Der Trainer bringt es angesichts des Saisonverlaufs selbst so auf den Punkt: „Warum? Das gibt’s doch nicht!“ Die Fußballer des SC Hermaringen sind mittendrin im Kampf um den Klassenerhalt. Dabei waren sie mit viel Schwung in die Saison gestartet. Am 2. Spieltag belegte das Team von Chrisovalantis Chalkidis nach zwei Siegen den zweiten Tabellenplatz (am ersten Spieltag trat der ASV Heidenheim nicht an, deshalb bekam Hermaringen kampflos drei Punkte). Nach dem Aus im Bezirkspokal gegen Türkspor Heidenheim gab es zudem anerkennende Worte von Türkspor-Coach Denis Werner, der Ende August erklärte: „Das hört sich vielleicht komisch an. Aber Hermaringen hat eine richtig starke Mannschaft. Für mich gehören sie zu den Top fünf Teams der Liga.“
Der Sieg tut zwar gut. Wir haben aber noch nichts erreicht.
Chrisovalantis Chalkidis, Trainer des SC Hermaringen, nach dem 2:1-Erfolg in Bissingen
War es zu viel des Lobes? Im Anschluss ging es jedenfalls für Hermaringen in der Tabelle kontinuierlich nach unten. Bis zum 13. Spieltag wurde der SC auf Rang 14 durchgereicht. So einen steilen Abwärtstrend hat kein anderes Team vorzuweisen. Der Negativlauf ist jetzt zumindest gestoppt. Beim SV Bissingen drehten die Hermaringer einen 0:1-Rückstand, siegten mit 2:1 und verbesserten sich auf Rang zwölf. „Die Jungs haben verstanden, in welcher Situation wir uns befinden“, sagt Chalkidis – um aber zu betonen: „Der Sieg tut zwar gut. Wir haben aber noch nichts erreicht.“

Und trotz der sportlichen Krise stellt sich beim SC Hermaringen, ähnlich wie beim FV Sontheim in der Landesliga oder gar beim 1. FC Heidenheim in der Bundesliga, die Trainerfrage nicht. „Die Situation ist nicht zufriedenstellend, und wir haben es uns sicherlich anders vorgestellt. Aber wir haben volles Vertrauen in die Mannschaft und zum Trainerteam“, betont Christian Caro. Der Abteilungsleiter hebt hervor, dass Chalkidis positives Feedback von den Spielern erhalte.
Der Trainer macht sich selbst natürlich auch Gedanken. „Ich bin niemand, der um den heißen Brei herumredet“, betont Chrisovalantis Chalkidis. „Ich habe die Jungs gefragt, ob es zu viel im Training ist und ob es vielleicht zu professionell ist. Darüber kann man ja offen reden. Die haben alle richtig Bock darauf, es gab wirklich nur Positives von ihnen.“ Doch es kann ja nicht alles klasse sein – das weiß auch Chalkidis, der es so formuliert: „Die Tabelle lügt nicht.“

Zum einen bekommt die Mannschaft nicht immer ihr Potenzial aufs Feld, wie es Abteilungsleiter Christian Caro ausdrückt. Zum anderen gibt es immer wieder individuelle Fehler, sehr gute Torchancen werden sträflich vergeben, zählt der Trainer auf. Ein großes Manko ist aber der Ausfall einiger Leistungsträger: Roman Hatzenbühler (Knieprobleme) konnte bislang nur drei Ligaspiele absolvieren, Marius Stegmaier (Oberschenkelprobleme) immerhin elf. Gegen Bissingen wurde der 32-Jährige eingewechselt. Torhüter Leon Czichon (Probleme am Meniskus) konnte nur ein Ligaspiel dabei sein. Was aber am schwersten wiegt: Kapitän Sven Killgus (Innenbandriss) fehlt seit dem 12. Oktober. „Sven ist ein absoluter Führungsspieler, menschlich unbezahlbar“, betont Coach Chalkidis, um anzufügen: „Es soll nicht nach einer Ausrede klingen. Aber dadurch fehlt uns enorme Qualität.“
Zugleich ist die Situation auch eine Chance für andere Spieler. „Jetzt stehen die jüngeren Spieler mehr im Vordergrund und können womöglich in eine neue Rolle hineinwachsen“, erklärt Abteilungsleiter Caro. „Wir sind überzeugt, dass sie das hinbekommen“, so der 38-Jährige. Zudem hat der SC Hermaringen Spieler reaktiviert. Thomas Eberhardt zum Beispiel kommt auf bereits zwei Einsätze. Oder David Krancher. „Wir sind den Jungs dankbar, dass sie uns in einer schwierigen Phase helfen“, sagt Trainer Chalkidis über die Rückkehrer.
Ich bin Antis, nicht Jesus.
Chrisovalantis Chalkidis, Trainer des SC Hermaringen, scherzhaft auf die Frage, ob er auch noch als Spieler auflaufen wird
Doch was ist mit ihm selbst? Schließlich ist der gebürtige Grieche, der höherklassig in der Verbandsliga bei Dorfmerkingen und Essingen und dem VfR Aalen gespielt hat, noch immer topfit. Kann er Chalkidis angesichts der personellen Situation nicht auch als Spieler aushelfen? Diese Frage werde ihm ab und an gestellt, sagt der Hermaringer Trainer, der nachschiebt: „Ich weiß gar nicht, ob mein Spielerpass in Hermaringen ist.“ Doch Chrisovalantis Chalkidis wäre nicht Chrisovalantis Chalkidis, wenn er diese Diskussion mit einem einfachen Satz charmant-schlagfertig im Keim ersticken würde: „Ich bin Antis, nicht Jesus.“
Der 42-Jährige lobt lieber den Verein, der in dieser Phase Ruhe bewahre. „Die einfachste Lösung im Fußball ist es nun einmal, den Trainer zu tauschen“, so der Bolheimer, der über viel Erfahrung als Spieler und Trainer verfügt. „Bei Misserfolg, Woche für Woche, werden die Argumente immer weniger.“ Er selbst habe keine Sekunde nachgelassen, wie Chalkidis betont. „Ich bin davon überzeugt, dass wir es schaffen werden.“
Das soll aber nicht bedeuten, dass es ab und an nicht auch deutliche Worte gibt. „Wir müssen ehrlich miteinander umgehen“, sagt Chalkidis, der nachschiebt: „Nach dem Sieg in Bissingen gilt es für uns, den Schwung mitzunehmen.“ Um vielleicht das Feld von hinten aufzurollen. Damit es dann, dieses Mal positiv gemeint, heißt: „Das gibt’s doch nicht!“
Saisonaus für den Kapitän Sven Killgus?
Im Heimspiel des SC Hermaringen gegen den TKSV Giengen hat sich Sven Killgus kurz vor dem Schlusspfiff am Knie verletzt. Nach einer Operation droht dem 38-jährigen Kapitän das Saisonaus.