34-Jährigen zieht es in die USA

Kettenreaktion beim 1. FC Heidenheim: Diant Ramaj kommt als neue Nummer eins vom BVB, Kevin Müller ist offen für einen Wechsel

Die Verpflichtung von Diant Ramaj von Borussia Dortmund ist fix, hat aber mehrere Aspekte. Der 23-jährige Torhüter kommt nicht nur leihweise als Ersatz für den verletzten Frank Feller, sondern auch als neue Nummer eins und wohl als Nachfolger von Kevin Müller. Der bisherige Stammtorhüter liebäugelt mit einem Abschied vom Schlossberg.

Diant Ramaj kommt von Borussia Dortmund nach Heidenheim und bleibt bis zum Ende der Saison, das verkündete der FCH am Montag. Die noch größere Nachricht präsentierte der Bundesligist im gleichen Zug: Mit der Verpflichtung des 23-Jährigen reagiert der Verein nicht nur auf die Verletzung von Torhüter Frank Feller, er bereitet sich auch auf einen möglichen Abschied von Stammkeeper Kevin Müller vor. Der bisherige Stammkeeper habe die Heidenheimer Verantwortlichen zu Beginn der Vorbereitung darüber in Kenntnis gesetzt, dass er sich bei einem passenden Angebot mit einem Wechsel in die amerikanische Profiliga beschäftigen wolle, wird Vorstandschef Holger Sanwald in der Mitteilung des FCH zitiert. Um Planungssicherheit für die kommende Saison zu schaffen, wurde auch die Torhüterhierarchie festgelegt. „Wir haben uns für Diant Ramaj als neue Nummer eins entschieden“, so Sanwald.

Ein Abgang des dienstältesten FCH-Profis wäre zum aktuellen Zeitpunkt in der Vorbereitung zwar überraschend, ganz aus dem Nichts kommt der Wunsch nach einer Veränderung aber nicht. Dass Kevin Müller sich nicht zum ersten Mal Gedanken über einen Wechsel macht, zeigt ein Blick auf den vergangenen Winter. Ein erstes Angebot zur Vertragsverlängerung hatte Müller ausgeschlagen, nach monatelanger Unklarheit unterschrieb der 34-Jährige im Januar dann doch bis 2027.

Müller-Wechsel in die USA wäre bis zum 21. August möglich

Die Idee, noch einmal im Ausland zu spielen, war in den vergangenen Jahren immer wieder ein Thema, konkret wurde es aber nie. Das könnte sich jetzt ändern, auch weil Müller aufgrund seines Alters nur begrenzt viele Gelegenheiten für einen Wechsel hat. Der gebürtige Rostocker machte nie ein Geheimnis daraus, wie groß seine Faszination für die USA ist. Mit der Vertragsverlängerung setzte Müller in einer sportlich angespannten Phase des FCH ein starkes Zeichen, er ließ sich aber ein Hintertürchen offen, den Sprung über den großen Teich doch noch zu machen.

Zurück an alter Wirkungsstätte: Diant Ramaj (links, hier mit Holger Sanwald) soll in dieser Saison das Tor des 1. FC Heidenheim hüten. FCH

Prinzipiell wäre ein sofortiger Wechsel in die USA möglich: Das Transferfenster der Major League Soccer (MLS) ist seit vergangenem Donnerstag geöffnet und schließt am 21. August. Dieser Zeitraum wird in der Liga aber hauptsächlich zum Nachbessern der Kader genutzt, vergleichbar mit der Winterpause der Bundesliga. Die reguläre Saison der US-Liga startet im Februar und endet bereits im Oktober, danach folgen die Play-offs, die bis in den Dezember dauern könnten. Die wichtigste Transferphase liegt am Anfang des Jahres – von Ende Januar bis Ende April. Nach dem Auswahlverfahren der Nachwuchsspieler (Draft) komplettieren die Mannschaften mit weiteren Verpflichtungen ihre Aufgebote. Ein baldiger Transfer von Müller wäre also möglich, ein Wechsel im Winter wäre die zweite Option.

Der verletzte Frank Feller gilt als Torhüter der Zukunft beim FCH

Letztlich gäbe es durch einen kurzfristigen Abgang des Stammkeepers aber nur eine gewisse Anpassung des langfristigen Vereins-Plans für die Besetzung der Nummer eins im Tor. Diese Rolle soll Frank Feller einnehmen, doch der genaue Zeitpunkt wurde noch nicht kommuniziert. Die Vertragsverlängerung mit dem 21-Jährigen bis 2029 war ein klares Bekenntnis zu ihm.

Mit der Verpflichtung von Diant Ramaj kommt ein Torwart, der den Anspruch hat, als Nummer eins zu spielen. Ohne die realistische Aussicht auf diese Rolle hätte sein Stammverein, der BVB, dem Deal auch nicht zugestimmt. Diesen Wunsch hat der FCH dem Neuzugang und seinem Stammverein erfüllt. „Ich freue mich sehr, dass es für die kommende Saison mit meiner Rückkehr nach Heidenheim geklappt hat, wo ich das Umfeld ganz genau kenne“, sagt Ramaj, der bereits von 2018 bis 2021 beim FCH unter Vertrag stand.

Kommt noch ein weiterer Torhüter?

Wie das Torhüterteam beim FCH bis zum Ende der Saison aussehen wird, ist damit aber noch nicht final geklärt. Vieles hängt davon ab, ob und wann der Wechsel von Kevin Müller klappt. Liefert sich Ramaj mit Herausforderer Müller ein Rennen um den Platz zwischen den Pfosten oder wird Feller nach seiner Genesung der erste Konkurrent des Neuzugangs? Paul Tschernuth (Vertrag bis Sommer 2026) komplettiert das Torhüter-Team und steht als Ersatzmann bereit. Sollte Kevin Müller schon in den kommenden Wochen gehen, stünden aktuell aber nur zwei fitte Keeper zur Verfügung. In diesem Fall gäbe es die nächste Abwägung: Noch einen Keeper holen oder auf das nächste Talent aus dem eigenen Nachwuchs setzen?

Und abhängig von den weiteren Entwicklungen steht fest: Der 1. FC Heidenheim muss sich mit der Verpflichtung von Ramaj bis zum Saisonende keine großen Sorgen auf der Torhüterposition machen. Es könnte sogar ein Überangebot an Qualität entstehen, der daraus resultierende Konkurrenzkampf sollte aber keinen Nachteil bedeuten – im Gegenteil.

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