Von der Karibik auf die Ostalb

Baseball-Weltenbummler Phildrick Llewellyn wird bei den Heideköpfen heimisch

Im Laufe ihrer 32-jährigen Geschichte hatten Heidenheims Baseballer – die am Wochenende gegen Trebic (Tschechien) um den Einzug ins europäische Champions-Cup-Finale kämpfen – schon zahlreiche hochklassige und interessante Spieler zu Gast. Mit Phildrick Llewellyn, der auf Curacao (niederländische Antillen) geboren wurde, läuft seit Mai ein hochklassiger und vielseitiger Athlet, Spaßvogel und Weltenbummler für die Heideköpfe und scheint gerade hier genau am richtigen Ort zu sein.

Wo soll man bei Phildrick Llewellyn, der in diesem Jahr als Catcher und 3rd Baseman für die Heidenheim Heideköpfe spielt, anfangen? Vielleicht beim Namen, der so gar nicht zu einem coolen Typen aus der Karibik zu passen scheint und in der Aussprache erst einmal etwas Probleme verursacht. „Luh-wel-in“ kommt der Sache am nächsten und wie sich bei der ungewöhnlichen Ansammlung von Konsonanten vermuten lässt, stammt der Name aus dem Walisischen. Er bedeutet „wie ein Löwe“ und im 13. Jahrhundert hörte der Prinz von Wales auf diesen Namen.

Der karibische Waliser

„Ja, ich habe tatsächlich walisische Vorfahren, bin aber noch nie dazu gekommen, die zu besuchen“, sagt der 31-Jährige, der von seinen Heidenheimer Teamkollegen Wiwi genannt wird. Außer in Wales war Llewellyn aber schon so ziemlich überall auf der Welt war. Geboren wurde er in Willemstad auf Curacao, das zu den niederländische Antillen gehört, der Baseballsport führte ihn schon früh ins Mutterland nach Amerika. Bis 2015 spielte er im US-Profibaseball in der Minor Leagues für Arizona und Baltimore, bis 2018 dann in unabhängigen Ligen. Danach verschlug es ihn nach Italien, in die Niederlande und schließlich 2019 nach Deutschland.

Hier spielte Llewellyn für die Paderborn Untouchables, war aber nicht nur als Baseballer aktiv. „Wir hatten in den USA ein Haus gekauft und ich musste etwas mehr verdienen, deshalb habe ich auch Basketball gespielt, von der Saison her hat sich das gut ergänzt“, berichtet der Modellathlet, der in der Regionalliga und 3. Liga für die Paderborn Baskets auflief.

Baseball und Basketball

Aber wie war das möglich? „Mein Vater hat großen Wert darauf gelegt, dass ich sportlich vielseitig ausgebildet werde, neben Baseball und Basketball habe ich auch Leichtathletik betrieben", erklärt Llewellyn und der 1,85-Meter-Mann fügt an: „Eigentlich ist Basketball auf meine favorisierte Sportart, aber dafür bin ich zu klein, im Baseball bin ich besser.“

Weitere Stationen in der Baseball-Bundesliga waren Bonn und München-Haar, dann musste er wegen einer langwierigen Hüftverletzung pausieren. 2024 feierte er sein Comeback, spielte auch für die Nationalmannschaft von Curacao in der süd- und mittelamerikanischen Champions League, wurde dabei als bester Catcher ausgezeichnet.

Am Schlag kommt Phildrick Llewellyn bisher auf eine gute Trefferquote von 35,5 Prozent. Susanne Liedtke

Und nun also Heidenheim. „Ich wollte unbedingt in einem Gewinner-Team spielen, aber ich bin auch begeistert von der Entwicklung des Baseballs hier in Heidenheim, von den Fans, den Jugendmannschaften, dass ich mit Legenden wie Simon Gühring in einem Team spielen darf oder bei Klaus Eckle, der überall bekannt ist“, sagt der neue Catcher und 3rd-Baseman der Heideköpfe. Sein Coach gibt das Lob zurück: „Er ist ein Ausnahmespieler, der trotzdem immer mannschaftsdienlich agiert und mit seiner Energie dem Team viel gibt.“

Die Suche nach der Gewinner-Mentalität

Bei aller Professionalität bringen die Heideköpfe stets Verständnis auf. Llewellyn arbeitete bis Mai als Barkeeper auf Bonaire, einer kleinen Nachbarinsel von Curacao, musste seinen Vertrag erfüllen und stieß erst einen Monat nach Saisonbeginn zum Team. „Ich fand es toll, dass mir das ermöglicht wurde. Ich war jetzt schon bei Clubs, die wie eine große Familie sind und ich war bei Clubs, die eine Gewinner-Mentalität haben – aber die Heideköpfe haben beides“, sagt Llewellyn, der hier auch den Nachwuchs trainiert.

Er selbst hat mit seiner Leistung als Catcher und am Schlag, mit seiner Schnelligkeit das Team besser gemacht, spart auch nie mit Scherzen und sorgt für gute Stimmung. Nach holprigem Start kommen die Heidenheimer immer besser in Fahrt, sicherten sich einen Platz im Halbfinale um die deutsche Meisterschaft und starteten mit zwei Siegen gegen Karlovac in den Champions Cup. In den Heimspielen gegen die Trebic Nuclears aus Tschechien geht es nun am Samstag (19 Uhr) und Sonntag (13 Uhr) um den Einzug ins Endspiel.

Zwischen Champions Cup und deutscher Meisterschaft

Llewellyn ist zuversichtlich, auch wenn er den Gegner nur schwer einschätzen kann. „Wir sind noch nicht perfekt, aber wir haben uns im Lauf der Saison immer gesteigert, das ist besser, als wenn man wie eine Rakete startet und dann abfällt“, sagt der Spieler der Heideköpfe, der auch für die deutsche Meisterschaft Chancen sieht. Und welches Ziel ist im wichtiger? „Ich würde ja gerne mal deutscher Meister werden, weil ich das noch nie geschafft habe und noch niemand von meiner Insel“, so Llewellyn mit einem Schmunzeln. „Aber für Heidenheim wäre natürlich der Gewinn des Champions Cups eine Riesensache, würde den Verein überall bekannt machen.“

Musikprojekt in Hamburg

Llewellyn ist nicht nur vielseitiger Baseballer, Basketballer, Coach und Spaßvogel, sondern auch begabter Pianist und organisiert musikalische Events. Nach den Spielen gegen Trebic fährt er nach Hamburg für ein Projekt mit Kindern aus Bonaire. „Wir machen Musik, nehmen Videos auf, die Kinder kommen aus schwierigen Verhältnissen“, beschreibt Llewellyn seine Herzensangelegenheit, die von einem staatlichen Fonds der Niederlande finanziert wird.

Zur Ruhe kommt Phildrick Llewellyn nie so ganz, nach der Saison in Deutschland geht es zu seiner Partnerin und seinem neunjährigen Sohn in die USA, dann wird er wieder für die Nationalmannschaft von Curacao spielen. Und 2026? „Da würde ich am liebsten wieder für Heidenheim spielen und wenn möglich, auch meine Familie mitbringen.“

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