Mehr Baseball geht eigentlich nicht: Beim 11:6 und 11:9 der Heidenheim Heideköpfe gegen die Trebic Nuclears sahen die Zuschauer sage und schreibe 13 Homeruns, knallharte Würfe der Pitcher und spektakuläre Aktion in der Verteidigung. Die Aktionen von Shortstop Simon Liedtke, der einige hart geschlagene Bälle per Hechtsprung stoppte und dann blitzschnell ans erste Base warf oder die Aktion von Centerfielder Gary Owens, der die Kugel Millimeter über der Grasnarbe fing, waren allein Eintrittsgeld wert.
„Montys“ großer Auftritt
Und spannend waren die entscheidenden Spiele der Champions-Cup-Gruppenphase auch. Trebic zeigte von Beginn an seine Klasse am Schlag, ging 3:1 in Führung. Die Heideköpfe drehten unter anderem mit Homeruns von William Germaine und Maurice Montgomery das Spiel zum 7:3, aber die Gäste gaben nicht auf, beim 7:6 war Mitte des siebten Innings noch alles offen. Dann kam Montgomerys zweiter großer Auftritt. Bei zwei Aus und zwei Mann auf Base schlug er die Kugel zum zweiten Mal aus dem Stadion, das 10:6 war die Vorentscheidung, zumal der eingewechselte Werfer Sven Schüller nichts mehr zulief. Für den elften Punkt sorgte Phildrick Llewellyn mit dem vierten Heideköpfe-Homerun (bei zwei von Trebic) des Tages.

„Zwei Homeruns in einem Spiel hatte ich noch nie, ich konnte es abends im Bett immer noch nicht glauben“, berichtet Montgomery, der zudem noch ein Double schlug, alles in allem sechs Punkte für die Heidenheimer nach Hause brachte. Seine Baseballkarriere begann einst in Fürth, sein Talent brachte ihm einen Platz am Internat in Regensburg ein, doch bei den Legionären kam er nie richtig zum Zug. Vor fünf Jahren schloss sich „Monty“, der nach einem Unfall eine längere Pause einlegen musste, den Heideköpfen an. Auch hier pendelte er lange Zeit zwischen erster und zweiter Mannschaft.
Freud und Leid
„2023 kam ich durch die Verletzung von Simon Liedtke rein, 2024 hat’s mich dann selbst erwischt und ich musste mich wieder herankämpfen, nun ist es mein Durchbruch-Jahr“, sagt Montgomery, der viel Spielzeit bekommt. Seine Steigerung führt der 25-Jährige auf viel Extra-Training zurück. „Ich habe vor allem am Feinschliff gearbeitet, mich viel mit Routiniers wie Simon Gühring unterhalten“, sagt Montgomery, der am Sonntag dann erleben musste, wie eng Freud und Leid doch beieinander liegen. Im fünften Inning wollte er eine Abwehraktion zum Double-Play vollenden, als – wie bei solchen Situationen oft geschieht – Trebics bulliger US-Amerikaner Ryan Johnson in ihn hinein rutschte und ihn dabei am Knöchel erwischte. Nach dem Spiel war noch keine Diagnose möglich, Montgomery hofft aber, mit einer Prellung und Bänderdehnung davon gekommen zu sein.
Zu diesem Zeitpunkt hatten die Heidenheimer das Spiel wieder im Griff, Trebic hatte sich nach der Niederlage vom Vortag aber noch lange nicht aufgegeben. Beim Stand von 1:4 nach zwei Innings war der Vorsprung schon fast aufgebraucht. Die Heideköpfe knüpften aber an ihre gute Schlagleistung vom Vortag an und setzten sich – obwohl die Tschechen am Sonntag sogar vier Homeruns schlugen – am Ende mit 11:9 durch. Auf Heidenheimer Seite beförderten erneut Williams sowie Ladislaus Landwehr und Kilian Redle das Spielgerät über die Begrenzung. Dass die Zuschauer an den beiden Tagen 52 Hits und 13 Homeruns sahen, war auch ein klein wenig den Bällen zuzuschreiben: Im Europapokal werden andere als in der Bundesliga verwendet, und ein bisschen bessere Flugeigenschaften können sich gravierend auswirken.
Trainer lobt die Defense
Heideköpfe-Trainer Klaus Eckle führt die Siege aber letztlich auf die starke Defense seiner Truppe zurück. „Wir waren nahezu fehlerfrei, hatten einige Highlight-Plays, das hat den Unterschied ausgemacht“, sagt Eckle, für den ein Sieg im Cup die Krönung wäre. Ganz anders als in Heidenheim liefen die Spiele in Gruppe A zwischen Bonn und dem tschechischen Meister Brünn, der sich zur allgemeinen Überraschung im ersten Spiel mit 0:15 komplett auseinander nehmen ließ. Damit war natürlich schon die Entscheidung gefallen, das zweite Spiel in Bonn wurde beim Stand von 3:0 für die Gastgeber wegen Regen unterbrochen und die frustrierten Tschechen verzichteten auf eine Fortsetzung.
Somit kommt es zu einem rein deutschen Finale – gespielt wird nur eine Partie. Sicher ein Vorteil für die Bonner mit ihrem Ausnahme-Werfer Markus Solbach, dazu kommt der Heimvorteil und der Termin. Denn gespielt wird am 30. Juli, einem Mittwoch, und unter der Woche werden nur wenige Heideköpfe-Fans mit ins Rheinland fahren können. Der Heidenheimer Trainer glaubt aber trotz all dieser Vorzeichen an eine Chance: „Wenn wir gewinnen wollen, müssen wir eben einen der besten Werfer Europas schlagen. Dann dürfen wir aber auf keinen Fall so viele Punkte kassieren, denn gegen Bonn machen wir sicher keine elf Runs“, so Eckle.
Namen und Zahlen
Heidenheim Heideköpfe - Trebic Nuclears 11:6 / 11:9
Hits: 12:10/15:15, Errors: 1:2/0:4, Schiedsrichter: Wessel/Veisz/Louisa, Zuschauer: 250/300
Heideköpfe: Hörger (DH; 1 Hits bei 5 Schlagversuchen, 2 Walks), Llewllyn (3B/C; 4/11, 1 Double, 1 Homerun, 1 RBI), Owens (CF; 2/7, 2 Doubles, 2 RBI, 1 Walk), Germaine (C/3B; 3/7, 1 Double, 2 Homeruns, 4 RBI, 1 Walk), Larry (RF; 3/9), Gühring (1B; 5/9, 1 Double, 1 RBI), Montgomery (LF/2B; 3/7, 1 Double, 2 Homeruns, 6 RBI), Liedtke (SS; 1/8, 1 RBI), Steigert (2B/P; 1/3), K. Redle (3/5, 1 Homerun, 3 RBI), Landwehr (DH; 1/3, 1 Homerun, 1 RBI), Schulz (2B/SS; 0/2), E. Redle (RF) - Pitcher: Hofmann (6 Innings, 5 Earned Runs, 5 Strike-outs), Schüller (3 I, 0 ER, 5 SO), Sommer (5 I, 6 ER, 7 SO), Steigert (3 I, 3 ER, 1 SO), Liedtke (1 I, 0 ER, 1 SO)