Als die damalige Trainerin der rhythmischen Sportgymnastik (RSG) beim Heidenheimer Sportbund vor vier Jahren ging, blieb von der Abteilung praktisch nichts übrig. „Ich habe damals mit null Kindern übernommen“, erinnert sich Luisa Donisz. Heute, nur wenige Jahre später, trainieren unter ihrer Leitung rund 30 Mädchen im Alter zwischen sechs und 16 Jahren – und die junge Trainerin, selbst erst 22 Jahre alt, hat große Pläne.
Dabei bringt Donisz Erfahrung mit, die in der Region ihresgleichen sucht: Seit ihrem achten Lebensjahr turnte sie selbst rhythmische Sportgymnastik, startete im höchsten nationalen Leistungsniveau und trainierte zeitweise sogar im deutschen Nationalkader. „Ich war sofort im Level A drin – das ist die höchste Liga. Ich habe internationale Wettkämpfe geturnt, eigentlich alles mitgenommen“, erzählt sie.
Vom Talent zur Trainerin
Zur RSG kam Donisz damals über einen Umweg. Eigentlich turnte sie beim Kunstturnen des HSB. „Ich hatte nie genug Kraft für die ganzen Sachen“, sagt sie rückblickend. Schließlich sei ihre Trainerin auf die Eltern zugegangen und habe empfohlen, die Sportart zu wechseln. „Probiert, entdeckt – und ich war sofort drin“, sagt Donisz und lacht.

Ihr Ruf in Heidenheim sprach sich herum. Als die vorherige Trainerin ging, kontaktierte der Verein sie direkt. „Der HSB wusste, dass ich erfolgreich RSG mache. Sie haben mich gefragt, ob ich die Abteilung übernehmen möchte“, sagt sie. Mit gerade einmal 18 Jahren stimmte sie zu – und stand plötzlich ganz alleine in einer leeren Halle.
Wiederaufbau durch Mundpropaganda
„Wir haben keine Werbung gemacht. Es wusste eigentlich niemand, dass ich die RSG mache“, sagt Donisz. Die ersten Mädchen kamen über Bekannte – darunter ihre eigene Cousine. Bald sprach sich herum, dass die RSG wieder angeboten wird. „Das ist eher Mundpropaganda gewesen. Und dann wurden es immer mehr Kinder.“ Heute füllt die Halle sich wieder: Mädchen, die völlig neu anfangen, ebenso wie solche mit RSG-Erfahrung.
Das Training, das Donisz leitet, hat es in sich. Eine normale Einheit dauert drei Stunden, in den Ferien können es fünf bis sechs Stunden täglich sein. „Wir brauchen eine lange Erwärmung, um alles zu trainieren – die Dehnbarkeit, die Kraft, die Koordination. Alleine das Aufwärmen dauert in meinem Training eine ganze Stunde“, sagt sie. Der Ablauf folgt dabei einem festen Muster: Aufwärmen mit Laufen und Seilspringen, dann Krafttraining und erste Geräteübungen. Von Beginn an sollen die Mädchen ihre Geräte – Ball, Band, Reifen, Keulen oder Seil – in der Hand haben. „Damit das Gefühl und die Koordination sofort da ist.“ Anschließend trainieren die Kinder ihre individuellen Choreografien, die Donisz Stück für Stück erschwert. „Jede Gymnastin hat ihre eigene Übung. Wenn das Grundgerüst passt, wird es schwieriger.“
Die Trainerin weiß aus eigener Erfahrung, wie fordernd der Sport sein kann. „Ich komme noch aus der alten RSG. Damals war das eine andere Welt“, sagt sie. Strenge sei früher selbstverständlich gewesen, oft zu streng. Heute wolle sie es ein wenig sanfter machen: „Ich brauchte als Gymnastin eine Trainerin, die hinter mir steht und sagt: ‚Hey, du hast das toll gemacht.‘ Das möchte ich den Kindern weitergeben.“ Gleichzeitig erwartet sie Selbstständigkeit – etwas, das sie selbst stark geprägt habe. „Die Erziehung hat meine Trainerin damals übernommen. Ich war mehr in der Halle als zu Hause“, sagt sie und lacht kurz.
Erste Wettkämpfe ab 2026 geplant
Bislang hat die junge Abteilung noch an keinem Wettkampf teilgenommen. „Aber wir wollen nächstes Jahr starten“, kündigt Donisz an. Die Basis sei gelegt, nun gehe es um Feinschliff. Langfristig sieht sie ihre besten Mädchen sogar im Leistungssport – vielleicht irgendwann im Kader. „Aber das kann ich noch nicht sagen. Wichtig ist, dass sie Spaß haben und dass wir Schritt für Schritt weiterkommen.“
Dass Donisz selbst auf höchstem Niveau geturnt hat, ist im Training jederzeit sichtbar. „Ich mache manchmal kurz einen Spagat runter oder eine Übung vor und sage: Leute, so soll es aussehen“, erzählt sie. Für die Mädchen sei das motivierend – und Donisz wichtig. „Viele wissen gar nicht, wer ich bin oder was ich als Gymnastin gemacht habe. Dabei ist das ein wichtiger Teil meiner Arbeit.“

Was sie antreibt? Die Antwort kommt ohne Zögern: „Ich möchte meinen Kindern das Beste aus beiden Welten geben – aus meinen guten und meinen schlechten Erfahrungen.“ Und dabei wächst aus einer wiederbelebten Abteilung langsam ein neuer Leistungskern – angeführt von einer Trainerin, die selbst kaum älter ist als einige ihrer Schützlinge.
Zur Person: Luisa Donisz
Luisa Donisz, 22 Jahre alt, war viele Jahre Leistungssportlerin in der Rhythmischen Sportgymnastik und stand im deutschen Kader. Sie trainierte im Leistungszentrum Ulm/Neu-Ulm sowie am Olympiastützpunkt Schmiden und sammelte dort nationale und internationale Wettkampferfahrung. Heute gibt sie ihre Leidenschaft als Trainerin weiter und möchte ihr Wissen und ihre Begeisterung an die nächste Generation von Gymnastinnen vermitteln.