Es ist ruhig geworden um den Buddler. So haben die von vielen Hügeln (im Februar 2022 waren es 657) gebeutelten Fußballer des RSV Oggenhausen ihr Maskottchen, einen Maulwurf, scherzhaft getauft. Frank Schmidt höchstpersönlich machte den Oggenhausener Buddler bundesweit bekannt. Anfang März 2024 half sich der Trainer des Bundesligisten 1. FC Heidenheim bei einem Fernsehinterview, nachdem sein Team ein kurioses Gegentor aufgrund eines Platzfehlers kassiert hatte, mit einem Scherz: „Vor kurzem stand in der Zeitung, dass in Oggenhausen sehr viele Maulwürfe sind. Ich glaube, einer hat sich nach Heidenheim verirrt.“
Tatsächlich haben die Fußballer des RSV Oggenhausen den Maulwurf ihres Platzes verwiesen. Oder genauer gesagt: Jürgen Frey wurde zum Maulwurfsbesieger. Frey war Anfang 2024 bei der Hauptversammlung des Gesamtvereins, als die Fußballer auf ihr Problem mit dem kleinen, aber äußerst umtriebigen Säugetier hinwiesen. Zwar wurde eine zehnköpfige Task Force gegründet, doch Frey war klar: Viele Leute können da nicht helfen. Man braucht eher Geduld und Zeit. „Mein Vater war im Nebenberuf Landwirt. Ich kenne mich etwas aus“, sagt der 65-Jährige, der ursprünglich aus Baiersbronn im Schwarzwald stammt.

Der Karbid-Experte nahm sich des Projekts Buddler-Vertreibung an. Täglich war Jürgen Frey am Sportplatz und legte in die Maulwurfsgänge Kalziumkarbid. Sobald dieses mit der Bodenfeuchtigkeit in Kontakt kommt, reagiert es darauf mit Gasbildung. Auf den entstehenden unangenehmen Geruch reagieren Maulwürfe verschnupft. „Ich wusste, dass dies die Tiere vertreibt. Allerdings nicht sofort. Man hat es ja schon vorher ausprobiert, aber viel zu kurz. Die Maulwürfe werden durch den Gestank nur in ihrer Ruhe gestört, aber nicht vergiftet. Das heißt, sie ziehen sich dann einen Tag lang in ihren Bau zurück. Ist der Geruch verflogen, kommen sie wieder“, so Jürgen Frey. Also trat er knapp zwölf Wochen lang jeden Tag als Herr des Gestanks auf. Bei jedem Wetter.

Und das tat er gerne und bewusst. Denn nach einem anspruchsvollen Berufsleben hatte er sich vorgenommen, sich im Ruhestand Zeit zu nehmen. Nach vier Wochen wollte sich allerdings noch kein Erfolg einstellen. Da habe er zwischenzeitlich ans Aufgeben gedacht, gesteht Frey. Der RSV Oggenhausen habe beim Landratsamt Heidenheim sogar einen Antrag auf tödliche Fallen gestellt. Dessen Bearbeitung dauerte – und zwei Wochen später bekam Frey, wie es in der Sportsprache heißt, eine zweite Luft: „Man hat gesehen, dass die Hügel weniger werden. Man braucht also Zeit, um die Maulwürfe zu ärgern.“ Der Verein zog daraufhin seinen Antrag zurück – und setzte auf seinen Ausnahmekönner, was Karbid angeht. „Nach acht Wochen waren es noch weniger Hügel. Nach zwölf Wochen gab es zum ersten Mal drei Tage hintereinander keine neuen Maulwurfshügel“, erzählt Jürgen Frey.

Zwischenzeitlich wurde ab Anfang Juni der Platz öfter bespielt. Erst im September 2024 waren an drei Stellen wieder Maulwurfshügel zu sehen. „Sobald der erste Hügel wieder da war, habe ich weitergemacht“, sagt Frey. Im Frühjahr 2025 gab es nur noch teilweise im Randbereich unebene Stellen. „Die werden schon wiederkommen. Ich denke, dass man dranbleiben muss“, so Jürgen Frey, der als passionierter Tänzer (Line Dance in Nattheim) aber über genug Ausdauer verfügt.

Der Oggenhausener geht davon aus, dass es knapp 20 Maulwurfs-Familien gewesen sind. „Ich weiß nicht, wie groß die Familien waren oder sind. Aber man hat ganz klar Grüppchen feststellen können.“ Und die Maulwürfe haben es im lehmigen Boden (der Platz steht auf einer ehemaligen Sandgrube, also waren bei Frey statt Fußballschuhen Gummistiefel angesagt) sehr gut: Jürgen Frey spricht von „unglaublich vielen Regenwürmern“, einer der Hauptnahrungsquellen von Maulwürfen. „Vielleicht ist es ein Grund dafür, warum sie sich von hier so schwer vertreiben lassen. Es ist ein Paradies für sie“, sagt Frey, der aber für die Vertreibung der Buddler aus eben jenem Paradies verantwortlich ist.
Jürgen Frey: mit dem Fahrrad am Nordcap
Mittlerweile kann man den Trainingsplatz des RSV Oggenhausen für maulwurfsfrei erklären. Auf diesem tragen übrigens auch die American Footballer des HSB, die Hellenstein Rascals, ihre Heimspiele aus.
Ein halbes Kilogramm Kalziumkarbid kostet etwa 16 Euro. Jürgen Frey schätzt, dass er Kalziumkarbid im Wert von etwa 200 bis 300 Euro bislang verwendet hat. Ein Bruchteil im Vergleich zu anderen Plänen wie einer kompletten Abtragung des Bodens (Kosten bis zu 100.000 Euro).
In den Landkreis Heidenheim kam Jürgen Frey aufgrund seines Jobs: Als Maschinenbauingenieur war er 40 Jahre lang bei Siemens, Siemens/Matsushita, Epcos, TDK Electronics (alles dieselbe Firma am gleichen Standort) in Heidenheim tätig. Vor drei Jahren ging Frey in den Ruhestand. Sein erstes Ziel war das Nordcap (Norwegen), das er vier Monate lang mit dem Fahrrad erkundet hat.