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Welchen besonderen Tanz Matchwinner Leo Scienza vom 1. FC Heidenheim aufgeführt hat

Was für ein Kerl! Durch sein Tor in der Nachspielzeit bei der SV Elversberg bleibt der 1. FC Heidenheim in der Bundesliga. Wieso Leo Scienza da fast nicht mehr auf dem Platz gestanden hätte und wie Trainer Frank Schmidt den Matchwinner lobt:

.Drama können sie einfach beim 1. FC Heidenheim. Vor zwei Jahren schoss Tim Kleindienst die Mannschaft in der 99. Minute in die Bundesliga. Am Montagabend war es nun Leo Scienza, der den FCH in der fünften Minute der Nachspielzeit und nur zwölf Sekunden vor dem vorgesehenen Abpfiff vor einer ungewissen Verlängerung bewahrte.

Das zweite Relegationsspiel verlief – wie zu erwarten war – weniger spektakulär. Beide Mannschaften hatten aus dem ersten Duell gelernt, und beiden merkte man natürlich auch Anspannung und etwas Müdigkeit an. So sahen die Zuschauer eine eher zähe Partie mit vielen Unterbrechungen, unter anderem mussten Elversbergs Sahin und Marvin Pieringer vom FCH frühzeitig vom Platz.

Zwei Mannschaften auf Augenhöhe

Die Heidenheimer Führung durch Mathias Honsak egalisierten die Hausherren verdientermaßen und erzielten kurz nach der Pause sogar das vermeintliche 2:1, das aber wegen einer Abseitsstellung zurückgenommen wurde. Es war eine ähnliche Situation wie beim Treffer von Omar Traore im Hinspiel.

Überhaupt herrschte zwischen dem Dritten der 2. Liga und dem Drittletzten der Bundesliga nahezu vollständige Ausgeglichenheit und eine Verlängerung erschien fast logisch, ehe Scienza nach feinem Pass von Paul Wanner seinen Gegenspieler auf dem rutschigen Rasen ins Leere laufen ließ und entschlossen zum entscheidenden 1:2 traf.

Leo Scienza wird zum „Mister Relegation“

Also wieder Elversberg, wo die Heidenheimer vor elf Jahren – und mit ebenfalls reichlich Durchschnaufen – den Sprung ins Unterhaus schafften, buchten sie nun ein drittes Jahr im Oberhaus. Ins gleiche Tor, in das 2014 Philip Heise den Freistoß zum erlösenden 1:1 verwandelte, traf nun Scienza und wurde endgültig zum „Mister Relegation“.

Aber man sieht wieder, dass Kritik nicht schlimmes sein muss, sondern zu einer gewissen Wertschätzung führt, wenn man nicht aufgibt.

FCH-Trainer Frank Schmidt über Leo Scienza

Zur zweiten Halbzeit des ersten Relegationsspiels eingewechselt, war der brasilianisch-luxemburgische Dribbelkünstler an allen vier Heidenheimer Toren in diesen Entscheidungsspielen beteiligt. Dabei war es für ihn zum Teil ein schwieriges erstes Jahr beim FCH, leichte Differenzen mit dem Trainer inklusive. „Nachdem er aus der 3. Liga kam, war es für ihn keine einfache Saison, auch mit mir nicht, weil ich eben gewisse Vorstellungen habe. Aber man sieht wieder, dass Kritik nicht etwas Schlimmes sein muss, sondern zu einer gewissen Wertschätzung führt, wenn man nicht aufgibt“, erklärt Frank Schmidt und lobt Scienza: „Das Kompliment geht immer an die ganze Mannschaft, aber manchmal brauchst du eben auch die Einzelspieler.

Ja, wo ist er denn? Leo Scienza (irgendwo unten im Bild) wird von seinen Mitspielern gefeiert. Foto: Eibner/Sascha Walther

Für den 26-Jährigen ist das alles kein Thema mehr, er war nach Schlusspfiff mit sich und der Welt zufrieden. „Es ist egal, wer die Tore erzielt und wer die Vorlagen macht. Für mich ist es so ein schönes Gefühl, jetzt in die Kabine zu gehen und die glücklichen Gesichter der Mannschaftskollegen zu sehen.“ Dabei hätte er fast schon vom Feld müssen. „Die letzten 10, 15 Minuten habe ich mit einem Krampf gespielt, immer geschaut, ob sich noch mal eine Situation ergibt und dann habe ich den letzten Sprint angezogen“, berichtet Scienza, der sich nach dem Tor dennoch einen kleinen Sambatanz nicht nehmen ließ.

1. FC Heidenheim: Respekt vor der SV Elversberg

Kein Heidenheimer wollte am Ende bestreiten, dass es auch ein glückliches Ende einer sehr schwierigen Saison war. Die Gegner aus dem kleinen Elversberg spielten mit bescheidenen Mitteln eine großartige Saison und boten begeisternden Fußball, ein Aufstieg wäre da nicht unverdient gewesen. Auch wenn die Saarländer (vor zwei Jahren noch in der Regionalliga) so ein bisschen vom eigenen Erfolg überholt wurden und in Sachen Stadion und Infrastruktur noch nicht einmal richtig zweitligatauglich sind.

Jawoll: FCH-Trainer Frank Schmidt freut sich nach Spielende über den Klassenerhalt. Foto: Eibner/Sascha Walther

„Wir haben das selbst schon einmal durchgemacht, du wirst Dritter, gehst in die Relegation, stehst vor einem Lebenstraum wie wir damals gegen Bremen – wenn man dann scheitert, ist das extrem bitter“, erinnert Frank Schmidt an 2020 und sagt an die Adresse des SVE und seines geschätzten Kollegen Horst Steffen: „Man kann euch nur wünschen, dass ihr gestärkt daraus hervorgeht und euch nicht unterkriegen lasst.“

Der Verein hat sich das verdient, die Fans haben sich das verdient. Kein einziger Pfiff, obwohl es eine schwache Saison war – vor allem bei uns zu Hause.

FCH-Trainer Frank Schmidt

Für Schmidt war es die erwartet schwere Relegation gegen einen offensivstarken Gegner: „Viele Trainerkollegen aus der 2. Liga haben es gesagt und wir haben es selbst erfahren, wie unfassbar schwer das zu verteidigen ist.“ In der zweiten Halbzeit habe es seine Mannschaft leidenschaftlich verteidigt, aber in der Offensive bis auf zwei Aktionen nicht viel zu Wege gebracht. „Aber wenn es dann die letzte Aktion ist, ist es der perfekte Zeitpunkt. Wir sind extrem happy, dass wir im dritten Jahr hintereinander Bundesliga spielen dürfen, das ist nicht selbstverständlich für den 1. FC Heidenheim. Der Verein hat sich das verdient, die Fans haben sich das verdient. Kein einziger Pfiff, obwohl es eine schwache Saison war – vor allem bei uns zu Hause“, so Schmidt.

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