Die Demütigung für den 1. FC Heidenheim fand in der 86. Minute ihren Höhepunkt. Da skandierten Fans von Bayer Leverkusen – beim Spielstand von 6:0: „Einer geht noch, einer geht noch rein.“ So wurde der FCH auch verbal zum Spielball der Gastgeber. Es blieb zwar beim 0:6 aus Gästesicht, dennoch sei es ein „brutales Ergebnis“, wie Frank Schmidt es ausdrückte und zudem das folgende Bild bediente: „Rasur ohne Schaum, so möchte ich’s mal sagen.“
Man hatte aber immer das Gefühl, dass wir ein, zwei Mann weniger sind.
Frank Schmidt, Trainer des 1. FC Heidenheim
Erstmals in dieser Saison hatte der FCH-Trainer auswärts einen offensiveren Ansatz mit einer aggressiven Vorwärtsverteidigung gewählt, was absolut nicht aufging. Zugleich setzte Schmidt auf drei „Sechser“, also drei defensive Mittelfeldspieler vor der Abwehrkette. „Man hatte aber immer das Gefühl, dass wir ein, zwei Mann weniger sind“, kritisierte der FCH-Coach den Einsatz seiner Spieler. „Mir hat der Kampf gefehlt, sich dagegenzustemmen, wir standen zu weit weg.“ Lediglich eine Minute habe Schmidt bei seinen Spielern die Bereitschaft gesehen, „die Meter zu machen, in Sprints zu gehen, den Gegner aggressiv anzulaufen“.
Nach den enttäuschenden Auftritten in fremden Stadien war es noch einmal eine Steigerung.
Frank Schmidt, FCH-Coach
Bedenklich stimmt Schmidts Einschätzung: „Nach den enttäuschenden Auftritten in fremden Stadien war es noch einmal eine Steigerung, so nebenherzulaufen, dem Gegner die Räume zu geben, keinen entscheidenden Zweikampf zu gewinnen“, ging der Heidenheimer Coach mit seinen Schützlingen folgerichtig hart ins Gericht. Insgesamt seien seine Spieler, von denen keiner nur annähernd an seine Normalform gekommen war, überfordert gewesen. „Wir müssen die Frage beantworten, ob das etwas Strukturelles ist oder ob es mal wieder am Auswärtsspiel lag, was wir im nächsten Spiel korrigieren können.“
Vor zwei Wochen habe ich mich vor meine Mannschaft gestellt. Heute kann ich’s nicht.
Frank Schmidt, FCH-Trainer, zieht einen Vergleich zum 1:3 in Hoffenheim
Nach dem 1:3 in Hoffenheim vor zwei Wochen hatte Schmidt seine Mannschaft in Schutz genommen und lenkte mit folgender Aussage die Kritik bewusst auf sich: „Vor allen Dingen überlege ich die ganze Zeit, wo mir da der Fehler passiert ist.“ Dies war nach der Pleite in Leverkusen nicht der Fall. „Vor zwei Wochen habe ich mich vor meine Mannschaft gestellt. Heute kann ich’s nicht. Weil nichts darauf hingedeutet hat, weil die Erwartung eine ganz andere war.“
Kurz nach dem Spiel fehlte Schmidt eine Antwort für den Auftritt seiner Spieler. „Ich hoffe, dass es jeder versteht, dass es nicht immer nur am Trainerteam liegt, nach dem Spiel Lösungen zu finden, sondern da muss jeder mit sich selbst hart ins Gericht gehen. So können wir uns nicht präsentieren“, betonte der 51-Jährige.