Zwei Spieltage vor Schluss fehlen den Heidenheimern fünf Punkte aufs rettende Ufer, dazu kommt das klar schlechtere Torverhältnis. Es helfen also nur noch zwei Siege, gleichzeitig müssten St. Pauli oder Hoffenheim zweimal leer ausgehen. Auf der anderen Seite hat der FCH (26 Punkte) die Kieler (25) im Nacken, Schlusslicht Bochum (22) hat zumindest noch theoretische Chancen. Was erwartet die Mannschaft nun in Berlin-Köpenick?
Der Gegner: Union Berlin hat sich in der Rückrunde enorm stabilisiert, ist seit drei Spieltagen gesichert und hat zuletzt achtmal in Folge nicht verloren. Dass es für die Truppe von Trainer Steffen Baumgart um nichts mehr geht, könnte ein Vorteil sein, allerdings wird Union im letzten Heimspiel der Saison sicher nochmals motiviert sein, zudem würde ein neuntes Spiel ohne Niederlage neuen Vereinsrekord bedeuten.
Auch von der bisher guten Bilanz gegen die „Eisernen“ – zwei Siege und ein Unentschieden in der Bundesliga, acht Siege, drei Remis und vier Niederlagen insgesamt – können sich die Heidenheimer nichts kaufen: „Es wäre schön, wenn man sich auf so eine Statistik berufen könnte und ein gutes Ergebnis bekommt, aber so ist es nicht“, betont Schmidt und erinnert an das jüngste Heimspiel der Berliner, in dem sie gegen Bremen schon 0:2 zurücklagen. „Mit dem Anschlusstreffer kamen alle Tugenden zurück, die Mannschaft glaubt an sich, ist stabil, hat ein sehr gutes Zweikampfverhalten, ist stark bei Standardsituationen – darauf stellen wir uns ein“, so der Heidenheimer Trainer.
Das Personal: Torwart Kevin Müller kann nach seiner schweren Gehirnerschütterung natürlich noch nicht spielen, im Tor steht wieder Frank Feller. Müller war aber bereits wieder bei jedem Training vor Ort, um die Mannschaft zu unterstützen und absolviert schon wieder leichte Übungen. Ansonsten fallen definitiv nur die beiden jungen Spieler Luca Janes und Chris Negele aus. Allerdings mussten Sirlord Conteh, Leo Scienza, Budu Zivzivadze, Frans Krätzig und Adrian Beck zum Teil mit dem Training aussetzen. „Es sind Kleinigkeiten und ich hoffe, dass es fürs Spiel reicht“, sagt Schmidt, dessen Spieler am Ende einer Saison mit vielen Spielen natürlich auch kräftemäßig stark gefordert sind.
Die Frische: „Wir spielen schon die ganze Saison nicht auf dem Niveau wie in der vergangenen Saison, das hat Gründe, aber man hat gesehen, dass die Mannschaft bereit ist, in den absoluten Grenzbereich zu kommen“, erklärt der FCH-Trainer, der auf eine normale Trainingswoche zurückblickt, in der dennoch die „Dosierung“ eine Rolle spielte. „Wichtig ist, für genügend Pausen zu sorgen und dafür, dass der Spaß nicht zu kurz kommt. Denn verkrampfen will keiner und dass am Ende die Kräfte ausgehen, will auch keiner“, so Schmidt.
Es gibt ja auch noch frische Kräfte, beispielsweise stand Paul Wanner schon länger nicht mehr in der Startelf, spielte zuletzt zweimal gar nicht. „Für mich ist das kein Thema. Es geht jetzt nicht um Einzelspieler, sondern um das große Ganze“, betont Schmidt. Wanner lasse sich nicht hängen, bringe im Training gute Leistungen. „Aber muss dann auch mal diese Rolle akzeptieren, die anders ist, als in der Vorrunde. Trotzdem bin ich mir sicher, dass er in den letzten Spielen noch sehr wichtig für uns werden kann“, so sein Trainer.
Die gelbe Gefahr: Benedikt Gimber, Luca Kerber, Patrick Mainka, Tim Siersleben und Budu Zivzivadze – gleich fünf FCHlern, darunter der kompletten Innenverteidigung, droht bei einer weiteren gelben Karte eine Sperre fürs letzte Saisonspiel. Dies darf laut Schmidt aber keinen Einfluss haben. „Wir werden nicht taktieren, die Aggressivität und das Zweikampfverhalten müssen sein wie immer. Wenn es dann so kommt und der ein oder andere Spieler gesperrt ist, werden wir eben andere aufstellen.“
Die Unterstützung: Zahlreiche FCH-Anhänger werden in Berlin dabei sein, ganz Heidenheim fiebert mit, überall hängen Unkaputtbar-Plakate und selbst in den USA werden die Daumen gedrückt. Ralf Bißdorf, gerade zu Amerikas Olympia-Trainer des Jahres gewählt, wünscht alles Gute für den Kampf um den Klassenerhalt. „Dass uns knapp 2000 Fans in Berlin unterstützen, zeigt ja auch, dass wir eine große Unterstützung haben und deswegen wollen wir es am Ende auch gemeinsam schaffen. Und weil das eben so ist, bin ich auch davon überzeugt, dass wir es schaffen“, so Schmidt.