war ganz schön ungewohnt: In Mannheim gab es bei der Endrunde des Hockeyverbands Baden-Württemberg (HBV) kaum ein Meckern über eine Entscheidung. Weder von den Spielerinnen noch von Seiten der Zuschauer. So kennen es Jessica und Miriam Wagner eigentlich nicht. Die beiden Heidenheimerinnen spielen selbst Hockey – und sind auch als Schiedsrichterinnen im Einsatz. Und da darf man sich in der Regel schon so einiges anhören.

„Man bekommt schon mit, wenn jemand etwas reinruft“, sagt Jessica Wagner. „Schiedsrichter zu sein, ist cool. Aber wenn Eltern oder Trainer meinen, dass sie alles besser wissen und Entscheidungen infrage stellen, oder wenn die Spieler meckern, ist das nicht mehr so cool“, fasst die 19-jährige Chemiestudentin zusammen. „Wenn ich angemault werde, beschäftigt mich das schon.“

Und doch bleibt sie an der Pfeife. So wie ihre Schwester Miriam, die es etwas lockerer sieht. „Bei mir geht’s eher da rein und da raus“, sagt die 16-Jährige und zeigt nacheinander auf ihr linkes und dann auf ihr rechtes Ohr. „Ich versuche, es zu ignorieren. Wenn ich vor der Trainerbank stehe und die mir ins Ohr schreien, nehme ich mir schon vor, da etwas zu sagen. Dann geben sie auch Ruhe“, sagt die Schülerin der Maria-von-Linden-Schule (Ernährungswissenschaftliches Gymnasium).

Gleich kann es losgehen: Miriam (vorne links) und Jessica Wagner als Schiedsrichter-Gespann. Foto: Stefanie Wagner

Die Schwestern, die gemeinsam für die SG Heidenheim/Aalen auflaufen, gehören einem Pool von Unparteiischen an, in dem Schiedsrichter besonders gefördert werden. Gemeinsam wurden sie für die Endrunde des HBV nominiert, bei der sie das Halbfinale der weiblichen U14 zwischen dem Mannheimer HC und dem TSV Mannheim leiten durften. Im Vorfeld waren beide etwas aufgeregt – was sich aber dann schnell legte. Unterstützt wurden sie nicht nur von ihrer Mutter Stefanie, sondern auch von einer Schiedsrichterbeobachterin. Ein weiteres Highlight (neben dem, dass es kaum Meckereien gab) war eine technische Natur: Erstmals durften Jessica und Miriam, die als Schiri-Duo auftraten, die Partie mithilfe eines Headsets leiten. „Das bleibt für immer in Erinnerung“, sind sich die beiden einig.

Mit meiner Schwester das Finale leiten zu dürfen, war cool.

Jessica Wagner

Gemeinsam waren Jessica und Miriam Wagner schon vorher als Schiedsrichterinnen im Einsatz, natürlich zunächst im Jugendbereich. In Ludwigsburg durften sie das Finale der weiblichen U14 pfeifen („Jugend trainiert für Olympia“). „Mit meiner Schwester das Finale leiten zu dürfen, war cool“, sagt Jessica Wagner rückblickend. Vorher war das nicht erlaubt.

Tor: Schiedsrichterin Miriam Wagner in Aktion. Foto: Stefanie Wagner

Wenn da nicht die Meckereien wären… Bei einem Spiel in der Halle hatte Miriam Wagner einer Spielerin für einen verbotenen „Schrubber“ eine Karte gezeigt. Deswegen habe nicht nur die Spielerin gemeckert, sondern auch gleich mal ihr Trainer, erinnert sich die 16-Jährige, die eigentlich lieber selbst Hockey spielt. „Aber ich mach’s und ich kann’s auch“, sagt Miriam Wagner. „Es ist eine gewisse Verantwortung. Ohne Schiedsrichter ist das Spiel nicht fair“, sagt sie. Am liebsten leite sie Spiele ab der Altersklasse U14. In der Altersklasse U12 bis zur U14 seien sich einmischende Eltern am lautesten.

Caroline Stein ist ebenfalls Hockeyspielerin und Schiedsrichterin. Foto: Rudi Penk

Die Dritte im Bunde ist Caroline Stein. Auch die 15-Jährige spielt selbst Hockey – und ist Schiedsrichterin. Die drei Freundinnen waren bereits bei der Hockey-Europameisterschaft in Mönchengladbach als Helferinnen dabei. „Es war interessant, weil man dann nicht nur auf die Spieler, sondern auch auf Schiris und ihre Laufwege achtet“, sagt Caroline Stein. „Und manche Entscheidungen von Schiedsrichtern kann man dadurch besser nachvollziehen, als wenn man nur spielt.“

Es war krass, wie viele Karten man in einem Spiel als Schiedsrichter überhaupt verteilen kann.

Miriam Wagner, über die Leistungen der Schiedsrichter bei der Europameisterschaft

Und Miriam Wagner fügt an: „Es war interessant zu sehen, bei welchen Vergehen man überall eine grüne Karte geben kann. Und es war krass, wie viele Karten man in einem Spiel als Schiedsrichter überhaupt verteilen kann. Für Schlägerschlagen, Behinderungen und so weiter.“

Mutter Stefanie Wagner ist bei der Europameisterschaft folgendes aufgefallen: „Bei der EM war es schon so, dass sie manche Entscheidungen anders getroffen hätten.“

Die Nachwuchs-Schiedsrichterinnen gehen ihren eigenen, womöglich ungewohnten Weg…

Die Strafen beim Hockey

Auf dem Feld beträgt die Spielzeit beim Hockey viermal 15 Minuten. In der Halle sind es zweimal 20 Minuten. Anders als zum Beispiel beim Fußball können Schiedsrichter drei Karten zeigen, die zudem verschiedene Formen (zur besseren Einordnung) haben. Eine grüne Karte (Dreieck) für eine Zeitstrafe (Halle: eine Minute, Feld: zwei Minuten). Bei einer Gelben (rechteckig) müssen Spieler auf dem Feld für 5 bis 10 Minuten (strafverschärfend für 15 Minuten) und in der Halle für 2 bis 5 Minuten (strafverschärfend für 10 Minuten) vom Platz. Bei einer roten Karte (rund) ist die Partie für die Spieler beendet.

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