In Relegationsspielen geht es um sehr viel und so wirken die beteiligten Teams nicht selten verkrampft, sind die Partien nicht sonderlich schön anzuschauen. Diesen Vorwurf konnte man dem FCH und der SVE am Donnerstagabend nicht machen, beide spielten munter nach vorn, die Zuschauer sahen zahlreiche Strafraumszenen.
Es begann schon ungewöhnlich, Elversberg holte wenige Sekunden nach Anpfiff einen Eckball heraus, den der stark spielende Frans Krätzig nicht nur abwehrte, sondern glänzend in den Lauf von Niklas Dorsch spielte. Alle Spieler der Gäste waren aufgerückt und vielleicht hätte der FCHler über den zurück sprintenden Torwart hinweg abschließen sollen. Dorsch entschied sich dagegen, umspielte den Keeper zwar noch, kam dabei aber ins Straucheln und brachte den Ball nicht mehr aufs Tor.
Dem FCH fehlt zunächst die Entschlossenheit
Auch in der Folge hatten die Heidenheimer gute Gelegenheiten, doch es fehlte die Präzision, die letzte Entschlossenheit, irgendwie auch das Selbstvertrauen. Besser machten es die Gäste, die mehrfach ansehnlich kombinierten und zwei ihrer Chancen zu einer 2:0-Führung nutzten. War das nun einfach gut gespielt oder schlecht verteidigt? Die Antwort liegt wohl irgendwo in der Mitte. Auf jeden Fall bestätigte die SVE ihre spielerische Klasse, dass man gegen die Saarländer aber auch anders verteidigen kann, zeigte sich in der zweiten Hälfte.
Zuvor gab es noch den vermeintlichen Anschlusstreffer durch Omar Traore, doch der wurde von Schiedsrichter Sven Jablonski nach Eingriff des Videoassistenten wegen einer Abseitsstellung von Marvin Pieringer zurückgenommen. Der ging zwar nicht zum Ball, wurde eigentlich in dieser Szene gefoult, die Unparteiischen werteten dies aber als aktive Teilnahme.
Dreierwechsel zeigt Wirkung
Sei’s drum, auch wenn der Treffer nicht zählte, hatte er Wirkung. „Ich glaube, das Tor war noch mal ein Signal vor der zweiten Halbzeit und deswegen unfassbar wichtig“, sagte FCH-Kapitän Patrick Mainka und in der Tat drehte der nach einem Dreierwechsel – Leo Scienza, Paul Wanner und Budu Zivzivadze kamen für Dorsch, Pieringer und Adrian Beck – mächtig auf. Allerdings: Nur kurz nach dem Seitenwechsel kam Elversbergs Muhammed Damar völlig frei zum Kopfball und hätte mit dem 0:3 wohl für die Entscheidung sorgen können.
So aber blieb der FCH im Spiel und startete einen Angriff nach dem anderen. Gerade Scienza sorgte oft für Wirbel und leitete auch die beiden Treffer zum Ausgleich ein. Am Ende trafen die Heidenheimer nicht bei den herausgespielten Szenen, sondern durch Abstauber von Tim Siersleben und Mathias Honsak. Das kann aber auch ein Fingerzeig sein, der Druck, das entschlossene Nachsetzen führte letztlich zum Erfolg. Und es war zu sehen, dass die andauernde Intensität den spielfreudigen Saarländern zu schaffen machte. Zum dritten Treffer reichte es Heidenheim trotz einiger Chancen nicht mehr, alles in allem war das 2:2 aber auch ein gerechtes Ergebnis.
Alles wieder auf null gestellt
So geht es am Montag wieder bei null los, auch psychologisch ist kein Vorteil auszumachen. Elversberg hat auswärts nicht verloren, der FCH hat ein 0:2 aufgeholt. Ein Vorteil ist, dass die Auswärtstorregel abgeschafft wurde, bei jedem Unentschieden in Elversberg würde es also in die Verlängerung und letztlich auch ins Elfmeterschießen gehen.
Für viele Heidenheimer Fans liegt der Schlüssel nun in der Aufstellung der zweiten Halbzeit, doch so einfach ist es nicht. War es doch eben gerade die von der Bank kommende Qualität, die in diesem Spiel noch einmal für die Wende gesorgt hat. Und es ist fraglich, ob sich die Teams im Stadion an der Kaiserlinde nochmals so ein wildes Duell liefern. „Ich bin nicht der Meinung, dass das gleiche Spiel zu erwarten ist, das wird anders werden“, so Frank Schmidt. Heidenheims Trainer weiß sehr wohl, dass kurz vor der Entscheidung in den Köpfen der Spieler einiges vorgehen wird.