Nach einem kurzen Durchschnaufen meint Patrick Mainka: „Kaputt bin ich, es ist sehr anstrengend, wir arbeiten etwas anders, viel mehr mit Sprints und kurzen Belastungen, das ist aber nicht weniger intensiv.“ Deshalb wird die Müdigkeit den Spielern des 1. FC Heidenheim wohl auch noch im Testspiel an diesem Samstag, 2. August, gegen Racing Straßburg (15 Uhr in Jenbach) in den Knochen stecken. Im zweiten Trainingslager in Tirol sind die Heidenheimer weiter im Arbeitsmodus. „Die Frische holen wir uns dann und auch den vollen Fokus für den Saisonstart“, so der 30-Jährige, der vor seiner fünften Saison als Kapitän des FCH steht.
Der Fokus war zu Beginn der Woche erheblich gestört. Mit der Degradierung samt Retourkutsche via Instagram-Post von Kevin Müller schienen am Dienstag – einen Tag vor dem Beginn des Trainingslagers – unruhige Zeiten für den FCH anzubrechen. „Wir hatten mit den Aufgaben hier genug zu tun, da hat kaum jemand die Zeit, sich darüber große Gedanken zu machen“, sagt Mainka. Den Bedarf für ein Eingreifen oder Einzelgespräche sah der Kapitän in seiner Rolle nicht – auch nicht bei Kevin Müller. Der 34-Jährige ließ sich bei den Übungen nicht hängen und zeigte sich als guter Teamplayer gegenüber Diant Ramaj und den weiteren Keepern.
Nur noch Mainka übrig: Mannschaftsrat muss neu besetzt werden
Indirekt hat die Degradierung des Torhüters doch Einfluss auf das Mannschaftsgefüge. Müller war Vize-Kapitän und nach den Spielen ein Sprachrohr der Mannschaft und sparte bei schwachen Auftritten auch nicht mit kritischen Worten. Von diesen Beiträgen wird es in Zukunft wohl nur noch wenige geben. Vom Mannschaftsrat, der fast genau vor einem Jahr ebenfalls in Tirol bestimmt wurde, ist nicht mehr viel übriggeblieben. Lennard Maloney verließ den Verein im vergangenen Winter, Vitus Eicher verabschiedete sich zum Saisonende. Und Mainkas langjähriger Vertreter Norman Theuerkauf beendete seine Karriere.

Doch wer ist im aktuellen Kader für die Nachfolge geeignet? „Allein werde ich den Karren nicht ziehen können, sonst werde ich überrollt“, witzelt Mainka, stellt aber klar: „Jeder ist eingeladen, Verantwortung zu übernehmen, es ist aber nicht nur der Mannschaftsrat, der auf dem Platz führen soll.“ Eigene Kandidaten hat er keine und verweist auf seinen Werdegang. „Es müssen sich Charaktere herauskristallisieren, bei mir hat sich das auch erst entwickelt“, so Mainka, der keinen Zeitdruck verspürt. In der Vorbereitung werde sich zeigen, wer gewillt ist und wer dafür bereit ist, meint er.
Dank weniger neuen Spielern: geringer Aufwand für Integration, mehr Zeit für neue Wege
Etwas entgegen kommt ihm, dass sich seine Aufgaben als Kapitän in der Vorbereitung ein Stück weit verändert haben. Das Thema Integration von Neuzugängen ist von überschaubarem Aufwand. Adam Kölle, Nick Rothweiler und Yannik Wagner sind aus dem Nachwuchs in die Profimannschaft aufgerückt. Und während bei Rückkehrer Diant Ramaj eine Eingliederung kaum notwendig ist, hat sich auch Airjon Ibrahimovic bestens bei seinem neuen Club eingefunden. „Bei Ari merkt man, wie sehr ihn die Auslandserfahrung schon geprägt hat, er ist sehr offen und reif für sein Alter“, sagt der Kapitän.
Somit bleibt dem Abwehrchef mehr Zeit, die gesamte Mannschaft auf die Kernaufgabe einzuschwören: das Erreichen des Klassenverbleibs. „Wir wollen zeigen, dass wir besser sind als die 29 Punkte der Vorsaison, und dass wir es verdient haben, in der Bundesliga zu spielen“, sagt Mainka. Gelingen soll das mit einer einfachen Formel: Das besser machen, was in der zurückliegenden Spielzeit nicht so gut lief. Den Anfang hat der FCH mit den neuen Ansätzen im Training und mehr taktischer Flexibilität – wie dem Wechsel zur Dreierkette in der Rückrunde – schon gemacht.
Die Rückkehr zur „Festung Schlossberg“
Doch es fehlen noch weitere Schritte. „Das Allerwichtigste wird sein, den Glauben wieder zu entwickeln, dass der Schlossberg eine Festung ist“, sagt Mainka entschlossen. Mit dem großen Umbruch im vergangenen Sommer sei diese Heidenheimer Grundtugend bei einigen Neuzugängen noch nicht ganz ins Selbstverständnis übergegangen, so der Innenverteidiger, der für das Zurückfinden zur alten Heimstärke eine – schon oft von Trainer Frank Schmidt verwendete – Forderung formuliert: „Wir müssen wieder maximal unangenehm werden.“ Damit auch die dritte Bundesliga-Saison für den Kapitän und den FCH maximal angenehm endet.
Eine Traummarke im Blick
Ganz persönlich kann sich Patrick Mainka in einen erlesenen Kreis spielen. Kommt der Abwehrchef wie in den beiden Spielzeiten zuvor in jeder Partie zum Einsatz (bisher 68), würde er die Marke von 100 Bundesliga-Spielen erreichen. „Es ist noch gar nicht so lange her, da habe ich mir gedacht, wie besonders es wäre, überhaupt ein Spiel in der Bundesliga zu machen“, sagt er und fügt an: „100 Spiele, das wäre schon groß.“