Leserbrief

Berliner Polizei handelte nicht verhältnismäßig

Leserbrief zu Auseinandersetzungen zwischen der Polizei und Fans beim Fußball-Bundesligaspiel zwischen Union Berlin und dem 1. FC Heidenheim:

Was sich am vergangenen Wochenende in Berlin rund um das Auswärtsspiel des 1. FC Heidenheim abgespielt hat, wirft berechtigte Fragen auf. Ausgangspunkt war offenbar das Anbringen von ein paar Fan-Aufklebern in einem Zug – ein Vorgang, der zwar formal eine Sachbeschädigung darstellen kann, aber im Fußballkontext eher zur gängigen Fankultur gehört. Wer regelmäßig in Stadien oder öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, weiß, wie verbreitet solche Sticker sind. Dass eine solche Bagatelle dann einen massiven Polizeieinsatz mit Schlagstöcken, Reizgas und mehreren Verletzten nach sich zieht, lässt Zweifel an der Verhältnismäßigkeit aufkommen. Natürlich: Gewalt gegen Einsatzkräfte ist nicht zu tolerieren. Aber man muss sich fragen, wie es überhaupt so weit kommen konnte.

Ob eine Festnahme im Vorfeld eines Bundesligaspiels wegen eines Aufklebers taktisch sinnvoll war, darf kritisch hinterfragt werden. Die Heidenheimer Fanszene ist in dieser Saison durchweg positiv aufgefallen – friedlich, organisiert und mit Herzblut dabei. Dass die Situation derart eskalierte, überrascht umso mehr und zeigt, wie schnell sich kleine Auslöser zu großen Konflikten hochschaukeln können, wenn die Deeskalation auf der Strecke bleibt. Gerade in aufgeheizten Fußballumfeldern braucht es Fingerspitzengefühl, Dialogbereitschaft und eine kluge Einsatzstrategie. Leider scheint genau das am Samstag gefehlt zu haben.

Christian Schmid, Heidenheim

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