Wettbewerb

So lief es für die HSB-Fechterinnen beim Coupe d'Europe 2025 in Heidenheim

Wieder einmal versammelten sich die besten Fechter aus ganz Europa in Heidenheim – dieses Mal, um im Congress-Centrum in sechs Kategorien den Coupe d'Europe auszufechten, der Europapokal für Vereinsmannschaften. Mitten drin zwei Teams von Gastgeber Heidenheimer Sportbund.

Während die vier Heidenheimer Degenfechterinnen einen Kreis bilden und ihre Hände aufeinanderlegen, stampfen ihre Gegnerinnen aus Polen energisch auf den Boden. Das letzte Wort haben jedoch die Heidenheimerinnen, die gemeinsam und in voller Lautstärke den Schlachtruf „HSB“ schreien.

Mit diesem Ruf schwören sie sich vor jedem Mannschaftsgefecht aufeinander ein. Derartige Teamrituale vor dem Gefecht haben bei den Fechterinnen lange Tradition. Anja Schünke, die Erfahrenste im Team der Heidenheimerinnen, erklärt: „Früher haben wir Lieder gesungen oder spezielle Sprüche aufgesagt. Heute haben wir etwas Simples und Emotionales gebraucht, das wir gemeinsam brüllen können.“

Emotionales Comeback

Anja Schünke feiert in diesem Jahr beim Coupe d'Europe ein emotionales Comeback nach fast zehn Jahren Pause. „Eigentlich habe ich bereits im Jahr 2015 meine Fechtkarriere beendet, um mich der Familienplanung zu widmen, aber seit dem letzten Jahr bin ich wieder dabei“, sagt die HSBlerin. „Ich konnte es einfach nicht lassen. Heute habe ich weder Musik noch irgendetwas anderes gebraucht, um mich auf die Kämpfe einzustimmen, weil ich mich so gefreut habe, wieder fechten zu dürfen“, ergänzt die mittlerweile 40-Jährige lachend.

Ganz anders bereitet sich ihre 18-jährige Teamkollegin Daria Yoosefi vor: „Bevor ich fechte, höre ich gerne englischen Rap. Vor allem die Lieder von Eminem motivieren mich sehr.“ Yoosefi ist nicht die einzige sehr junge Fechterin im Team. Neben der ebenfalls erst 18-jährigen Lisa-Marie Nüsseler, die zum ersten Mal beim Coupe d'Europe dabei ist und bald ihr Abitur macht, gehört die 21-jährige Alexandra Zittel schon zum erfahrenen Teil des Vierergespanns.

Siegerfaust und lauter Jubel

Zittel ist schon seit einigen Jahren im Sportförderprogramm der Bundeswehr und hat nun den Sprung zur Berufssoldatin auf Zeit geschafft. Das zieht eine gewisse berufliche und finanzielle Absicherung nach sich, während mehr Fokus auf den Sport gelegt werden kann. Die 21-Jährige agierte im Gefecht sehr ruhig und ließ lediglich durch die Siegerfaust ihre Freude über gewonnene Punkte heraus. Ganz anders war das bei ihrer deutlich älteren Teamkollegin Schünke, die sich immer wieder lautstark über ihre Punkte freute. „Das pusht mich extrem, ich brauche diese gelebte Emotionalität“, erklärt sie.

Dass diese Emotionalität keine Frage der Erfahrung, sondern vielmehr der Persönlichkeit ist, beweist die sehr junge Daria Yoosefi, die sich ebenfalls unüberhörbar über ihre erkämpften Punkte freute. „Ich habe zwar keine speziellen Ticks oder Rituale an Wettkampftagen, aber neben der Musik hilft es mir, mich sehr gut und lange aufzuwärmen. Dazu gehören Sprints, Dehnübungen und Übungsgefechte“, sagt Yoosefi.

Auch bei den anderen Fechterinnen gibt es keine besonderen Rituale, dafür spielt die Verpflegung eine wichtige Rolle. Alle greifen dabei auf eher leichte Kost zurück. Beispielsweise sind es bei Schünke Proteinriegel, während es bei Lisa-Marie Nüsseler auch mal Süßigkeiten sein dürfen.

Die junge Nüsseler geht sehr befreit in ihre ersten Fechtertage und möchte „einfach nur Spaß haben“. „Mir ist positives Denken wichtig, und ich möchte um jeden einzelnen Treffer kämpfen“, sagt Nüsseler. Die 18-Jährige steht trotz ihres jungen Alters schon sehr lange auf der Planche und blickt voller Tatendrang in die Zukunft: „Ich fechte bereits, seit ich sechs Jahre alt bin und möchte auch nach dem Abitur weiter machen und mein Bestes geben.“ Insgesamt haben die Heidenheimer Fechterinnen eine sehr interessante Mischung aus jahrelanger Fechterfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit vorzuweisen und „halten auch als Team zusammen“, wie Daria Yoosefi erklärt.

Erst im Achtelfinale war Endstation

Dieser Zusammenhalt ist auch von außen sichtbar, denn es kämpft zwar immer nur eine Fechterin, aber die wartenden Kolleginnen unterstützen sie zwischen den eigenen Einsätzen tatkräftig. So war Piotr Sozanski, der Trainer der Heidenheimer Damen, ist sehr zufrieden mit seiner Mannschaft. „Wir sind eine gute Einheit. Ich bin sehr glücklich mit der Art und Weise, wie es heute gelaufen ist und mit dem Ergebnis sowieso“, sagt Sozanski mit Blick auf die Platzierung unter den besten acht Teams. Die HSBlerinnen mussten sich erst im Viertelfinale den starken Ukrainerinnen, die dann auch den Turniersieg holten, geschlagen geben.

Platz 15 für die Heidenheimer Herren

Etwas weniger gut lief es tags zuvor bei den Degenherren des HSB, am Ende stand der 15. Platz. Aber auch dies war keine Enttäuschung für das Team mit Henri Breker, Erik Busch, Horant Kummer und Stephen Schuller. „Da wir gegen den späteren Sieger aus Frankreich mit einer guten Leistung ausgeschieden sind, bin ich zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft. Außerdem hatten alle Spaß, und es war eine tolle Veranstaltung“, zieht Herren-Trainer Ferenc Toth ein positives Resümee. Heidenheims wohl bester Fechter, Matthew Bülau, konnte wegen Prüfungen bei seinem Studium in der USA nicht teilnehmen.

Die HSB-Herren im Kampf gegen den späteren Sieger aus Frankreich. Markus Brandhuber

Lob für den Veranstalter

Insgesamt konnte der HSB ein positives Fazit dieser „zweiten Fechtertage“ des Jahres ziehen. „Wir haben vom europäischen Verband ein großes Lob bekommen, die Teilnehmerzahl war mit rund 60 Mannschaften ungefähr wie im Vorjahr“, sagt Cheftrainer Thomas Zimmermann. Die Degenwettbewerbe waren sehr gut besetzt, mager sah es nur im Säbel aus – dies lag aber auch an Terminüberschneidungen. „Der Verband ist da dran und im nächsten Jahr wollen wir die Zahl der Teams weiter steigern“, so Zimmermann.

Die Sieger des 65. Coupe d'Europe

Herrendegen: 1. Levallois (Frankreich), 2. Sion (Schweiz), 3. Fiamme d'Oro Rom (Italien)

Damendegen: 1. Lviv (Ukraine), 2. Beauvais (Frankreich), 3. Leverkusen (Deutschland)

Herrenflorett: 1. Roter Stern Belgrad (Serbien), Fiamme d'Oro Rom, 3. Tauberbischofsheim (Deutschland)

Damenflorett: 1. Fiamme d'Oro Rom, 2. Rapid Bukarest, 3. Steaua Bukarest (beide Rumänien)

Herrensäbel: 1. Souffelweyersheim (Frankreich), 2. Dormagen, 3. Künzelsau (beide Deutschland)

Damensäbel: 1. Dormagen, 2. Künzelsau