Wenn man in der niedrigsten Spielklasse auf dem letzten Tabellenplatz steht, weiß man, dass man keine gute Saison spielt. „Da gibt es keine Ausreden, es ist eine schlechte Saison“, macht Andreas Feliciani klar. Der Trainer der SG Auernheim/Neresheim, die die vergangene Spielzeit noch auf Platz drei abgeschlossen hatte, nennt aber auch Ursachen: Zurzeit stehen knapp 20 Spieler, davon über die Hälfte Stammspieler, aus verschiedenen Gründen nicht zur Verfügung. „Es ist schon ein kleiner Umbruch bei uns. Wir versuchen, die Lücken zu kompensieren“, so der Neresheimer, der auch auf einige junge Spieler – zur Mannschaft gehören drei A-Jugendliche – setzt.

Der Mannschaft tut es natürlich gut, einen Spieler wie Tim Kienmoser in ihren Reihen zu haben. „Er ist unser Torgarant und hat bei uns einen hohen Stellenwert. Wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagt Feliciani über seinen Top-Angreifer, den er als ruhigen und sympathischen Typen beschreibt. 16 Tore hat Kienmoser in bislang 22 Einsätzen erzielt. Dazu kommen fünf Torvorlagen. Interessant: Eine ähnliche Quote (16 Treffer, sieben Assists) hatte der Eglinger auch in der vergangenen Saison, als die SG Auernheim/Neresheim deutlich besser war. Somit konnte er seine Leistung beibehalten.
Da komme ich mir irgendwie doof vor.
Tim Kienmoser über die Tatsache, dass es bei ihm persönlich gut läuft, die Mannschaft aber Tabellenletzter ist
„Es ist eine ganz schwierige Saison. Bei uns als Mannschaft läuft wenig bis nichts zusammen“, beschreibt Tim Kienmoser die Situation. Der Verein habe andere Ansprüche. Und er überrascht mit einer Aussage, weil es bei ihm persönlich gut läuft: „Da komme ich mir irgendwie doof vor.“
Im Vergleich zur Vorsaison wird Kienmoser nun offensiver eingesetzt. Er ist aber kein klassischer Stoßstürmer, sondern holt sich die Bälle aus dem Rückraum, wie sein Coach Feliciani beschreibt. Und Kienmoser gesteht: „Defensivere Positionen sind nicht so meins.“ Seine Treffer erzielt er oft mit dem starken rechten Fuß, viele davon im Strafraum, einige aber auch außerhalb des Sechzehners. Und einige Elfmeter waren auch schon dabei.

Obwohl er erst 25 Jahre alt ist, schwärmt Tim Kienmoser als Fan des VfB Stuttgart vom „Magischen Dreieck“ des VfB um Fredi Bobic, Krassimir Balakov und Giovane Elber, das in der Bundesliga 1995/96 und 1996/97 – also vor Kienmosers Geburt – für Furore gesorgt hatte. Gibt es denn ein aktuelles Vorbild? Ganz klar: Nick Woltemade vom VfB Stuttgart (10 Saisontore).
Es ist fast so, als ob ich zwei Persönlichkeiten hätte.
Tim Kienmoser über seinen Beruf und Fußball
Tim Kienmoser kann nicht bei jedem Training und auch nicht bei allen Spielen der SG Auernheim/Neresheim dabei sein. Er arbeitet nämlich in Stuttgart, bei der Stadtverwaltung im Personalbereich (nach seinem Studium Public Management). Im Berufsleben also eher gesittet, auf dem Fußballplatz aber eine Art Rockstar? Wie passt das zusammen? „Auf dem Platz ist es wie eine andere Welt“ sagt Tim Kienmoser. „Es ist fast so, als ob ich zwei Persönlichkeiten hätte“ schiebt er nach – und lacht.
Wegen seiner Freunde zieht es ihn aber in die Region um Eglingen/Dorfmerkingen. Kienmoser hat nämlich einst höherklassig bei den Sportfreunden in der Bezirksligamannschaft gespielt. Hier kickt noch immer sein bester Kumpel, Fabian Amon.
Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie es bei mir im Sommer weitergeht.
Tim Kienmoser
Geht’s denn für ihn selbst nach der Saison womöglich wieder in eine höhere Liga? „Um ehrlich zu sein, weiß ich nicht, wie es bei mir im Sommer weitergeht“, sagt Tim Kienmoser. Er merke, dass es vermehrt Anfragen von Vereinen gibt. Und er hat einige Optionen. Er sagt aber auch: „Ich fühle mich bei der SG Auernheim/Neresheim wohl. Für uns wäre aber viel mehr möglich.“
Vater von Tim Kienmoser kommt aus Diemantstein
Kienmoser? Woher kommt der Name? Der Vater von Tim Kienmoser stammt aus Diemantstein, einem Dorf des Marktes Bissingen im Landkreis Dillingen an der Donau.
Andreas Feliciani hat einst die zweite Mannschaft des SV Neresheim trainiert und war federführend bei der Gründung der SG Auernheim/Neresheim. Hier war er zunächst Co-Trainer von Trainerlegende Karl-Heinz Bühler. Nach weiteren Stationen bei der Neresheimer und der Härtsfelder Jugend wurde Feliciani Co-Trainer von Markus Jäger bei der SG Auernheim/Neresheim und übernahm schließlich die Mannschaft.