Der schon wieder! Könnte man meinen. Ist er jetzt nicht ein Berliner? Ist er. Aber Fabian Paul ist auch ein erfolgreicher Trainer aus dem Landkreis Heidenheim. Genauer gesagt: Aufstiegstrainer. Dem Schnaitheimer, der jetzt seit knapp zwei Jahren in der deutschen Hauptstadt lebt und arbeitet, ist mit den Handballerinnen der Füchse Berlin (zweite Mannschaft) über die Relegation der Sprung in die Verbandsliga gelungen. Während in seiner Heimat die Saison schon längst beendet ist, durfte Paul mit seinem Team als Vizemeister der Landesliga B das zweite Spiel der Relegation am vorletzten Juni-Wochenende bestreiten. Gegen den TSV Rudow gab’s ein 39:31, auch das Hinspiel war deutlich (39:30).
In Schnaitheim wäre es da sicherlich anders zur Sache gegangen. Da hätte ich Urlaub gebraucht.
Fabian Paul über die Aufstiegsfeierlichkeiten
Und dann? Feiern, bis der Arzt kommt? Ein klarer Fall von denkste. Selbstverständlich gab’s eine Sektdusche und natürlich war die Freude riesig. Allerdings: „Wir haben zwar ein sehr junges Team, die Spielerinnen sind aber äußerst professionell und diszipliniert“, erklärt Fabian Paul. Wohl 80 Prozent trinke keinen Alkohol. Der Fokus liege schlichtweg auf Weiterentwicklung beim deutschen Traditionsverein. „In Schnaitheim wäre es da sicherlich anders zur Sache gegangen. Da hätte ich Urlaub gebraucht“, wählt Paul einen Vergleich mit seinem Ex-Verein, der TSG Schnaitheim – und muss lachen.

Bei den Relegationsspielen habe er sich allerdings „fast wie früher gefühlt“, sagt der 33-Jährige. Beim Hinspiel war seine Mutter dabei, beim Rückspiel zum Beispiel Nick Weinandt, ehemaliger Spieler der TSG Schnaitheim (zuletzt beim TV Steinheim, jetzt in Hessen bei der HSG Pohlheim/nördlich von Frankfurt am Main). Auch Ex-Schnaitheimer Patrick Chaudhari (und ebenfalls Neu-Berliner) feuerte vor Ort an.
Ich kann von Berlin als von meinem zu Hause sprechen.
Fabian Paul
Fabian Paul sagt aber auch: „Nach zwei Jahren in Berlin fühle ich mich hier heimisch. Ich kann von Berlin als von meinem zu Hause sprechen. Ich fühle mich hier pudelwohl.“ Dabei kommt viel Besuch aus der „alten“ Heimat, erzählt Paul, der in Friedenau, einem Ortsteil des Bezirks Tempelhof-Schöneberg lebt. Auf ein klassisches Touristenprogramm möchte er dann verzichten, wobei aber zum Beispiel der Alexanderplatz einfach dazugehöre. „Ich versuche das echte Berlin zu zeigen, Schlesisches Tor oder Warschauer Straße“, so Paul.

Die Entfernungen sind aber auch ein Grund, warum er nach nur einer Saison als Coach bei den Füchsen Berlin (in Zusammenarbeit mit Co-Trainer Maik Strecker) nicht weitermachen wird. „Ich kann dieses Pensum nicht weiter abrufen und sogar noch eins draufsetzen, was nötig sein wird“, sagt Paul. Zum einen habe er knapp eine Stunde gebraucht, um zum Training zu kommen (dazu kommt der Rückweg) – trainiert wurde dreimal die Woche. Zudem ist der 33-Jährige für ein Unternehmen aus der Energiebranche viel unterwegs, zum Beispiel in London. „Manchmal ging es für mich vom Flughafen direkt in die Halle“, so Paul.
Manchmal ging es für mich vom Flughafen direkt in die Halle.
Fabian Paul
Der Verein Füchse Berlin hätte gerne mit ihm weitergearbeitet. „Sie haben sich super um mich bemüht und haben versucht, mich zu überzeugen. In der kommenden Saison wäre auch ein weiterer Trainer dazugekommen. Aber das ist nicht das, was ich will. Es ist keine Entscheidung gegen Handball oder die Füchse Berlin“, so Fabian Paul, der von einem anderen reizvollen Trainerangebot eines Berliner Regionalligisten erzählt, der sogar in seiner Nähe sei.

Er merke allerdings, dass er momentan nicht genug Energie habe. Wobei er nach dem geglückten Aufstieg wieder deutlicher besser schlafen konnte, sagt Paul. „Mal schauen, irgendwann juckt’s mich bestimmt wieder in den Fingern“, blickt er voraus. Die Tür bei den Füchsen stehe für ihn zudem immer offen.
Bringt eine Kiste Bier mit.
Fabian Pauls Wunsch an Besucher aus der alten Heimat
Und dann hat der Neu-Berliner aus Schnaitheim doch einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Kritikpunkt an seiner neuen Heimat: die Bierkultur. „Hier gibt es Berliner Pilsener, mir fehlt aber die klassische Halbe. Da bin ich auf den Import aus Süddeutschland angewiesen“, scherzt Paul, der gegenüber Besuchern aus dem Landkreis Heidenheim stets einen bestimmten Getränke-Wunsch äußert: „Bringt eine Kiste Bier mit.“
Aus Steinheim nach Schnaitheim
Fabian Paul wuchs in Steinheim auf und spielte für den TV Handball und Fußball. Später holte ihn Handballtrainer Thomas Feil zur TSG Schnaitheim, wo er lange Zeit in der ersten Mannschaft spielte.
Im November 2021 wurde Paul Sportlicher Leiter bei der TSG und war da bereits für einige Spiele Teil des Trainerteams der Schnaitheimer Frauenmannschaft. Das Team übernahm er zur Saison 2022/23, zog aber nach den ersten sechs Spielen mit Niederlagen die Konsequenzen und trat zurück. Paul blieb allerdings Sportlicher Leiter.