Dieses Bild aus der Voith-Arena darf einfach nicht fehlen: Weil Anhänger des 1. FC Heidenheim lange nach Ende der Partie gegen den SV Elversberg am Kiosk in der Voith-Arena zu dem Lied „Fantasy Girl“ von „Johnny O“ tanzten, war für „ran“ die Welt in Ordnung. „Die Fans in Heidenheim reißen nach dem Relegations-Hinspiel im El-Dorfico-Style ab!“, lautet die Beschreibung unter dem Videoclip auf der Facebookseite der Sendung, die das Spiel als „Joyn/ran“ übertrug. Zuvor hatte sich Kommentator Wolff Fuss an der Heidenheimer Feuerwurst fast verschluckt. Scharf können sie halt im „Dorf“.
Das, was darum gemacht wird, tangiert mich nicht.
FCH-Trainer Frank Schmidt über Begriffe wie „El Dorfico“
Ein Begriff, der Frank Schmidt wiederum nicht so schmeckte: „Wir sind eine Stadt, eine Mittelstadt“, hatte der FCH-Trainer Moderator Matthias Opdenhövel am Donnerstagabend korrigiert, als dieser wiederum den Begriff „El Dorfico“ fallen ließ (ironisch angelehnt an das „El Clásico“ zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, den wohl nach eigenen Ansprüchen besten Mannschaften der Welt). Am Sonntag, also drei Tage später, war Schmidt aber voll auf das sportliche Geschehen fokussiert. Das Drumherum um das Hinspiel habe ihn „nur am Rande interessiert“, so der 51-Jährige: „Für mich als Trainer gilt: Ich weiß, worum es geht, um die Bundesliga. Das ist das Einzige, was zählt. Wir sehen die sportliche Aufgabe, diese Brisanz, diese Chance. Das, was drum gemacht wird, tangiert mich nicht.“
Heidenheim gegen Elversberg – eine Konstellation, die im Vorfeld des ersten Duells mit viel Spott und Häme überzogen wurde. Selbst die Deutsche Bahn, über die gerne Witze gemacht werden, hatte sich dazu berufen gefühlt, die Partie auf ihrem Instagram-Account „dbpersonenverkehr“ auf die Schippe zu nehmen. Was erlauben Pannen-Bahn?
Der FCH selbst geht mit solchen Sticheleien locker um. Dabei ist es schon erstaunlich, dass noch immer Klischees bedient werden, wenn die Heidenheimer Fußballer in ein größeres mediales Scheinwerferlicht geraten. Seit Jahren gilt der FCH-Weg als einer des Erfolgs, der teilweise sogar mystisch glorifiziert wird. Die Heidenheimer haben jetzt zwei Spielzeiten in der Bundesliga hinter sich, feierten große Siege, zum Beispiel gegen den FC Bayern München in der Saison 2023/24, spielten international in der Conference League und bereiteten hier dem FC Chelsea beim 0:2 größere Probleme.

Aber: In der Relegation gegen den SV Elversberg ging es zurück auf Los. Hier wurde wieder das Bild einer „Dorf-Relegation“ bedient, wie die „Süddeutsche Zeitung“ titelte. Also dem Duell zweier kleiner Klubs. Das Image wird der FCH nicht so leicht los, was Frank Schmidt allerdings auch egal ist. „Wir haben uns in dieser Schublade immer sehr wohlgefühlt“, wurde der FCH-Trainer von der „Süddeutschen Zeitung“ vor dem Spiel zitiert.
Abgerechnet wird bekanntlich aber am Ende. Und da wurden ganz andere Schlagzeilen produziert: „El Dorfico“ besiegt „Germany’s next Topmodel“, titelte die Medienseite „media.de“ in Anlehnung an den Marktanteil des FCH-Heimspiels gegen Elversberg. Die Halbzeiten lagen mit 16,5 und 29,7 Prozent beim „jungen Publikum“ auf dem Niveau des vergangenen Jahres, als mit dem VfL Bochum und Fortuna Düsseldorf „deutlich populärere Clubs“ gegeneinander antraten.
Nach dem 2:2 zwischen den beiden Teams war’s also vorbei mit dem Spott. „Der Sieger in ‚El Dorfico‘? Der Fußball!“, titelte der „Kicker“ anerkennend auf seiner Homepage und schwärmte förmlich von „Tempo, Technik und Toren“. Der spektakuläre Schlagabtausch sei eine Werbung für den Fußball gewesen, urteilte Kicker-Jounralist Chris Bichele, der den FCH seit seinem Bundesliga-Aufstieg begleitet. „Der Nordschleswiger“ sah es ähnlich: „Das vermeintliche Zwergen-Duell wurde zur großen Fußballshow“, analysierte die deutschsprachige Online-Zeitung in Dänemark. Das Spiel habe „beste Unterhaltung“ geboten.
FCH-Trainer Frank Schmidt ist kein Hellseher
Ob das Rückspiel am Montag, 26. Mai, auch so viel Spektakel liefert (20.30 Uhr, Elversberg)? Nach der Partie am Donnerstag hatte Frank Schmidt erklärt, dass so eine Partie am Montag „nicht eins zu eins zu erwarten“ sei. „Es wird anders“, sagte der 51-Jährige überzeugt. Drei Tage später erklärte der FCH-Coach bei der Pressekonferenz vor dem Rückspiel, warum er das glaubt: Beide Trainer könnten auf die Schwächen, die ihre Mannschaften gezeigt hätten, reagieren. Und zugleich gehe es darum, die Stärken der Teams besser auf den Platz zu bekommen. Schmidt nannte die Großchancen der SV Elversberg als Beispiel: „Es könnte sein, dass es ein paar weniger sein werden.“ Zugleich wäre es dem Heidenheimer Trainer recht, „wenn wir so starten würden wie im Hinspiel, mit dieser Dynamik, dieser Leidenschaft“.
Allerdings falle so ein Blick nach vorne in den Bereich der „Hellseherei“, so Schmidt. Womöglich wird es also doch wieder ein „wildes Spiel“? Ein „El Fantastico“ 2.0...