Am Sonntag war ihr letztes Spiel

Nach 40 Jahren: Kirsten Heißwolf beendet ihre Karriere als Handballtrainerin

Für die Landesliga-Handballerinnen der FSG Giengen/Brenz war das Spiel bei der SG Argental vergangenen Sonntag mehr als der übliche Schlussstrich unter eine Spielzeit. Es war zugleich die letzte Partie, bei der Kirsten Heißwolf ihr Team coachte, denn die 55-Jährige beendet nach stattlichen 40 Jahren als Trainerin ihre Handball-Karriere.

Dass es in Tettnang die erwartete Niederlage gegen den souveränen Meister SG Argental (36:0 Punkte) setzte, störte dabei nicht mehr. Mit Rang fünf erzielte die FSG als Aufsteiger ein starkes Ergebnis und Kirsten Heißwolf stand zum Abschluss tatsächlich erstmals mit ihren Töchtern zusammen auf dem Spielberichtsbogen und führte das Anspiel aus.

Emotional war es schon die Woche zuvor zugegangen, als beim letzten Heimspiel gegen Vöhringen (25:25) die Abteilungsleitung, ehemalige und natürlich die aktuellen Spielerinnen ihrer Trainerin für eine tolle gemeinsame Zeit dankten. In dieser stand neben dem sportlichen Erfolg immer auch der Spaß am Handballspiel im Vordergrund, wie Kirsten Heißwolfs Töchter Ina und Anna bestätigen.

Die Töchter rücken nach

„Wir waren als Team ein einziger großer Freundeskreis. Alle sind immer gerne auch im Training dabei gewesen. Das war sicher vor allem ihr Verdienst“, sagen die beiden FSG-Spielerinnen, die auch als Trainerinnen längst in die Fußstapfen ihrer Mutter getreten sind. Ina und Anna kümmern sich in einem vierköpfigen Team um den weiblichen Nachwuchs der D- und C-Jugend.

Dass hier im sprichwörtlichen Sinne der Apfel nicht weit vom Baum gefallen ist, hat gewissermaßen Tradition bei Familie Heißwolf. Schon Kirstens Eltern waren im Handball aktiv. „Ich schätze, meine Mutter war ähnlich lange Trainerin“, sagt die scheidende Übungsleiterin, die beruflich als Pharmazeutisch-Technische Assistentin arbeitet. Hinzu kommt, dass auch Ehemann Kurt in Giengen lange Jahre als Handballer auf Torjagd ging und sich bis heute ehrenamtlich für seinen Sport engagiert. Kein Wunder, dass sich die beiden einst über den Handball näherkamen.

Mit einem Abstieg wollte Kirsten Heißwolf nicht aufhören

Warum hört Kirsten Heißwolf nun auf? „Ich wollte eigentlich schon vor zwei Jahren die Trainertätigkeit beenden“, schmunzelt sie. Aber damals sei die FSG gerade in die Bezirksliga abgestiegen, „und mit einem Abstieg will man eben nicht aufhören.“ Als dann der sofortige Wiederaufstieg gelang, galt dasselbe: Die Rückkehr in die Landesliga verpflichtete quasi zum Weitermachen. Jetzt, sagt die Langzeit-Trainerin, sei der Abschied nach genau 40 Jahren „eine runde Sache“ – zumal der Klassenerhalt für ihr Team längst in trockenen Tüchern ist.

Man soll „aufhören, wenn’s am schönsten ist“, sagt Kirsten Heißwolf, obwohl das Karriereende natürlich gemischte Gefühle erzeugt. Bei allen Emotionen, die zu so einem Abschied gehören, freue sich aber darauf, die Freizeit künftig ein bisschen anders gestalten zu können. Dass sie außerhalb der offiziellen Funktion dem Handballsport treu bleibt, steht außer Frage. „Ihren“ Mädels wird sie als Zuschauerinnen weiterhin regelmäßig die Daumen drücken, daneben eröffnet sich die Möglichkeit, wieder regelmäßig am Dienstags-Training mit ehemaligen Mitspielerinnen teilzunehmen.

Nahezu alle Mannschaften betreut

Als Trainerin hat Kirsten Heißwolf fast alle Mannschaften ihres Klubs mal betreut: weibliche und männliche Jugendteams, zweite und erste Frauenmannschaft. Nur im aktiven Männerbereich sah man sie nie als Coach an der Seitenlinie. Meisterschaften und Aufstiege durfte sie feiern, ein paar Abstiege waren ebenso dabei. Auch ohne den Erwerb der Trainer-C-Lizenz („Ich hatte angefangen, wurde dann aber schwanger und musste vorzeitig aufhören“) verfügte sie über genügend Fachwissen und vor allem Erfahrung, um zahlreiche Erfolge feiern zu können.

Engagiert an der Seitenlinie: So kannte man Kirsten Heißwolf über Jahrzehnte. Markus Brandhuber

Einmal gab es auch eine Anfrage eines Vereins außerhalb des Kreises Heidenheim, der sie gerne verpflichtet hätte. Aber ein Wechsel stand für Kirsten Heißwolf stets außer Frage: Ihrer Heimat- und Geburtsstadt Giengen wollte sie immer die Treue halten.

Einst zweitbeste Torjägerin in der Oberliga

Schon mit acht Jahren durfte sie hier mit dem Handballsport beginnen. Mangels Mädchenteam trainierte sie anfangs bei den Buben mit. Bis in die Oberliga, der damals höchsten württembergischen Klasse, führte sie der Weg als Spielerin. Als erfolgreiche Rückraum-Akteurin warf sie in einer Saison die zweitmeisten Tore aller Oberliga-Spielerinnen. Und erlebte auch Kurioses.

Einmal war der Mannschaftsbus zum Auswärtsspiel auf dem Weg in den falschen Ort namens Sulz. Spät, aber gerade noch rechtzeitig kam man dahinter, dass die Reise nach Sulz am Neckar führen sollte. So blieb kaum Zeit zum Aufwärmen – und am Ende stand für die Giengenerinnen eine deftige Niederlage.

Das ist längst Geschichte. In Erinnerung werden Kirsten Heißwolf vor allem positive Erlebnisse bleiben. Es sei immer ihre Herzensangelegenheit gewesen, dass der Handballsport in Giengen weiterlebt und sich weiterentwickelt. Dass ihr das gelungen ist und bei allen Ambitionen die Freude an Sport und Spiel nie zu kurz kam, wird schon daraus ersichtlich, dass Team und Trainerin die gemeinsame Zeit mit einem längst geplanten Hüttenabend angemessen beenden werden.

So geht's bei den Handballerinnen weiter

Die Landesliga-Handballerinnen der FSG Giengen-Brenz werden künftig von Günther Keller und Joachim Mayr trainiert. Nachdem im Frauen- und Jugendbereich zwischen der TSG Giengen und dem TV Brenz längst eine Spielgemeinschaft besteht, soll dies ab der kommenden Saison auch im Männerbereich vollzogen werden.

Ina und Anna Heißwolf bleiben auch nach dem Ausscheiden ihrer Mutter der FSG als Spielerinnen treu. Ina ist 28 Jahre alt und arbeitet als Ausbilderin in der Logistik bei der BSH in Giengen. Die 26-jährige Anna hat gerade ihr Studium beendet (Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Internationales Management).

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