Gemeinsam auf dem Platz: Wer kann schon von sich behaupten, sich mit Bundesligaprofis gemessen zu haben? Die Spielgemeinschaft Herbrechtingen/Bolheim steht vor dem größten Spiel ihrer Geschichte, wenn am Mittwoch der 1. FC Heidenheim zu einem Freundschaftsspiel auf dem Bolheimer Sportgelände zu Gast ist (Anpfiff ist um 18.30 Uhr). „Die Vorfreude ist riesig. Zugleich haben wir aber auch Respekt davor, dieses Spiel ausrichten zu dürfen“, sagt Matthias Hadaschik. Der stellvertretende Leiter der Fußballabteilung des SV Bolheim ist zusammen mit Abteilungsleiter Maximilian Mayer und Raimund Martin (Vorstandsmitglied des Gesamtvereins) federführend bei der Organisation des besonderen Spiels, das zu Ehren des 125-jährigen Bestehens des SVB ausgetragen wird.
Im vergangenen Jahr hatte der Verein keine einfache Phase, profitierte aber letztlich auch vom Einsatz des 1986er Jahrgangs, zu dem etwa auch Hadaschik und Martin gehören. Letzterer rückte aus der Leitung der Fußballabteilung in den neu aufzustellenden Vereinsvorstand auf – und Hadaschik übernahm Martins Posten in der Fußballabteilung. Umgekehrt wäre es auch möglich gewesen, sagt Raimund Martin, der seit 32 Jahren für den SVB (und nun die SG) kickt (inzwischen in der Reserve) und seine Karriere bei der SG eines Tages beenden wird. Zusammen sind Martin und Hadaschik auch schon aufgelaufen, zudem waren sie in einem Hobbyteam aktiv, dessen Namen sie aber lieber nicht in der Zeitung lesen möchten. Ein Blick, ein gegenseitiges Nicken – die Bolheimer Jungs verstehen sich blind.
70 Helfer sind am Spieltag im Einsatz
Anfang des Jahres bewarben sich die Bolheimer, die der erste eingetragene „Vereinsfreund“ des FCH sind (inzwischen sind es über 250/auch die TSV Herbrechtingen ist ein „Vereinsfreund“), per E-Mail darum – und bekamen wenige Tage, nachdem Heidenheim in Elversberg den Klassenerhalt in der Bundesliga gesichert hatte, die Zusage. Die Ausrichtung so eines Freundschaftsspiels bedarf vieler Helfer. „Im zentralen Orgateam sind wir zehn Leute. Am Mittwoch selbst werden 60 bis 70 Helfer im Einsatz sein“, erzählt Hadaschik. Dann werden alle Abteilungen der Spielgemeinschaft mit anpacken, zum Beispiel bilden die Herbrechtinger Ringer den Ordnungsdienst, die Turner werden auf den Parkplätzen die Besucher einweisen. Überhaupt spielen Parkmöglichkeiten eine große Rolle bei den Planungen (siehe Infokasten).
Ein großes Plus ist sicherlich, dass die Spielgemeinschaft bereits eine gute Zusammenarbeit mit dem FCH pflegt. So liefen die Heidenheimer Oberliga-Fußballerinnen in ihrem letzten Spiel der vergangenen Saison in Bolheim auf. „Ende August/Anfang September dürfen wir bei uns die Spiele der U19 und U17 austragen“, erzählt Matthias Hadaschik. „Unser Platz ist in einem sehr guten Zustand. Es ist zwar kein Bundesligarasen, aber wir brauchen uns nicht zu verstecken“, so der 39-Jährige.

Am Montagabend wurde der Kader der SG Herbrechtingen/Bolheim bekanntgegeben. Zu diesem zählen 25 bis 27 Spieler. „Es geht darum, einen guten Mix zu finden, damit möglichst viele zum Einsatz kommen. Wahrscheinlich hält man eh nicht länger als 45 Minuten durch“, sagt Hadaschik mit einem Augenzwinkern.
Manche, wie zum Beispiel Manuel Geiger, haben bereits gegen den FCH gespielt. Der Kapitän der Spielgemeinschaft gehörte im Juni 2013 zu einer Brenztalauswahl, die sich in Sontheim mit dem damaligen Drittligisten messen durfte. Der FCH siegte mit 11:1, den Ehrentreffer für die Gastgeber hatte damals Gabriel Friedrich erzielt.
Solch seltene Tore der Amateurkicker können ab und zu bejubelt werden. Im Juni 2013 verwandelte Christian Zink einen Handelfmeter für den FC Härtsfeld, der gegen den FCH nur mit 1:7 verlor. Matthias Kolb war im Sommer 2015 erfolgreich beim 1:9 der TSG Schnaitheim. Im Juli 2018 traf Matthias Waldenmayer sogar zum 1:0 der Sportfreunde Fleinheim gegen den FCH, am Ende mussten die Fleinheimer aber 16 Tore hinnehmen. Historisch war auch ein von Torhüter Matthias Nannt parierter Elfmeter (von Timo Beermann) im Trikot der SG Heldenfingen/Heuchlingen im Juli 2015.
Wir sind froh, wenn wir einen Eckball herausholen können.
Raimund Martin im Scherz
Und welche Ziele verfolgt die SG Herbrechtingen/Bolheim, die in der Kreisliga A3, der zweitniedrigsten Spielklasse, aufläuft, für ihr Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Heidenheim? „Ich glaube, ein Tor erzielen zu wollen, wäre vermessen“, sagt Matthias Hadaschik. Und Raimund Martin schiebt scherzend nach: „Wir sind froh, wenn wir einen Eckball herausholen können.“
Das Hauptaugenmerk liege woanders. Zum einen gehe es um einen möglichst reibungslosen Ablauf und eine gute Stimmung. Zu dieser wollen die Gastgeber mit drei geöffneten Kassen (Karten gibt es nur hier/Abendkasse), drei Grills (bestellt sind 2000 Grillwürste) sowie zwei Kühlwägen und einer Kühlkammer beitragen (90 Kisten Bier/900 Liter).
Trainer Eduard Waldmann spielte schon 2023 gegen den FCH
Und sportlich? „Die Jungs sollen es genießen, vor so einer Kulisse spielen zu dürfen. Es ist ein einmaliges Erlebnis“, betont Raimund Martin. Die Gastgeber rechnen mit 1500 bis 2000 Zuschauern. In Schnaitheim waren es im vergangenen Jahr 2000, ähnlich viele gab es 2023 beim Freundschaftsspiel des FCH in Mergelstetten. Damals war übrigens Eduard Waldmann Mergelstetter Trainer. Nun ist der 49-Jährige neuer Coach der SG Herbrechtingen/Bolheim – und darf sich somit erneut mit den Heidenheimer Fußballern messen. Damit ist er aber die absolute Ausnahme…
Shuttlebus von Herbrechtingen nach Bolheim
Einige Parkmöglichkeiten am Sportplatz des SV Bolheim, der Buchfeldhalle, der alten Turnhalle und auf zwei Feldern gibt es zwar. Es wird aber auch ein kostenloser Busshuttle angeboten. Der 60-Personen-Bus pendelt vor Spielbeginn am Mittwoch von 16.30 bis 18.30 Uhr zwischen Herbrechtingen ab Baumschulenweg und Bolheim An der Brücke. Von hier aus sind es knapp drei Minuten Fußweg zum Sportplatz. Nach Spielende pendelt der Bus von 20.30 bis 22. Uhr zwischen Bolheim und Herbrechtingen.
Für die SG Herbrechtingen/Bolheim geht es am Donnerstag mit dem Abbau weiter. Am Freitag beginnt bereits der Aufbau für das Herbrechtinger Stadtfest, auf dem die SG mit drei Ständen vertreten sein wird.
Matthias Hadaschik spielte 17 Jahre für die TSV Herbrechtingen Fußball, ehe er ab 2013 zwei Saisons für den SV Bolheim auflief. Seit 2015 lebt er in Bolheim.