Trailrunning ist alles andere als gemütlich: Es bedeutet Laufen über unbefestigte Wege, steile Anstiege, Geröllpassagen und schmale Bergpfade – mitten in der Natur und oft weit weg von Straßen oder Zivilisation. Der Transalpine Run ist eines der härtesten Trailrunning-Rennen: sieben Tage, 220 Kilometer und 13.500 Höhenmeter quer durch die Alpen. In diesem Jahr stellten sich Angela Wegele und Manfred Wicht von der TSG Schnaitheim dieser Herausforderung zum fünften Mal – und meisterten die Strecke erneut als eingespieltes Team.
Wetterkapriolen und Ausrüstung
Der Start in Lech am Arlberg begann winterlich: Am Tag zuvor hatte es geschneit und kurzzeitig standen deshalb Grödel – spezielle Spikes für vereiste Passagen – als Pflichtausrüstung auf der Liste. „Wir hatten sie dabei, gebraucht haben wir sie aber nicht“, berichtet Wicht. Denn die Sonne hatte bereits zuvor fürs Schmelzen des Eises gesorgt.
Der Transalpine Run hielt auch bei der fünften Etappe ungemütliches Wetter bereit. Wegen starken Winds und Temperaturen zwischen minus zwei und acht Grad in den Bergen wurde die Strecke auf 15 Kilometer verkürzt. Der Start erfolgte an der Verpflegungsstation zwei, fast alle Teilnehmenden mussten dafür mit dem Zug nach Lavin fahren. Die Strecke war also kürzer, doch das Wetter machte den Teilnehmern zu schaffen. Aber dank guter Regenjacken blieb zumindest der Oberkörper trocken, so der Königsbronner. „Bei schönem Wetter läuft man natürlich lieber“, sagt Wicht, „aber solche Bedingungen gehören dazu.“

Und genau wegen solchen Bedingungen ist eine bestimmte Pflichtausrüstung beim Dynafit Transalpine Run vorgeschrieben. Dazu zählen unter anderem Trailrunning-Schuhe mit Profilsohle, Schuhspikes für Gletscher- oder Schneepassagen, wasserdichte Regenbekleidung, warme Zwischenschichten, Helm, Handschuhe und Mütze, Trinkbehälter, Navigationsgeräte, Notfallausrüstung, Stirnlampe, Mobiltelefon und ein Laufrucksack. Optional können zudem Laufstöcke mitgeführt werden. Empfohlen wird außerdem persönliche Verpflegung, Sonnencreme, Sportbrille, Schwamm zum Abkühlen, Trailrunning-Stöcke und etwas Bargeld – alles, um auch bei widrigen Bedingungen sicher und gut vorbereitet die Alpen zu überqueren.
Von Etappe zu Etappe
Für Wegele und Wicht ist der Transalpine Run längst mehr als ein Rennen: „Jede Teilnahme ist anders, weil sich die Strecken verändern. Es ist einfach ein gigantisches Gefühl“, erzählt Wicht.
Teamarbeit ist entscheidend. Es gibt immer Phasen, in denen man einander bei Seite stehen muss.
Manfred Wicht, Teilnehmer beim Transalpine Run
Übernachtungen sind beim Transalpine Run flexibel: Wer möchte, kann in Hotels schlafen, andere nutzen mobile Unterkünfte. Das Paar setzte auf ihr Wohnmobil, das von Freunden – inklusive Hund – jeweils zur nächsten Etappenstation gefahren und dort geparkt wurde. „Wir hatten das Glück, dass wir Freunde dabei hatten, die eine Woche Urlaub genommen haben, um uns bei unserem verrückten Hobby zu begleiten“, so Wicht. Wer lieber im Hotel übernachtet, erhält eine Tasche mit 100 Litern Fassungsvermögen, die morgens zum Gepäcktransport bereitgestellt wird – so ist das Gepäck immer rechtzeitig am nächsten Zielort.
Teamgeist auf den Trails
Den Run haben die Beiden als Team bestritten: Dabei dürfen die Mitglieder maximal zwei bis drei Minuten auseinanderliegen, so Wicht. „Teamarbeit ist entscheidend. Es gibt immer Phasen, in denen man einander bei Seite stehen muss“, erklärt der 69-Jährige. Trotz der extremen Belastung geht es den beiden nicht nur ums Gewinnen. „Man trifft Freunde, lernt neue Leute kennen, alle teilen dasselbe Hobby. Die Gemeinschaft ist das Besondere.“

Glücklicherweise blieben beide verletzungsfrei. Nur einmal kam es zu Unwohlsein, als Wicht bei einer Verpflegungsstation zu hastig gegessen hatte. „Es kann immer etwas passieren. Wir sind dankbar, dass wir ohne größere Probleme durchgekommen sind“, sagt Wicht. Eine Bandage am Knie erinnert an einen Sturz vor zwei Jahren, bei dem genäht werden musste – seitdem dient sie als Schutz über der Narbe.
Gemeinsam ins Ziel
Der Transalpine Run nimmt in der Laufkarriere von Wegele und Wicht einen sehr großen Platz ein, es war nun schon ihre fünfte Teilnahme an dieser extremen sportlichen Herausforderung. „Beim 15. Lauf haben wir beschlossen, beim 20. noch einmal mitzumachen – und diesen Wunsch haben wir uns nun erfüllt." Aller Voraussicht nach war es die letzte Teilnahme, nächstes Jahr werden die beiden 60 und 70 Jahre alt. Dennoch planen sie weiterhin sportlich aktiv zu bleiben und an der Deutschen Meisterschaft im Ultratrail teilzunehmen.
Manfred Wicht gibt klare Empfehlungen für angehende Teilnehmer und Teilnehmerinnen: „Gute Ausdauer ist Pflicht. Hochalpin trainieren, Strecken mit ähnlicher Belastung laufen. Wer noch nie einen Marathon oder Halbmarathon gelaufen ist, sollte es nicht beim Transalpine Run versuchen. Außerdem muss das Team gut zusammenpassen, weil es immer schwierige Momente geben kann.“

Wegele und Wicht belegten als Team „WeRun4Fun e.V. – TSG Schnaitheim“ den achten Platz in ihrer Altersklasse (zusammen bis 100 Jahre). Eigentlich hätten sie in einer höheren Kategorie (bis 120) starten können, doch es gab zu wenige Anmeldungen, sodass sie bei den jüngeren Teilnehmern mitliefen. „Hätte es die passende Altersklasse gegeben, wären wir bestimmt vorne dabei gewesen. Aber wir müssen uns nichts mehr beweisen – das, was wir tun, macht Spaß, belastet, ist verrückt – und solange es Freude macht, ist alles gut.“
Die gesamte Tour mit Etappen:
Die erste Etappe ging über 39 Kilometer von Lech am Arlberg (Österreich) nach Bludenz (Österreich). Weiter ging es über 33 Kilometer nach Brand (Österreich) und am dritten Tag über 49,5 Kilometer nach Klosters in der Schweiz. Bei dieser Etappe waren 3314 Höhenmeter nach oben und 3132 Höhenmeter nach unten zu bewältigen.
Etappe vier fühte über 9,4 Kilometer zum Gotschnagrat (Schweiz), danach ging es über 15 Kilometer von Nusch Dadaint (Schweiz) nach Zernez (Schweiz). Über Scuol (Schweiz/34 Kilometer) ging es schließlich auf die letzte Etappe zum Reschensee (Italien/38 Kilometer). Gesamt waren es also 220 Kilometer, dabei ging es 13.500 Höhenmeter nach oben und 13.900 Höhenmeter nach unten.