„Spiel der Führungswechsel“

Die SG Herbrechtingen/Bolheim holt nach einem wilden Spiel einen Punkt gegen den TSV Denkendorf

Die SG Herbrechtingen/Bolheim punktet in einem spannenden Spiel gegen den TSV Denkendorf. Worüber sich SHB Trainer Sebastian Schmid ärgerte und warum er positiv auf die nächsten Spiele blickt:

Den sechsten Punkt im neunten Verbandsligaspiel holte der Aufsteiger SG Herbrechtingen/Bolheim gegen den Tabellenfünften aus Denkendorf. Mit dem letztlich verdienten 31:31 konnten zwar beide Seiten leben, aber so richtig freuen konnte sich über die Punkteteilung keiner. „Wir halten mit jedem Gegner mit und bekommen nicht aufs Dach“, so die Erkenntnis von Trainer Schmid nach dem Spiel, in dem seine Mannschaft erneut unter Beweis stellte, dass es für jeden Gegner schwer ist, gegen sie zu spielen.

Gegen die spielstarken Gäste des TSV Denkendorf, welche im bisherigen Saisonverlauf erst zwei Spiele verloren hatten, war es über 60 Minuten ein Kampf auf Augenhöhe und ein sehr ansehnliches Verbandsligaspiel vor über 300 Zuschauern in der Herbrechtinger Bibrishalle. Die kürzliche Spielpause hatte den Gastgebern sehr gutgetan, denn der formstarke Rückraumshooter der SHB Tim Kraft konnte seine Hüftprellung auskurieren und zeigte seine enorme Wichtigkeit mit neun Treffern gegen den TSV Denkendorf – der beste Werfer der SHB. Bis auf die Langzeitverletzten Patrick Jäger und Fabian Buntz konnte das Trainerteam Schmid/Kling aus dem Vollen schöpfen und wollte endlich wieder mit dem Heimvorteil im Rücken etwas Zählbares holen.  

Hin und Her in der Bibrishalle

Nervös startete der Gastgeber in die Partie und lag beim 2:4 nach knapp drei Minuten zurück. Der starke Luca Hauser und der flinke Pascal Mailänder glichen nach einer längeren Tordurststrecke nach etwa zehn Minuten zum 4:4 aus. Es war ein Spiel mit vielen Fehlern und Nickeligkeiten; ein richtiger Spielfluss kam erst nach und nach auf. Beim 8:8 und Überzahl für die Hausherren wurde dann der erste von insgesamt fünf Strafwürfen an diesem Abend vergeben – eine bisher ungewohnte, in Anbetracht des Spielausgangs aber schmerzhafte Schwäche des Aufsteigers.

Die Gäste nutzten anschließend eine kleine Schwächephase der SHB zum 12:9 nach 20 Minuten, in der nicht nur der Torhüter oft allein gelassen wurde, sondern auch im Angriff überhastet agiert wurde. Routinier René Kraft ging voran und hielt nicht nur die Abwehr zusammen, sondern glänzte auch als Torschütze. Mit vereinten Kräften wurde der Rückstand bis zur Pause in ein 15:15 umgewandelt. Trainer Schmid war dennoch nicht zufrieden mit den ersten 30 Minuten: „Das war die schlechteste Halbzeit, seit wir aufgestiegen sind. Wir haben unter unseren Möglichkeiten gespielt“, ärgerte er sich und hoffte wie die Zuschauer auf ein Happy End.

Das war die schlechteste Halbzeit, seit wir aufgestiegen sind.

Sebastian Schmid, Trainer der SHB

„Ein Spiel des ständigen Führungswechsels“ – so könnte man die zweite Hälfte sehr gut beschreiben. Das Tempo war hoch und der Kampf aller Spieler leidenschaftlich. Erneut wurden Strafwürfe und Chancen aus dem Spiel heraus leichtfertig vergeben, aber auch Denkendorf schaffte es nicht, daraus Kapital zu schlagen. Tim Kraft übernahm nun Verantwortung von der Strafwurflinie. Bis zum 27:27, knapp zehn Minuten vor dem Ende, blieb die Spannung hoch. Dann schlich sich wieder der Schlendrian ein und die abgezockten Gäste zogen acht Zeigerumdrehungen vor Schluss auf 30:27 davon.

Das Spiel drohte zu entgleiten. Doch die beiden SHB-Rückraumshooter Luca Hauser und Tim Kraft egalisierten den Rückstand knapp 90 Sekunden vor dem Ende wieder. Die Gäste legten 40 Sekunden vor dem Abpfiff nochmals vor, doch Linkshänder Adrian Akermann machte 20 Sekunden vor Schluss den Punktgewinn perfekt. Denkendorfs letzter Angriff wurde gemeinschaftlich geblockt, aber große Freude kam weder bei den Gästen noch bei der SHB auf. Angesichts des Punktgewinns gegen ein echtes Kaliber kann der Aufsteiger dennoch sehr zufrieden sein.

Gemischte Gefühle bei Trainer Sebastian Schmid

Auch Trainer Schmid war nach dem Spiel hin- und hergerissen. „Ich bin heute etwas zwiegespalten. Wir holen zwar den Punkt und ich habe auch Glückwünsche bekommen, aber wir wissen nicht, ob wir uns jetzt freuen sollen oder nicht“, begann der 44-Jährige seine Analyse kurz nach dem Schlusspfiff. „Es zeigt sich heute wieder sehr gut, wo wir im Moment stehen. Es fehlt der letzte Schritt, die Erfahrung, dann kommt auch noch Pech dazu – aber wir können definitiv mit dem Punkt leben“, so der SHB-Coach weiter. Er ergänzte: „Wenn du ohne Selbstvertrauen nach drei Niederlagen einen Punkt holst, dann spricht das für die Moral der Mannschaft. Wir lassen uns nicht hängen und stecken Rückschläge gut weg.“

Auf die Frage, ob es ein weiterer Schritt nach vorne war, sagte Schmid abschließend: „Wir machen weiter und stecken nie auf. Die Gegner zollen uns als Aufsteiger Respekt, weil wir bisher gegen jede Mannschaft mithalten. Wir haben solide Ergebnisse und arbeiten weiter, ohne zufrieden zu sein.“

Die Zahlen zum Spiel

Es spielten: Gehringer und Kovalchuk im Tor; Mannbeiß, Hauser (8), T.Kraft (9/3), Ruoff, Braun, Lindenmaier, R.Kraft (3), Mailänder (3), Mezencev (5), Soderer (1), Weller, Akermann (2/1), Englisch

Zeitstrafen: SHB: 3 (Braun, Mezencev, Akermann)  TSV Denkendorf: 5

Strafwürfe: SHB: 9  (4 verwandelt)  TSV Denkendorf: 4 (2 verwandelt)

Zuschauer: 300

Schiedsrichter: Cemre Tuna und Koray Bahadir