Beispiellose Sport-Karriere

Schnaitheims Legende Rolf Krafft erzählt von seinem Leben für den Handball

Als Rolf Krafft mit dem Handballspielen bei der TSG Schnaitheim begann, war der Zweite Weltkrieg gerade einmal drei Jahre vorbei. Seitdem hat der mittlerweile 84-Jährige den Vereinssport bei den Handballern der TSG geprägt wie kein anderer und wird nach einer unglaublichen Ära ab der kommenden Saison aus privaten Gründen etwas kürzertreten:

Seine Karriere bei der TSG Schnaitheim ist beispiellos. Eigentlich niemand kann sich den Schnaitheimer Handball ohne Rolf Krafft vorstellen. „Ganz ohne Handball werde ich natürlich nicht sein können", sagt das TSG-Urgestein. Künftig möchte Rolf Krafft aber mehr Zeit mit seiner Frau verbringen, weil sie gesundheitlich angeschlagen ist und ihren Mann sehr oft wegen der vielen Handballtermine entbehren musste.

Denn es ist so: Nicht nur seit der Einweihung der Ballspielhalle 1987 ist Rolf Krafft gefühlt mehr in der Halle als zu Hause. Für ihn ist sie so etwas wie sein zweites Wohnzimmer. „Meine beiden Jungs mussten mich, als sie klein waren, ebenfalls schon oft entbehren, weil ich sehr viel für den Handball unterwegs war", erinnert sich Rolf Krafft, dessen beide Söhne Rainer und Michael ebenfalls mit dem Handballvirus angesteckt wurden.

Es waren einfach andere Zeiten. In denen man auch im Winter mit dem Fahrrad nach der Arbeit mit der Handballtasche auf dem Gepäckträger ins Training gefahren ist.

Rolf Krafft

Rolf Krafft hat schnell in der Jugend als Flügelspieler und im Rückraum für Furore gesorgt und aufgrund seines Talentes eine Einladung als A-Jugendlicher zum Auswahltraining bekommen. Krafft erinnert sich, dass dies damals als Auszubildender (Gießer) gar nicht so einfach war, er aber einen einfallsreichen Chef hatte. „Ich hatte keinen Urlaub mehr und habe zu meinem Chef Erich Maier damals gesagt, dass ich eine Einladung zum Auswahltraining habe. Er fand das großartig und sagte, dass er sich etwas einfallen lassen wird. Obwohl ich nicht so gut in der Berufsschule war, schrieb mein Chef dann: Durch besondere Leistungen in der Berufsschule bekommt Rolf Krafft eine Woche Sonderurlaub“, erinnert sich der 84-Jährige mit einem Schmunzeln. Man hört ihm einfach gerne zu, wenn er von früher erzählt. „Es waren einfach andere Zeiten. In denen man auch im Winter mit dem Fahrrad nach der Arbeit mit der Handballtasche auf dem Gepäckträger ins Training gefahren ist. Die Jungen von heute wollen erstmal zwei, drei Stunden zu Hause ausruhen.“, sagt er.

Vor „seiner“ Ballspielhalle in Schnaitheim: Rolf Krafft. Foto: Rudi Penk

Nach seiner aktiven Karriere übernahm Krafft 1983 die erste Männermannschaft der TSG Schnaitheim als Trainer und stieg mit ihr 1987 in die Landesliga auf. Hier wurde es auf Anhieb der 3. Tabellenplatz.

Die Ballspielhalle wurde 1987 gebaut, vorher war man in der Karl-Rau-Halle aktiv. Auch daran, wie die Trainingszeiten vergeben wurden, erinnert sich Krafft lebhaft. „Der damalige Schul- und Sportamtsleiter Albert Schwarz vergab die Hallenzeiten nach der Ligazugehörigkeit der Vereine. Zuerst kam der ranghöchste Verein und irgendwann waren wir Handballer dran und bekamen dann die Zeiten, die noch übrig waren.“ Seit 1987 hat die TSG Schnaitheim diese Probleme nicht mehr, denn Rolf Krafft ist auch für die Hallenbelegung der Ballspielhalle mit zuständig.

Rolf Krafft war Schiedsrichter und auch Jugendtrainer

Auch an der Pfeife war Rolf Krafft über 20 Jahre aktiv und hat auch als Jugendtrainer große Erfolge mit diversen Oberligaaufstiegen feiern können. Alles aufzuzählen, was der 84-Jährige in mittlerweile 77 Jahren Vereinszugehörigkeit für seine TSG geleistet hat, würde den Rahmen hier um ein Vielfaches sprengen. Insgesamt hat Rolf Krafft von der TSG Schnaitheim und dem Handballverband Württemberg für seine vielen ehrenamtlichen Tätigkeiten 21 Auszeichnungen erhalten.

Auf seine Wünsche für seinen Verein und seine persönlichen Ziele angesprochen, meint Rolf Krafft: „Ich wünsche mir, dass unsere 1. Männermannschaft die Klasse in der Landesliga halten kann und allgemein das Interesse zu pfeifen steigt. Insgesamt sollten sich wieder mehr fürs Ehrenamt im Verein begeistern“, so Krafft, der für sich persönlich wünscht, dass er noch ein paar Jahre seinen Handballern mit Rat und Tat zur Seite stehen kann und 2027 das 40-jährige Bestehen der Ballspielhalle und das Jubiläum 100 Jahre Handball 2026 mitfeiern kann.

Rolf Krafft schließt die Ballspielhalle immer ab

Wolfgang Köpf, ehemaliger technischer Leiter und Schriftführer, sagte einst über Rolf Krafft: „Wer in die Fußstapfen von ihm treten will, wird sich schwertun. Es gab vor seiner Zeit kein Mitglied, das ein nur annähernd vergleichbares Engagement gezeigt hat und es wird auch in Zukunft niemanden geben, der ihm das Wasser reichen kann.“ Zumindest wird er sicher bis zum Ende die „Schlüsselgewalt“ der Ballspielhalle innehaben, sodass es auch künftig weiter heißt: „Nicht der Letzte, sondern Rolf Krafft schließt die Türe zu.“

Rolf Krafft: 77 Jahre bei der TSG Schnaitheim

29 Jahre aktiv gespielt

20 Jahre Schiedsrichter

35 Jahre Jugend- und Aktiven-Trainer

Neun ehrenamtliche Posten im Verein auf über die 77 Jahre verteilt.

Bis heute: Mitglied Ehrenausschuss, Hallenfoyer-Wirt, Hobby Hausmeister, Ausschussmitglied Handball, „Mädchen für alles“ 

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