Relegation gegen Elversberg

FCH-Trainer Frank Schmidt dreht den Spieß vor der Relegation um: „Für uns sind das Aufstiegsspiele“

Jetzt geht's um alles! In den Relegationsspielen zwischen dem 1. FC Heidenheim und der SV Elversberg am Donnerstag, 22. Mai, und Montag, 26. Mai (jeweils 20.30 Uhr), wird sich entscheiden, welche der beiden Mannschaften kommende Saison in der Bundesliga spielt. Geht es für das Überraschungsteam aus dem kleinen saarländischen Ort also um den Aufstieg und für den FCH um den Klassenerhalt? Trainer Frank Schmidt sieht das anders:

Seit Sonntagabend steht fest, auf wen der FCH in der Relegation trifft – die Sportvereinigung Elversberg ist ein ungewöhnlicher und sicher starker Gegner. Sollten sich die Saarländer durchsetzen, wären sie in vier Jahren von der 4. in die 1. Liga marschiert und Spießen-Elversberg (13.000 Einwohner) wäre der kleinste Spielort in der Bundesliga.

David-Goliath-Vergleiche sind aber mehr als unangebracht. „Wir wurden ja selbst oft in diese Schublade gesteckt und haben uns immer sehr wohlgefühlt“, sagt Frank Schmidt. Heidenheims Trainer schaut der Relegation mit Anspannung, aber auch mit Vorfreude entgegen, für ihn gibt es nichts zu verlieren, sondern zu gewinnen: „Ich erinnere daran, dass wir im März noch auf Rang 18 waren und es geschafft haben, uns noch mal nach vorne zu arbeiten. Für mich sind das jetzt Aufstiegsspiele.“

Schmidt sieht keine Favoritenrolle

Auch wenn sich in der Relegation überwiegend der Erstligist durchsetzen konnte, dürften die Chancen für die kommenden Duelle ausgeglichen sein. Die SVE spielte eine starke Zweitligasaison, hatte bis zuletzt sogar die Chance zum direkten Aufstieg. Dementsprechend fällt die Einschätzung von Schmidt aus: „Ich möchte nicht rumlabern, ob es eine Favoritenrolle gibt.“

Ich möchte nicht rumlabern, ob es eine Favoritenrolle gibt

Frank Schmidt, Trainer des FCH

Auch die jüngste Enttäuschung vom 1:4 gegen Bremen oder dass Elversberg auf Schalke gewinnt und achtmal in Folge ungeschlagen ist, sei völlig uninteressant. „Es kommt auf die zwei Spiele an, inklusive der möglichen Verlängerung und dem Elfmeterschießen. Es geht darum, dass man auf dem Platz besser ist und nicht darum, was ich hier erzähle“, macht der Heidenheimer Trainer klar. Während bei Elversberg mit Lukas Pinkert, der auf Schalke die zehnte Gelbe Karte sah, ein wichtiger Abwehrspieler gesperrt ist, stehen beim FCH voraussichtlich alle Stammspieler zur Verfügung – auch Frans Krätzig ist wieder fit.

FCH in Bestbesetzung

Heidenheims Trainer weiß, was auf seine Truppe zukommt. „Die Elversberger haben mit die meisten Tore geschossen, mit die wenigsten bekommen, sind stark im Positionsspiel, haben ältere Spieler mit Erfahrung, junge, die befreit aufspielen können, viele Spieler mit Scorerpunkten“, zählt Schmidt auf. Fisnik Asllani (18 Tore, 9 Assists) ist der zweitbeste Scorer der 2. Liga, die Leihgabe aus Hoffenheim wird mittlerweile von zahlreichen Bundesligisten, aber auch Klubs aus dem Ausland umworben. Aber auch der ebenfalls von Hoffenheim ausgeliehene Muhammed Damar (9/5) und eine ganze Reihe von weiteren Spielern haben offensiv Akzente gesetzt.

Viele Scorer bei Elversberg

Natürlich hat Schmidt auch bei Paul Wanner nachgefragt, der FCHler spielte vergangene Saison für den jetzigen Relegationsgegner. Letztlich konnte der 19-Jährige, der im vorläufigen Kader der deutschen U-21-Nationalmannschaft für die Europameisterschaft in der Slowakei steht, Heidenheims Trainer dessen Eindrücke bestätigen. Elversberg spielt auch auswärts mutig und hatte eine gute Bilanz gegen die anderen Zweitliga-Spitzenteams, tat sich zum Teil aber gegen Mannschaften aus dem Tabellenkeller schwer, holte beispielsweise gegen Ulm und Münster nur je einen Punkt. Schmidt sieht in diesen Ergebnissen aber keinen Anhaltspunkt für die jetzigen Duelle.

Lauf- und sprintstarker Gegner

„Klar hat Ulm sehr kompakt gegen sie gespielt, aber Elversberg ist selbst zweikampfstark“, erklärt der FCH-Coach. Die Saarländer haben technisch starke Spieler, weisen aber auch die drittbeste Laufleistung in der 2. Liga auf und hatten mit 7973 (FCH 7586) sogar die meisten Sprints. Und bei aller Zweikampfstärke kam Elversberg mit den wenigsten Karten in der 2. Liga aus.

Ob die Mannschaften ihre Stärken umsetzen können, ist nicht zuletzt auch Kopfsache. Schmidt: „Die Relegation ist eine neue Situation, es sind Play-Off-Spiele. Wir kennen das diese Saison bereits aus den Spielen gegen Häcken und Kopenhagen. Alles, was ich jetzt sage, ist eigentlich wieder egal, denn es zählt morgen auf dem Platz, zwischen den beiden Mannschaften.“

Schmidt lobt den Trainerkollegen

Die Erfolge der SV Elversberg sind sicher auch ihrem Trainer zuzuschreiben. „Horst Steffen kenne ich schon lange, wir haben jetzt nicht regelmäßig Kontakt, aber haben uns immer mal wieder geschrieben“, berichtet FCH-Coach Frank Schmidt uns sieht durchaus Parallelen zu seiner eigenen Karriere. „Nicht unbedingt von der Art und Weise, wie die Mannschaften spielen, aber von der Art und Weise, wie man mit Menschen umgeht. Wenn ich sehe, wie er es nach den Abgängen, die er hatte – mit Woltemade, Wanner und vielen anderen – geschafft hat, eine Mannschaft zusammenzustellen, die so einen erfolgreichen Fußball spielt, dann muss ich sagen: großer Respekt. Für mich ist er der Trainer des Jahres.“

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