Nach Gehirnerschütterung

Wann kehrt Kevin Müller zurück? Klarer Fahrplan fürs Comeback des FCH-Torhüters

Obwohl Kevin Müller noch etwas „dummelig“ ist, will der Torhüter des 1. FC Heidenheim nach seiner Gehirnerschütterung schnellstmöglich zurück auf den Rasen. Da er im Spiel gegen den VfL Bochum eine Kopfverletzung erlitten hat, greift aber ein festgeschriebenes Protokoll der Deutschen Fußball Liga, das die Schritte bis zu seinem Comeback festlegt:

Wann kehrt Kevin Müller auf den Rasen zurück? Mit der ersten Diagnose, dass es sich bei der Kopfverletzung „nur“ um eine Gehirnerschütterung handelt, sorgte der FCH nicht nur bei den Fans für Erleichterung. „Er hatte eine schwierige Nacht, doch jetzt geht es ihm deutlich besser“, sagte FCH-Kapitän Patrick Mainka am Samstag gegenüber dem „SWR“, „das ist die wichtigste Nachricht und macht den Tag heute einfach schön.“

Vorstandschef Holger Sanwald präzisierte die Art der Verletzung, die sich Müller nach einem Zusammenprall in der Partie gegen den VfL Bochum zugezogen hatte, im Rahmen eines Interviews in der ZDF-Sendung „das aktuelle Sportstudio“ am Samstagabend. „Er ist heute Morgen auf die Normalstation verlegt worden, er hat eine schwere Schädelprellung erlitten mit einer schweren Gehirnerschütterung.“ Die Frage nach der Ausfalldauer konnte er aber nicht eindeutig beantworten. „Er fragt schon danach, wann er wieder zurückkehren kann“, erzählte Sanwald.

Die Zurückhaltung hat einen Grund: Bei Kopfverletzungen schreibt die Deutsche Fußball-Liga (DFL), die die Vorgaben für Bundesliga und 2. Bundesliga festlegt, eine detaillierte und strenge Vorgehensweise vor. Von der Behandlung auf dem Platz, der Diagnose der Verletzung bis hin zum Wiedereinstieg ins Training gibt es vom Ligaverband verpflichtende Vorgehensweisen, die im „DFL-Protokoll Kopfverletzungen“ aufgeführt sind.

Die Behandlung auf dem Platz: Spezielles Zeitfenster bei Kopfverletzungen

Erkennt ein Schiedsrichter eine mögliche Kopfverletzung auf dem Rasen, ist er dazu angehalten, das Spiel sofort zu unterbrechen. Der Mannschaftsarzt und das medizinische Personal der Vereine können bei einem entsprechenden Verdacht die betroffenen Spieler bis zu drei Minuten auf dem Rasen untersuchen. Wenn eine schwerwiegende Verletzung des Spielers zu befürchten ist, darf die Behandlung auch länger dauern.

So wie am vergangenen Freitag: Kevin Müller wurde etwa zehn Minuten behandelt, ehe er auf einer Trage abtransportiert wurde. Auch bei glimpflichen Fällen gilt: Besteht ein begründeter Verdacht auf eine Kopfverletzung, muss der Spieler zwingend ausgewechselt werden. Die Entscheidung trifft hierbei ausschließlich der Mannschaftsarzt.

Hilfe für schnelle Diagnose: technische Mittel an der Auswechselbank

Zur besseren Einschätzung der Szenen stehen dem medizinischen Personal, das jährlich speziell in Bezug auf Kopfverletzungen geschult wird, technische Mittel zur Verfügung. Im Bereich der Trainerbank besteht unter anderem die Möglichkeit, Wiederholungen von Spielszenen sofort einzusehen. Da die Symptome verzögert auftreten können, wird beim Verdacht auf zum Beispiel eine Gehirnerschütterung eine 24-stündige Beobachtung im Krankenhaus empfohlen. Unter anderem können Störungen des Bewusstseins, Schwindel, Übelkeit oder Sehstörungen auftreten. Oder wie Holger Sanwald im Fall von Kevin Müller formulierte: „Ihm ist noch etwas dummelig, wie man auf Schwäbisch sagt.“

Der Weg zurück auf den Rasen: Vergleich mit „Normalzustand“ und graduelle Steigerung

Um den neurologischen „Normalzustand“ zu ermitteln, unterziehen sich alle Spieler vor der Saison einem sogenannten Baseline-Screening. Diese Tests untersuchen die verschiedenen Teilbereiche der Hirnfunktion, wie die Balance und die Merkfähigkeit. Mit dem Abgleich dieser Werte kann im Nachlauf der Verletzung abgeschätzt werden, ob der Spieler wieder belastbar ist. Nach einer mindestens 24-stündigen Ruhephase, an deren Ende die Symptome abgeklungen sein müssen, gibt die DFL einen fixen Rückkehrplan (Return-To-Sport) vor.

Er fragt schon danach, wann er wieder zurückkehren kann.

FCH-Vorstandschef Holger Sanwald über Kevin Müller.

An den darauffolgenden fünf Tagen wird die Belastung von leichtem Training, über fußballspezifische Übungen, kontaktlose Trainingsinhalte, dem Wiedereinstieg ins Mannschaftstraining bis hin zur Teilnahme am Spielbetrieb gesteigert. Treten dabei die Symptome erneut auf, erfolgt eine Zurückstufung in eine niedrigere Belastungsphase. Die Freigabe fürs Training und einen Einsatz im Spiel gibt der Mannschaftsarzt.

Kevin Müller darf erst zurück zwischen die Pfosten, wenn Mannschaftsarzt Andreas Heintzen (rechts) grünes Licht gibt. Foto: Eibner-Pressefoto/Sascha Walther

Damit Kevin Müller im kommenden Auswärtsspiel an diesem Samstag, 10. Mai, bei Union Berlin im Kader stehen könnte, müsste er spätestens am Dienstag mit dem Training auf der untersten Belastungsstufe beginnen. Am Montagabend meldete sich der Torhüter auf seinem Instagram-Profil zu Wort und verkündete, dass er das Heidenheimer Klinikum verlassen konnte. Obwohl Müller seiner Rückkehr entgegenfiebert, werden die beiden Vereinsärzte Andreas Heintzen und Dr. Udo Tiefenbacher ganz genau hinschauen und – wie zuletzt auch bei Budu Zivzivadze – zum Wohl des Spielers erst grünes Licht geben, wenn alle Zweifel beseitigt sind.

Aktuelle Beispiele aus der Bundesliga

Gehirnerschütterungen waren in den vergangenen Wochen mehrfach ein Thema. Oliver Baumann, der eine Woche zuvor ebenfalls mit einem Gegenspieler zusammengeprallt war, stand am vergangenen Spieltag nicht im Tor der TSG Hoffenheim. Péter Gulácsi von RB Leipzig verpasste zwei Spiele nach seiner Gehirnerschütterung, soll aber in der kommenden Partie wieder einsatzfähig sein.

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