Sperrung der L1164

Anwohner beschweren sich über inoffiziellen Umleitungsverkehr durch Heldenfingen

Seit die Landesstraße zwischen Heuchlingen und Heldenfingen zur Sanierung gesperrt ist, hat sich neben der offiziellen Umleitung über Altheim auch eine inoffizielle über Heldenfingen etabliert. Den Anwohnern gefällt das gar nicht.

Umleitungen bringen Umstände mit sich. Für diejenigen, die sie fahren müssen, aber auch für diejenigen, die an den Umleitungsrouten wohnen. Letztere müssen zeitweise deutlich mehr Verkehr in Kauf nehmen als sonst. Die bis Jahresende andauernde Sperrung der Umgehungsstraße zwischen Heuchlingen und Heldenfingen (L1164) bildet da keine Ausnahme: "Im Gerstetter Rathaus gehen massiv Beschwerden ein", berichtete Bürgermeister Roland Polaschek am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats. Etwa von Anwohnern in Heldenfingen.

Sie ärgern sich darüber, dass viele Verkehrsteilnehmer auf dem Weg von Dettingen bzw. der A7 in Richtung Gerstetten nicht der offiziellen Umleitung über Altheim folgen. Etwa auf halber Strecke von Heuchlingen nach Altheim biegen sie rechts ab und gelangen über den Altheimer Weg, einen Feldweg durchs Hungerbrunnental, nach Heldenfingen. Dort geht es weiter durch den Ort, bis die Fahrt auf der L1164 in Richtung Gerstetten fortgesetzt werden kann.

Anwohner der Heldenfinger Baumstraße machen sich Sorgen

Besonders die Anwohner der Heldenfinger Baumstraße beschweren sich. Die Vermutung: Weil in ihrer Straße Tempo 50 gilt - im Gegensatz zur etwas weitläufigeren Ortsdurchfahrt, wo nur 30 km/h erlaubt sind -, fährt ein Großteil des Verkehrs, der sonst auf der Umgehungsstraße unterwegs ist, nun durch ihre Straße. Mehrere Familien mit kleinen Kindern seien hier zu Hause, berichten Anwohner per E-Mail an die Heidenheimer Zeitung. Wegen des stark angestiegenen Verkehrsaufkommens und der dadurch bedingten Lärmbelastung habe man sich bereits beim Gerstetter Ordnungsamt beschwert und eine Geschwindigkeitsreduzierung sowie Verkehrskontrollen in der Baumstraße gefordert.

Eine Katze sei bereits überfahren worden, heißt es weiter. Nun sorge man sich, dass Schlimmeres passieren könnte. Die Baumstraße sei breit und kurvenlos, ein Gehweg nur einseitig vorhanden. Weil sich viele Verkehrsteilnehmer nicht ans Tempolimit hielten, versuchten die Anwohner jetzt, den Verkehr durch versetzt parkende Autos zu verlangsamen.

So sieht das Ordnungsamt die Situation in Heldenfingen

Gerstettens Ordnungsamtsleiter Rudolf Stang weiß um die Problematik. Eine Geschwindigkeitsanzeige habe man an der Baumstraße auf Anregung des Heldenfinger Ortschaftsrats bereits installiert, so berichtete er in der Gemeinderatssitzung. Auf den Feldwegen sei die Polizei regelmäßig vor Ort und kontrolliere stichprobenartig. Darüber hinaus habe man aber nicht viele Möglichkeiten. Verbote auszusprechen, sei rein rechtlich schwierig. Auch könne man die Straße nicht nur für Anwohner freigeben und für andere Verkehrsteilnehmer sperren. Zusammengefasst: "Es ist unvermeidlich, dass Leute die Abkürzung nutzen."

Abkürzung in Anführungszeichen. Denn: Tatsächlich ist die offizielle Umleitung über Altheim nur wenige Hundert Meter länger als die Strecke über Heldenfingen. Laut Google Maps geht die Fahrt auf offiziellen Wegen sogar schneller. Gemeinderat Hans Mailänder (KWG) regte an, zusätzlich zu den Umleitungsschildern mit weiteren Hinweisen dazu aufzufordern, der offiziellen Umleitungsstrecke zu folgen.

Idee einer Anwohnerin: Tempo 30 in ganz Heldenfingen

Einen weiteren Vorschlag brachte eine Heldenfinger Anwohnerin in der Gemeinderatssitzung vor: Tempo 30 in ganz Heldenfingen. Die Baumstraße, zeigte sie sich überzeugt, wäre im jetzigen Fall der Umleitung kein Streitpunkt, wenn in Heldenfingen überall nur 30 km/h erlaubt wären. Bereits vor Jahren habe sie diese Idee geäußert. Seitens der Verwaltung erinnert man sich: "Der Ortschaftsrat war eingeschaltet", fasste Ordnungsamtsleiter Stang zusammen. Letztlich habe sich das Gremium aber gegen Tempo 30 im gesamten Ort ausgesprochen. Auch, weil in der Folge rechts vor links gegolten hätte. "Momentan gibt es keine Unfälle auf der Ortsdurchfahrt und die Sorge war, dass man mehr Gefahren hervorruft, als man verhindert, wenn man die Vorfahrten ändert."

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Entscheidend in der aktuellen Situation ist aus Sicht der Gemeindeverwaltung auch noch etwas anderes: "Es ist wichtig, dass die Landesstraße gerichtet wird", sagte Stang. "Danach wird das Thema abgeschlossen sein." Das Problem ist endlich.

Was wird im gesperrten Abschnitt gemacht?

Hintergrund für die Sperrung der L1164 zwischen Heldenfingen und Heuchlingen ist die geplante Betriebserweiterung der Firma Gardena. Um diese zu ermöglichen, müssen zwei Linksabbiegespuren gebaut werden. Verantwortlich dafür zeichnet die Gemeinde Gerstetten. Im Zuge dessen saniert das Land die Fahrbahn, vorgesehen ist außerdem der Bau eines straßenbegleitenden Radwegs. Die Kosten für alle Baumaßnahmen liegen bei rund 2,5 Millionen Euro.

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