8 1/2 Jahre beim 1. FC Heidenheim

Vom 1. FC Heidenheim zum TSV 1860 München: Torhüter Vitus Eicher im Interview

Servus, Katze! In achteinhalb Jahren bestritt Vitus Eicher für den 1. FC Heidenheim nur zwölf Pflichtspiele. Und dennoch war der Torhüter ein wichtiger Bestandteil der Mannschaft. Zur neuen Saison kehrte der gebürtige Bayer zu seinem Heimatverein TSV 1860 München zurück. Was er vorhat, wieso er Tracker für seine Badelatschen braucht und wer von ihm mit süßen Stückchen versorgt wurde verrät der 35-Jährige im Interview:

Der Mann arbeitet wie wohl kein Zweiter im Hintergrund. Sonst wäre Vitus Eicher sicherlich nicht achteinhalb Jahre beim 1. FC Heidenheim gewesen und wäre mit diesem nicht in die Bundesliga aufgestiegen. Dabei war der gebürtige Bayer als Torhüter Nummer zwei ein wichtiger Teil der Mannschaft und des Vereins.

Herr Eicher, oder besser gesagt: Katze von Erding. Wo kommt dieser Spitzname her?

Vitus Eicher: (lacht) Ach, im Training wurde ich ab und zu so genannt. Meine Heimat ist ja Erding. Wer hat’s denn zuletzt gesagt?

FCH-Zeugwart Manuel Henck. Im Abschiedsvideo für Sie … 

Der wunderbare Manu Henck. Das ist doch schön.

Was muss, das muss: Vitus Eicher vor dem Vereinswappen des TSV 1860 München. Foto: Dennis Straub

In diesem besagten Video hat Manu Henck auch etwas von GPS-Trackern für Ihre Badelatschen erzählt. Was hat es damit auf sich?

Sagen wir es mal so: Meine größte Schwäche ist die Vergesslichkeit. Das hat sich aber gebessert.

Wo landen dann die Badelatschen?

Die bleiben meistens irgendwo stehen. Dadurch, dass man als Fußballspieler viele Schuhe braucht, habe ich oft etwas vergessen. Ab und zu gab’s dann für Manu ein süßes Stückchen – und damit war das Thema erledigt. (lacht)

Etwas aus München?

(lacht) Nein. Gerade bei süßen Stückchen sind die Heidenheimer Bäcker gut aufgestellt.

Das könnte man auch beim FCH beim Thema Torhüter sagen. Sie waren achteinhalb Jahre in Heidenheim, an Kevin Müller gab’s aber kein vorbeikommen. Vor Heimspielen wurden die Keeper von den Fans auf der Osttribüne mit einem langgezogenen Müüüüü empfangen. Was war das für ein Gefühl, da Sie persönlich damit ja nicht gemeint waren?

Für mich war es kein großes Thema. Und ich habe es auch nicht als negativ wahrgenommen. Natürlich kann es komisch wirken. Aber wir zwei anderen Torhüter haben uns trotzdem als zugehörig gefühlt. Und man muss sagen: Mü hat seine Leistung gebracht und war Publikumsliebling. Er hat wenige Fehler gemacht und damit wenig Angriffsfläche für einen Torwartwechsel geboten. Und wir hatten als Mannschaft Erfolg. Warum soll man dann auf der Torhüterposition wechseln?

Ballartist: Vitus Eicher. Foto: Dennis Straub

Haben Sie jemals den Traum gehabt, dass im Stadion ihr Name gerufen wird?

In der Hinsicht nicht. Aber natürlich hat man als Fußballer das Ziel, zu spielen. Und zu Einsätzen zu kommen. Und natürlich gab es Phasen, in denen ich gedacht habe: Hey, ich bin gut drauf. Vielleicht geht jetzt mal was? Ich möchte es aber mal so ausdrücken: Mit meiner Leistung habe ich es dem Trainerteam so schwer wie möglich versucht zu machen, mich nicht aufzustellen. (grinst) 

In ihrer Heidenheimer Zeit haben Sie zwölf Einsätze in Pflichtspielen gehabt. Dazu kamen einige Einsätze in Testspielen. Wie motiviert man sich jeden Tag aufs Neue, wenn man weiß, dass man aller Voraussicht nach eh nicht spielen wird?

Aber man arbeitet stets auf diese Chance hin. Du stehst vielleicht sogar mehr unter Druck, dann da zu sein, wenn es so weit wäre. Im Fußball kann es ja nun einmal sehr schnell gehen. Und ich habe immer Spaß bei der Arbeit gehabt und habe auch gerne trainiert.

Her mit der Schale: Vitus Eicher bei der Zweitliga-Meisterschaftsfeier. Foto: FCH

Sie haben die Zweitliga-Meisterschale in den Händen gehalten und haben den FCH zwei Jahre in der Bundesliga begleitet … 

Der Wahnsinn. Obwohl meine Bundesligazeit ohne einen Einsatz geblieben ist, war diese Zeit das Nonplusultra, das Highlight.

In der Conference League durften Sie in Istanbul spielen … 

Wenn mir jemand gesagt hätte, als ich 30 war, dass ich bei einem internationalen Spiel im Tor stehen werde, hätte ich das nicht geglaubt. Das war auch eine gewisse Wertschätzung mir gegenüber.

Wie blicken Sie auf die achteinhalb Jahre beim FCH zurück?

Absolut positiv. Beim Heimspiel gegen Frankfurt war ich ja im Stadion. Es haben sich viele Leute gefreut, mich zu sehen. Und das ist etwas, was mir wiederum enorm viel gibt. Es war eine äußerst erfolgreiche Zeit für uns als Verein, in der es extrem Spaß gemacht hat. Und ich hatte das Gefühl, dass ich, obwohl ich nicht viele Einsätze hatte, innerhalb der Mannschaft, des Trainerteams und bei den Mitarbeitern des Vereins ein gutes Standing hatte.

Großes Wiedersehen mit Frank Schmidt: Vitus Eicher (links) schaute beim FCH-Heimspiel gegen Frankfurt vorbei. Foto: FCH

Sie waren im Mannschaftsrat.

Ja, die Jungs haben mich regelmäßig reingewählt. Erst mal danke an die. (lacht) Ich glaube, dass ich ganz gut mit Menschen kann. Und dass ich auch jemand bin, der seine Meinung äußert, wenn es sein muss. Trotz der wenigen Einsätze hatte ich immer das Gefühl, dass ich wichtig für die Mannschaft bin. Es ist ja nicht nur die Anerkennung auf dem Platz, sondern eine Anerkennung auch abseits des Platzes. Wenn zum Beispiel Menschen auf Dich zukommen und Dich nach Deiner Meinung fragen. 

In Heidenheim haben Sie das Vatersein quasi gelernt … 

Unsere Tochter Emilia, sie ist dreieinhalb Jahre alt, vermisst Heidenheim. Auch das Stadion und die Umkleidekabine. Dabei sind wir schon einige Monate weg aus Heidenheim. (lacht)

Ihre Frau Gloria wurde in München geboren. Ist sie denn froh, dass die Heidenheim-Zeit zu Ende ist und es zurück nach München ging?

Nein, gar nicht. Wir hatten eine schöne Wohnung in Heidenheim, es war alles fußläufig zu erreichen. Das hatte seinen Charme. Meine Frau und ich sprechen noch heute über die nette Nachbarschaft in der Hauptstraße, die sozialen Kontakte oder sogar von der Kita. Und wir haben uns in Heidenheim einen Freundeskreis aufgebaut. Die Familie Thomalla (Denis Thomalla war von Januar 2016 bis Januar 2025 beim FCH) war am Anfang meine Zweitfamilie in Heidenheim. (lacht) Ich sehe Denis regelmäßig in der Sonne sitzen, wenn ich in anrufe.

Guck, guck: Vitus Eicher fühlt sich in München sehr wohl. Foto: Dennis Straub

Nach knapp achteinhalb Jahren war für Sie beim FCH Schluss. Wie haben Sie das Ende gesehen?

Mir wurde mitgeteilt, dass mein auslaufender Vertrag nicht verlängert wird. In diesem Gespräch habe ich auch gesagt, dass das für mich in Ordnung ist. Weil auch ich das Gefühl hatte, dass es nach achteinhalb Jahren vielleicht an der Zeit wäre, etwas anderes zu machen. Und für uns als Familie war schon klar, dass wir irgendwann mal wieder heim wollen.

Ihre Laufbahn haben Sie offiziell noch nicht beendet?

Nein, ich trainiere bei der U21 von 1860 München noch mit und halte mich fit. Falls noch einmal ein Angebot kommen sollte. Aber natürlich kenne ich das Fußballgeschäft, ich weiß, welches Alter ich habe und wie viele Spiele ich die letzten Jahre gemacht habe.

Sie sind also zurück bei ihrem Jugend- und Heimatverein … 

Ja, im Sommer gab es ein, zwei Sachen, die ich hätte machen können, aber nicht machen wollte. Jetzt trainiere ich zusammen mit Conny Frommann die U-19- und U-21-Torhüter der Löwen. Im Moment ist es eine coole Lösung. Zugleich habe ich meine Trainer-B-Lizenz gemacht.

Können Sie sich vorstellen, Trainer zu werden?

Ja, erst einmal Torwarttrainer. Das ist sehr interessant. Ansonsten möchte ich gewisse Sachen probieren, um sagen zu können, was ich machen möchte und was nicht.

Für Sie ist eine Rückkehr zur alten Liebe?

Ja, ist es. Das weiß auch jeder in Heidenheim. Ich war 17 Jahre bei Sechzig. Ich fühle mich sehr wohl in München, in meiner Heimat in Erding. Aber bei mir schlägt, auch wenn es sich etwas kitschig anhört, ein zweites Herz in der Brust. Das habe ich bei meinem Besuch in Heidenheim gemerkt.

Wiedervereint: Vitus Eicher mit Marvin Rittmüller. Beide spielten gemeinsam für den FCH. Foto: Dennis Straub

Ihr Kumpel Florian Niederlechner (2013 bis 2015 beim FCH) ist auch zurück bei 1860 München … 

Ja, ich hätte gerne mit ihm noch einmal in einer Mannschaft zusammengespielt. Bei mir sollte es aber einfach nicht sein. Jetzt ist auch der Lee (Marvin Rittmüller/2020 bis 2023 beim FCH) dabei. Qualität können wir immer gebrauchen. (lacht)

Vitus Eicher: Ein Einsatz in Istanbul

Im Januar 2017 kam Vitus Eicher vom TSV 1860 München zum FCH (beide 2. Liga). Bei den „Löwen“ hatte der Torwart allerdings im Regionalligateam gespielt. Von Anfang an war klar, dass Eicher hinter Kevin Müller Torhüter Nummer zwei sein wird. Im Sommer 2025 wurde der auslaufende Vertrag des 35-Jährigen nicht verlängert.

In der 2. Liga stand Eicher sechsmal im Heidenheimer Tor. Dazu kommen fünf Einsätze im DFB-Pokal und ein Einsatz in der Conference League in der vergangenen Saison. In der Bundesliga sollte es nicht für ein Spiel reichen.