Der Stolz über die prominenten Gäste ist in der Gemeinde Natz-Schabs quasi an jeder Ecke spürbar – und sichtbar. Schon auf dem Weg ins Örtchen Natz taucht am Rand der Straße, die durch Weinreben und lange Reihen von Apfelbäumen führt, ein großes Plakat auf, das auf den Besuch des Bundesligisten hinweist. Vom 11. bis 19. Juli ist der 1. FC Heidenheim hier im Trainingslager beziehungsweise – wie es im Italienischen heißt – im Ritiro Estivo.

Auch in der Kurzeitheimat der Profis, die am Ortsrand von Natz ihr Quartier bezogen haben, gibt es nur ein Thema. „Die Fußballer sind do, aus Heidenheim“, raunt eine Bedienung und erhält ein zustimmendes Nicken von Einheimischen und einigen Fans von der Ostalb, die es sich in dem kleinen Café am Marktplatz gemütlich gemacht haben. Auf dem Platz drehen Nachwuchskicker des hiesigen ASV Natz auf Fahrrädern ihre Runden. Statt Trikots ihres Clubs oder der Vereine aus der Region tragen sie die roten und blauen Jerseys der Heidenheimer.

Der FCH feiert beim Summernacht Feschtl mit den Fans und Einheimischen
Scheinbar sind die 800 Einwohnerinnen und Einwohner im FCH-Fieber. Ganz unbeteiligt sind die Spieler und Verantwortlichen an der Aufregung in der Südtiroler Gemeinde nicht. „Ich habe den Nachwuchskickern vor dem Testspiel ein Lied einstudiert und Trikots haben wir ihnen auch mitgebracht“, verrät Trainer Frank Schmidt.

Und das Lied hallt kurz von der Tribüne, als der FCH im Stadion des ASV Natz, wo auch die Trainingseinheiten stattfinden, im Testspiel den FC Wacker Innsbruck mit 2:0 am Dienstagabend besiegt hatten. Ein Blick in Richtung der sich dicht drängenden Zuschauer zeigt: Es sind gefühlt fast alle Natzerinnen und Natzer da. Und natürlich auch zahlreiche FCH-Fans, die ihren Urlaub mit dem Trainingslager verbinden oder einen Kurztrip über den Brennerpass machen.

„Es sind immer mehr, wenn wir da sind, das stelle ich auch fest“, sagt Frank Schmidt im Rahmen des Summernacht Feschtls am Mittwoch, bei dem die Heidenheimer natürlich Ehrengäste sind und diese Rolle bestens ausfüllen. Gemeinsam mit der Blaskapelle ziehen sie auf dem Festplatz ein und lassen sich feiern.

„Hier treffen zwei Dinge zusammen: herausragende Bedingungen und tolle Menschen“, schickt Schmidt charmante Worte an die Festgemeinde, die gebannt lauscht. Der FCH könne eine Woche gut trainieren, habe beste Voraussetzungen und fühle sich wohl, so der 51-Jährige. „Wir sind froh und dankbar, dass wir das dritte Mal hier sein können“, sagt er.
Autogramme und viele Fotos zwischen Schuhplattlerinnen und Blasmusik
Wohl fühlen sich auch die Spieler in der lockeren Atmosphäre, die auf dem Dorfplatz herrscht. Ohne Distanz und Absperrungen kommen sie mit den angereisten Fans ins Plaudern, die Buben vom Marktplatz sammeln auf ihren neuen Trikots fleißig Autogramme und viele junge und alte Natzer sichern sich zahlreiche Erinnerungsfotos mit den sportlichen Gästen aus der Bundesliga.

„Es ist für uns eine riesengroße Freude. Wir sind froh, eine so tolle Partnerschaft mit einem so tollen Club aufbauen zu können“, schwärmt Bürgermeister Alexander Überbacher. Als die einheimischen Schuhplattlerinnen und Bläser die FCH-Spieler mit einer Zugabe vom Festplatz verabschieden, klatschen Kapitän Patrick Mainka und Co. im Rhythmus mit und freuen sich sicherlich schon auf das nächste Summernacht Feschtl in Natz. Das gilt aber auch für die Südtiroler Gastgeber, von denen es zum Abschied ein Servus und Arrivederci gibt.
Ein beliebtes Ziel für Profivereine
Nicht nur der FCH hat Gefallen an den günstigen Bedingungen in Südtirol gefunden. Nach den Heidenheimer bereitet sich der italienische Zweitligist in Natz auf die Saison vor. Aktuell spulen auch einige Clubs aus der 2. Bundesliga ihre Einheiten nur wenige Kilometer entfernt ab. Neben dem 1. FC Nürnberg haben auch der 1. FC Kaiserslautern und Arminia Bielefeld in den Dolomiten kurzfristig ihr sportliches Zuhause gefunden.