Zum besten Olympia-Coach gewählt

Langjähriger HSB-Fechter Ralf Bißdorf aus Schnaitheim ist US-Trainer des Jahres

Im Sommer 2024 schrieben die Florettfechterinnen der USA mit ihrem Coach Ralf Bißdorf Geschichte, holten bei den Olympischen Spielen in Paris zwei Gold- und eine Silbermedaille. Dafür erhielt der aus Schnaitheim stammende langjährige HSB-Fechter nun noch eine ganz besondere Auszeichnung: Bißdorf wurde zu Amerikas Olympia-Trainer des Jahres gewählt.

Ralf Bißdorf war schon einigermaßen verblüfft, als ihn seine „Chefin“ Kate Reisinger (Chief of Sport Performance des US-Fechtverbandes) über die Auszeichnung informierte. Die olympischen Fachverbände der USA können jedes Jahr ihre Trainer nominieren, eine mit Journalisten sowie Mitgliedern des United States Olympic and Paralympic Committee besetzte Jury trifft dann die Wahl.

„Das ist schon ein riesiges Ding, vor allem in einem Olympia-Jahr“, erklärt der 54-Jährige, der für seine Verdienste 2024 ausgezeichnet wurde. Die hätten auch kaum größer sein können, Bißdorf führte die Florettdamen bei den Spielen in Paris zum ersten Mannschaftsgold für die USA überhaupt, dazu noch zu Platz eins und zwei im Einzel.

In einer Reihe mit weltweit renommierten Coaches

Dass ein Trainer aus dem Fechtsport gewählt wurde, beispielsweise den Basketball-Coach hinter sich ließ, ist außergewöhnlich. Bißdorf reiht sich damit unter so bekannten Trainern wie Bob Kersee (Leichtathletik), Bob Bradley (Fußball) oder Chris Carmichael (Coach von Lance Armstrong) und natürlich ist er der erste Deutsche, dem diese Ehre zuteilwird.

privat

„Es ist gut für den Verband und fürs Team und schön zu sehen, dass die Arbeit so honoriert wird“, sagt der Schnaitheimer, der die amerikanischen Florettfechterinnen seit 2022 trainiert. Und das wird er auch in Zukunft tun – unabhängig von der Auszeichnung als Trainer des Jahres wurde sein Vertrag bis 2028 verlängert. Die Athleten sprachen sich für Bißdorf aus, sein Konzept überzeugte und so wird er nun das Team zu den Olympischen Spielen in Los Angeles führen.

Umbruch bei den US-Florettdamen

Dabei muss er zunächst einmal einen Umbruch verkraften, eine Fechterin aus dem Erfolgsquartett hat ihre Karriere beendet, eine andere legt dieses Jahr eine Pause ein. Dafür hat Bißdorf mit der erst 15 Jahre alten Kadettenweltmeisterin Jealyn Liu, die auch schon bei den Damen beachtliche Erfolge feierte, ein Riesentalent dazubekommen.

„Es wird spannend, wie die ganz jungen Fechterinnen integriert werden können, aber ich freue mich darauf, das sind ja Luxusprobleme“, berichtet Bißdorf, der zudem weiter bei seinem Bostoner Fechtclub sowie am College tätig ist. Die Saison hat gerade so richtig begonnen und der Schnaitheimer sammelt schon wieder Flugmeilen ohne Ende. „Wie viele, weiß ich gar nicht, zum Einlösen hätte ich eh keine Zeit“, schmunzelt Bißdorf, der mit seiner Truppe Ende Juli bei der Weltmeisterschaft in Tiflis (Georgien) antritt, im August eventuell auch mal wieder einen Abstecher in die alte Heimat machen kann.

Grüße in die alte Heimat

Vorher wird er noch ein wenig seine Auszeichnung zum Olympia-Trainer genießen, auch wenn kein Festakt vorgesehen ist. „Die Athletinnen haben mit einer Grußbotschaft geschickt und vom Olympischen Komitee ist ein Paket unterwegs. Was da außer der Urkunde drin ist, weiß ich nicht, auf jeden Fall musste ich meine Kleidergröße angeben“, erzählt Bißdorf, der bei seinen Grüßen nach Heidenheim auch den FCH bedenkt, den Fußballern im Abstiegskampf die Daumen drückt. „Ich habe für fünf Dollar im Monat ein Abo, kann alle Spiele im Stream anschauen und mache das auch, wann immer es möglich ist.“

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