Wie haben die das eigentlich geschafft? Das fragt sich so manch ein Fußballkenner im Hinblick auf den Abstieg der SG Hohenmemmingen/Burgberg aus der Kreisliga A3 in die Kreisliga B4, die unterste Spielklasse im Fußballbezirk Ostwürttemberg. Der Niedergang war, tabellarisch betrachtet, schleichend. Erst im letzten Viertel der vergangenen Saison rutschte die Spielgemeinschaft auf den vorletzten Platz ab und verlor schließlich in der Relegation das entscheidende Spiel.
Wir wollen den Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen.
Nico Schellenberger
Nico Schellenberger bringt es wie folgt auf den Punkt: „Wir haben es verkackt.“ Doch noch viel wichtiger: Der 35-Jährige, eine Legende der SG Hohenmemmingen/Burgberg (und früher des FV Burgberg), kann für die Mannschaft sprechen, weil er auch weiterhin ein Teil der Mannschaft bleibt. Der Offensivspieler denkt an kein mögliches Karriereende und begründet es wie folgt: „So kann man nicht aufhören. Das würde ich mein Leben lang bereuen. Wir sind uns alle einig: Wir wollen den Karren gemeinsam aus dem Dreck ziehen.“ Heißt also: „Mein persönliches Ziel ist der sofortige Wiederaufstieg“, sagt Schellenberger.

Ähnlich offensiv formuliert es Marcel Hartmann. Der Kapitän spricht von einer „letzten Mission Wiederaufstieg“ und drückt damit, ähnlich wie Schellenberger, ein bestimmtes Gefühl aus: Die Schmach des Abstiegs persönlich wiedergutmachen zu wollen. Hartmann hat in der abgelaufenen Saison als Außenbahnspieler 21 Tore erzielt. Damit war er der viertbeste Torschütze der Liga. Gerne betont er, dass einige Elfmeter dabei gewesen sind (fünf). Allerdings liegt es auf der Hand, dass er mühelos einen anderen Verein hätte finden können. „Angebote waren da“, bestätigt der 33-Jährige kurz und knapp. Doch für den Hürberner, der jetzt in Nattheim lebt, stand schnell fest: „Ich wechsle in meiner Karriere nicht mehr den Verein.“

Diese Verbundenheit innerhalb der Mannschaft zeichnet die Spielgemeinschaft aus. Die Spieler ziehen sich gerne auch gegenseitig auf. „Marcel ist eine kleine Diva. Ich weiß schon, wie ich ihn zu nehmen habe“, sagt Nico Schellenberger mit einem Augenzwinkern über Hartmann. Früh habe er diesem deutlich gemacht: „Wir brauchen dich.“ Diese fast schon brüderliche Verbindung rührt von den Anfängen her, als Schellenberger Hartmann von gemeinsamen Hobbyturnieren zum FV Burgberg lotste. Kleine Diva? Darauf angesprochen, nimmt’s Hartmann gelassen. „Da hat Schelle schon recht. Aber es hört doch jeder gern, dass er wichtig ist. Von einer Legende sowieso“, kontert Hartmann, der als Gruppenkoordinator bei „Bosch“ arbeitet.
Markus Maier gönnt sich eine Pause
Auf eine andere Legende muss die SG Hohenmemmingen/Burgberg aber verzichten. Markus Maier sprang in der vergangenen Saison ab dem sechsten Spieltag für Timm Rabus als Trainer ein. Eigentlich wollte er nur bis zur Winterpause im Amt bleiben. Letztlich machte Maier, der bis vor zwei Jahren auch Mitglied der Abteilungsleitung gewesen ist, bis zum Saisonende weiter. Nun will der 48-Jährige eine längere Fußball-Pause einlegen.
Dafür kehrt eine andere Legende zurück: Hannes Oberhuber lief einst für den RSV Hohenmemmingen auf, war spielender Co-Trainer beim RSV und später auch Co-Trainer der SG Burgberg/Hohenmemmingen sowie Trainer der zweiten Mannschaft. Zu Beginn der vergangenen Saison hatte der Großkuchener, der in Giengen lebt, noch den Ligakonkurrenten SV Mergelstetten trainiert, ehe die Zusammenarbeit nach 14 Spieltagen endete.

Im Anschluss genoss Oberhuber die Pause und hatte mehr Zeit für seine Familie, wie er erzählt. Im Gegensatz zu Spielern wie Nico Schellenberger oder Marcel Hartmann definiert der neue Coach die Ziele etwas defensiver: „Es ist kein leichter Weg, zurück in die Kreisliga A zu kommen“, sagt der 42-Jährige. Doch auch ihm ist es wichtig, dass die Mannschaft größtenteils zusammenbleibt und die Urgesteine beider Vereine weitermachen. Und: Oberhuber weiß, wie ein sofortiger Wiederaufstieg gelingen kann. Nach der Saison 2014/15 ging es für den RSV Hohenmemmingen runter in die Kreisliga B, ein Jahr darauf war der RSV mit Oberhuber zurück in der A-Staffel.
Das Kackjahr muss aus den Köpfen der Spieler raus.
Trainer Hannes Oberhuber
Eine wichtige Voraussetzung, damit so etwas erneut gelingen kann: „Das Kackjahr muss aus den Köpfen der Spieler raus“, sagt Hannes Oberhuber. Er sagt aber auch: „Die Mannschaft und ich als neuer Trainer müssen erst einmal zusammenfinden.“

Die Trainerfindung an sich sei für die Verantwortlichen der SG Hohenmemmingen/Burgberg nicht einfach gewesen, erzählt Kai Johannes. „Wir brauchten einen Trainer, der uns für beide Ligen, die A3 und die B4, zusagt und somit beide Wege mitgeht.“ Die SG habe die Situation von Anfang an realistisch gesehen. „Wir hatten keine rosarote Brille auf“, sagt Johannes, der Abteilungsleiter beim FV Burgberg ist. Letztlich sei die Mannschaft in einen Negativstrudel geraten. „Der Kopf hat eine große Rolle gespielt“, so Johannes, der allerdings nichts schönreden möchte: „Es war letztlich ein verdienter Abstieg.“
Wir hatten keine rosarote Brille auf.
Kai Johannes, Mitglied der SG-Abteilungsleitung
Dem 35-Jährigen sei klar, dass in der klassentieferen Kreisliga B4 die SG Hohenmemmingen/Burgberg zum Favoritenkreis auf die Meisterschaft gezählt werden wird. Allerdings weist auch Johannes in seiner Rolle als Vereinsverantwortlicher auch gerne auf die Risiken hin: „Es wird nicht einfach, wir kennen zum Beispiel die Aalener Teams nicht so gut.“ Über den Umstand, dass die erfahrenen Führungsspieler bleiben, ist auch Kai Johannes froh. Er sagt aber auch, dass das Team verjüngt werden müsse. Auch dies gelte es für den neuen Coach Hannes Oberhuber in Angriff zu nehmen. Dieser sei aber insgesamt betrachtet der richtige Mann, der beim Neustart positiv vorausgehe.
Die Stimmung jedenfalls sei deutlich besser als Ende der vergangenen Saison, hat Nico Schellenberger festgestellt. Dies hat womöglich mit dem neuen Ziel vor den Augen zu tun: „Wir haben etwas geradezubiegen. Dann kann ich ruhigen Gewissens aufhören.“ Dies trifft auf viele seiner älteren Mitstreiter zu: die letzte Mission erfüllen – und mit einem Hurra womöglich abtreten.
SG Hohenmemmingen/Burgberg: Abteilungsleitung aus sechs Leuten
Die Abteilungsleitung der SG Hohenmemmingen/Burgberg besteht aus einem Gremium von sechs Leuten: Den beiden Abteilungsleitern der beiden Vereine RSV Hohenmemmingen und FV Burgberg, deren Stellvertretern sowie den beiden Spielleitern. Der Name der SG ändert sich alle zwei Jahre. In der Saison 2026/27 fungiert der Verein wieder als SG Burgberg/Hohenmemmingen.
Nico Schellenberger liebäugelte eigentlich schon seit längerem mit einem Karriereende. Für ein halbes Jahr hatte der 35-Jährige auch schon mit Fußball aufgehört. „Es hat mir aber schon etwas gefehlt“, gesteht er. Nun möchte er mit einem Wiederaufstieg abtreten.