Bis zum Start in die neue Saison der Fußball-Bundesliga sind es noch genau vier Wochen. Deshalb arbeiten die 18 Teams auf dem Trainingsplatz intensiv an der richtigen Form für die ersten Spiele. Parallel dazu arbeiten die Verantwortlichen der Clubs an einem Kader, mit dem die selbstgesteckten Ziele erreicht oder bestenfalls sogar übertroffen werden. Es ist auch die Zeit, in der vermeintliche Experten und verschiedene Medien ihre Prognosen in Saisonvorschauen abgeben. Wer spielt um die Meisterschaft, wer wird die Überraschung der Saison und wer kämpft um den Klassenverbleib?
Als Maßstab werden sinnigerweise die Qualität und der Gesamtwert der Mannschaft als erstes Kriterium herangezogen, doch dahinter folgt meist die Zahl der verpflichteten Spieler und die Höhe der bezahlten Transfersumme. Es geht schlichtweg ums Geld: Neben der sportlichen Tabelle gibt es in der Bundesliga zahlreiche weitere Rankings, die die Wirtschaftskraft der Vereine widerspiegeln. Am Ende seiner ersten beiden Spielzeiten in der Bundesliga stand der 1. FC Heidenheim nach Punkten erst auf dem achten und dann auf dem 16. Rang. Wirtschaftlich zählt der FCH vor seinem dritten Jahr in der Erstklassigkeit weiterhin zu den Kleinen.
Nach Rekordjahr: Stagniert der Umsatz des FCH?
Zwar freute sich der FCH in der Saison 2023/24 laut der Deutschen Fußball Liga mit einem Umsatz von 73 Millionen Euro über ein Rekordergebnis, der Durchschnitt aller Bundesligisten im Zeitraum der Spielzeit 2023/24 liegt allerdings bei 223,5 Millionen Euro. Der FC Bayern München erreichte in der Saison einen Gesamtumsatz von fast einer Milliarde Euro (951 Mio.). Auf Flughöhe oder noch in Blickweite für den FCH sind aus finanzieller Sicht andere Clubs – wie der FC St. Pauli. Die Hamburger erwirtschafteten in der Saison 2023/2024 einen Umsatz von 80 Millionen Euro, und erwarten für die zurückliegende Spielzeit ein Überschreiten der 100-Millionen-Grenze. Der FC Augsburg bewegte sich in dieser Spielzeit mit einem Ergebnis von 109 Millionen Euro unweit davon.

Darüber lagen auch die beiden Aufsteiger: Der Hamburger SV (2023/24/2. Liga: 123 Mio.) und der 1. FC Köln (2023/24/1. Liga: 159 Mio.) bringen trotz ihrer Zeit in der 2. Bundesliga viel Wirtschaftskraft mit und setzen weiter auf Wachstum. Mehr Umsatz hat auch der FCH in der zurückliegenden Saison gemacht. In den von der Deutschen Fußball Liga veröffentlichten finanziellen Kennzahlen der Proficlubs ist zu lesen, dass die Heidenheimer das Geschäftsjahr 2024 mit einem Rohergebnis von 87,9 Millionen Euro und einem Gewinn von 1,717 Millionen Euro abgeschlossen haben. Bei der Mitgliederversammlung im vergangenen Herbst bezifferte Finanzvorstand Gerrit Floruß die Umsatzerwartung für die Spielzeit 2024/25 auf 86 Millionen Euro. Dass der FCH in jedem Jahr einen derart große Sprung macht, ist nicht zu erwarten. Das hat verschiedene Gründe.
Die Fernsehgelder: Trotz Conference League gibt es weniger Geld
Trotz Erlösen von fünf Millionen Euro aus dem internationalen Topf geht die Gesamtsumme an Fernsehgeldern in der neuen Spielzeit für die Heidenheimer mit 37,2 Millionen Euro etwas zurück (2024/25: 38,46 Mio.). Die Verteilung der Gelder ergibt sich aus einem Sockelbetrag und vor allem den Endplatzierungen der Clubs in den vergangenen Jahren. Im Ligavergleich liegt der FCH auf dem 16. Rang, nur der FC St. Pauli (32,7 Mio.) und der Hamburger SV (31,4 Mio.) kassieren weniger.
Das Sponsoring: MHP bekennt sich zum FCH, Konkurrenten mit höheren Einnahmen
Mit seinem großen Partnerpool haben sich die Heidenheimer in den vergangenen Jahren ein starkes Fundament geschaffen. Zudem gibt es vom Haupt- und Trikotsponsor MHP gute Nachrichten. Obwohl es um das Beratungsunternehmen jüngst Berichte über Einsparungen und sogar einen Verkauf von Seiten des Mutterkonzerns, der Porsche AG, gab, steht das Engagement bis zum Ende der darauffolgenden Saison nicht infrage. „Als stolzer Partner werden wir die Zusammenarbeit mit dem 1. FC Heidenheim auch weiterhin bis mindestens 2027 vollumfänglich aufrechterhalten“, sagt Unternehmenssprecherin Ann Holz auf Anfrage unserer Zeitung. In den kommenden beiden Spielzeiten gibt es also weiterhin Millionen von dem Unternehmen aus Ludwigsburg.

Wie hoch die Summe ist, dazu gibt es keine genauen Zahlen. Das Deutsche Institut für Marketing schätzt die jährliche Zahlung von MHP auf 2,1 Millionen Euro. Selbst wenn die Summe etwas höher liegen sollte, rangiert der FCH weiterhin auf den hinteren Plätzen der Liga. Teams, die in der Vorsaison mit den Heidenheimern konkurrierten, haben dabei weitaus besser dotierte Verträge: Der FC Augsburg kassiert vom Versicherungsunternehmen WWK geschätzte 6,5 Millionen, die TSG Hoffenheim von SAP 5,9 Millionen und Aufsteiger HSV sogar acht Millionen Euro (HanseMerkur).
Das Stadion: wenigste Plätze und viele Steher in der Voith-Arena
Dank etwa 2200 Business-Seats und voraussichtlich 17 ausverkauften Heimspielen darf auf dem Schlossberg mit sicheren Zuschauereinnahmen gerechnet werden. Die hohe Anzahl an Stehplätzen (10.700) und die geringste Kapazität der Bundesliga versprechen aber insgesamt weniger Einkünfte als bei fast allen Konkurrenten. Mit größeren Arenen und der höheren Zahl an teureren Sitzplatztickets, die durch Topspielzuschläge sogar noch rentabler werden, generieren andere Clubs an einem Spieltag ein Vielfaches mehr durch den Ticketverkauf. Um in diesem Bereich zu wachsen, muss auch die Voith-Arena größer werden – was nach aktuellem Planungsstand aber noch etwas dauern und zunächst eine beträchtliche finanzielle Investition erfordern wird.
Die zusätzlichen Einnahmen: üppige Ablösen und Prämien fallen
Während kleine Posten wie Mitgliedsbeiträge weiter steigen, fallen andere Einnahmen im Vergleich zur Vorsaison weg. Lukrative Verkäufe wie die von Niklas Beste und Tim Kleindienst wird es in diesem Sommer aller Voraussicht nach keine geben, und auch die Prämien und zusätzliche Zuschauereinnahmen, die mit der Qualifikation für die Conference League einhergingen, gibt es nicht. Laut einem Bericht des „Kicker“ kassierte der FCH in seiner ersten europäischen Saison 5,67 Millionen Euro an Antritts- und Punktprämien.
Obwohl dank der Erfolge in den zurückliegenden Jahren Gewinne und eine wirtschaftliche Handlungsfähigkeit erreicht wurden, bleibt die Aufgabe Bundesliga auch im dritten Jahr eine große Herausforderung. Und Vorstandschef Holger Sanwald muss sich weiter ganz genau überlegen, wie viele Euro er für welchen Spieler ausgeben kann. Neu ist diese Konstellation aber nicht: Dass auch mit weniger Geld gute Spieler und Punkte geholt werden können, haben die Heidenheimer und ihre Verantwortlichen nicht nur einmal bewiesen.