Im Einsatz als Volunteers

Warum die Hockey-Europameisterschaft in Mönchengladbach etwas Besonderes für vier Heidenheimerinnen war

Was für ein Abenteuer! Jessica und Miriam Wagner, ihre Mutter Stefanie Wagner sowie Caroline Stein waren live dabei, als die deutschen Hockeyspieler in Mönchengladbach Europameister wurden. Was die Heidenheimer Hockeyspielerinnen besonders gefiel und mit welcher Aussage Miriam Wagner aufhorchen lässt:

Was für ein Drama, was für ein Erfolg: Die deutschen Hockeyspieler sind in Mönchengladbach Europameister geworden. Im Finale setzte sich die Mannschaft von Trainer… Na, wie heißt der Trainer der Herren-Nationalmannschaft? Während Julian Nagelsmann wohl den meisten bekannt sein dürfte – auch ohne die Sportart Fußball zu nennen –, ist es im Hockey eben etwas anders. Jedenfalls besiegte das deutsche Team von André Henning die Niederlande im Penaltyschießen. Die deutschen Hockeyspielerinnen steuerten eine Silbermedaille bei (1:2-Niederlage gegen die Niederlande).

Auch die Namen vieler Spieler und Spielerinnen sind der breiten Öffentlichkeit nicht so bekannt: Selin Oruz, Jette Fleschütz, Emma Davidsmeyer, Felicia Wiedermann oder Teo Hinrichs, Michel Struthoff und Hannes Müller. Alles Leistungsträgerinnen und -träger der beiden deutschen Nationalteams. Und begehrte Spielerinnen und Spieler, um mit ihnen Selfies zu machen. Zum Beispiel bei drei Hockeyspielerinnen aus Heidenheim. Und da ein wenig Stolz auf die „eigene“ Sportart dazugehört, sagt Miriam Wagner im Hinblick auf die internationalen Platzierungen selbstbewusst: „Hockey ist die erfolgreichste Ballsportart in Deutschland.“ Dieser Satz sitzt. Die Herren zum Beispiel wurden in Mönchengladbach zum neunten Mal Europameister und sind damit Rekordsieger in diesem Wettbewerb.

Fanbild mit Felicia Wiedermann: Miriam Wagner (links), Jessica Wagner (Zweite von rechts) und Caroline Stein kamen einem ihrer Idole ganz nah. Foto: Stefanie Wagner

Miriam Wagner kam über ihre ältere Schwester Jessica zum Hockey. Der HSB hatte in deren Grundschule die Sportart vorgestellt. Jessica war neugierig und schaute vorbei, knapp ein halbes Jahr später zog Miriam nach. Allerdings gibt es nicht genügend Spielerinnen im Landkreis Heidenheim, deshalb bildet der HSB eine Spielgemeinschaft mit Aalen. Zuletzt spielten die beiden Schwestern bei den Damen. Miriam Wagner ist Verteidigerin – Kenner sagen, dass hier die technisch versiertesten Spieler und Spielerinnen zum Einsatz kommen – Jessica Wagner ist Torhüterin. „Als ich angefangen habe, hatten wir noch keine Torhüterin. Also musste jeder mal ins Tor“, erinnert sich die 19-Jährige. „Zuerst hatte ich gar keine Lust darauf. Aber dann fand ich es voll cool und wollte Torhüterin werden“, so die angehende Chemiestudentin, die gerne Forensikerin werden möchte.

Im Outfit der Ballkinder (von links) Caroline Stein mit Miriam und Jessica Wagner. Foto: Stefanie Wagner

Die Dritte im Bunde, Caroline Stein, spielt wie Miriam Wagner in der Verteidigung, allerdings auf der linken Außenbahn. Die 15-Jährige kam in der 3. Klasse zum Hockey. „Der Vater einer Klassenkameradin spielt Hockey, also haben wir es auch ausprobiert“, sagt die angehende Elftklässlerin der Waldorfschule. Zusammen mit Miriam Wagner lief sie zuletzt in der U 18 der SG Aalen/Heidenheim auf, wobei Caroline Stein noch dem U-16-Jahrgang angehört. In der nächsthöheren Altersklasse zu spielen, ist aber erlaubt.

Jessica Wagner, Caroline Stein und Miriam Wagner (von links) auf dem heimischen Hockeyplatz oberhalb der Voith-Arena. Foto: Rudi Penk

Alle drei durften bei der Europameisterschaft ihren Idolen ganz nah kommen. Denn zusammen mit Stefanie Wagner, der Mutter von Miriam und Jessica, waren sie als Volunteers dabei. Miriam Wagner und Caroline Stein waren als Ballkinder bei verschiedenen Spielen eingeteilt. Jessica Wagner war Ballkindbetreuerin und Mama Stefanie im Guest-Management tätig. „Am meisten hat es mir gefallen, den Spielern so nahe zu sein. Und die Stimmung während der Deutschlandspiele war sehr cool“, sagt Jessica Wagner.

Für Caroline Stein war die Aufgabe als Ballkind (stehen am Spielfeldrand und holen die Bälle, wenn diese ins Aus gehen, damit das Spiel schnell weitergehen kann) allerdings auch eine Herausforderung. Und zwar aus einem bestimmten Grund: Die 15-Jährige war unter anderem bei zwei Spielen mit deutscher Beteiligung im Einsatz. In ihrem ersten Spiel lagen die deutschen Hockeyspieler 0:2 zurück, siegten aber am Ende mit 3:2. „Als Ballkind darf man sich nicht mitfreuen, man muss ja neutral sein. Das war schon schwer“, sagt Caroline Stein, fügt aber mit einem Lächeln an: „Aber ich habe innerlich gejubelt.“

Mussten kräftig mit anpacken: Für das Fotoshooting mit der Heidenheimer Zeitung mussten auch Tore umgestellt werden. Foto: Rudi Penk

Miriam Wagner schwärmt von der Atmosphäre im Stadion und davon, dass so viele verschiedene Sprachen zu hören waren. Die künftige Schülerin der Maria-von-Linden-Schule (Ernährungsbereich/Chemie als Hauptfach) war als Ballkind unter anderem beim Eröffnungsspiel der Europameisterschaft England gegen Polen dabei – und bei der torreichsten Partie des Turniers, in dem Österreich nach einer 1:0-Führung mit 1:10 gegen Belgien verlor.

Das Spiel vor sich: Jessica Wagner als Ballkind. Foto: Stefanie Wagner

„Es ist einfach so, dass man als Volunteer in Bereiche kommt, in die normale Zuschauer nicht hindürfen. Zudem ist es toll, dass sich Hockeyspieler in unmittelbarer Nähe zu uns Spiele angeschaut haben. Das finde ich schön“, sagt Stefanie Wagner, die sich in der Hockeyabteilung des HSB nicht nur engagiert, sondern auch Teil des „Elternhockeys“ ist. „Ich selbst habe vorher nie Hockey gespielt. Aber es ist wichtig, dass Eltern der Spielerinnen auf diese Weise gewisse Grundlagen lernen“, sagt die Vermessungstechnikerin.

Das nächste Ziel: die Hallen-Europameisterschaft der Männer im Februar 2026 in Heidelberg. Ob als Zuschauer oder wieder als Volunteers steht dabei noch nicht fest...

Trainingszeiten beim HSB in Heidenheim

Die Hockeyspielerinnen haben in Heidenheim mittwochs von 18 bis 19.30 Uhr und freitags von 19.30 bis 21.30 Uhr Training. Das Elternhockey-Training ist freitags zeitgleich mit den Damen und Herren (19.30 bis 21.30 Uhr). Das sind die Feld-Trainingszeiten (April bis Oktober). In der Halle können die Uhrzeiten etwas abweichen.

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