Sie sind einfach eine feine Sache, die Gastspiele des 1. FC Heidenheim bei den kleinen Vereinen der Umgebung, die regelmäßig in der Vorbereitungsphase stattfinden. Diesmal hatten die Vereinsfreunde vom SV Bolheim, der 2025 sein 125-jähriges Bestehen feiert, die Ehre.
Die Fußballer treten in der Spielgemeinschaft Herbrechtingen/Bolheim an, spielen in der Kreisliga A und durften sich am Mittwochabend gegen den acht Klassen höher agierenden Nachbarn versuchen. Dabei zeigte sich der Bundesligist zunächst gnadenlos, setzte die Gastgeber schon in der eigenen Abwehr unter Druck und schoss in den ersten neun Minuten vier Tore.
Blitz-Hattrick von Mikkel Kaufmann
Dabei war ein Blitz-Hattrick von Mikkel Kaufmann, der nur fünf Minuten für drei Treffer benötigte. Natürlich ist die SG für den FCH sportlich kein Maßstab, der Däne zeigte aber – wie schon in Salach – dass er nach seinem unglücklichen ersten halben Jahr in Heidenheim und der ebenfalls nicht von Erfolg gekrönten Leihe an den Karlsruher SC nochmals angreifen will.
„Ich freue mich, wieder hier zu sein, bin wieder fit und will mich zeigen“, sagt der 24-Jährige, der in seiner Zeit beim KSC eine Außenbandverletzung im Sprunggelenk erlitten hatte. Warum es beim ersten Anlauf in Heidenheim nicht so klappte, lasse sich schwer sagen. „Das ist im Fußball manchmal so, aber eines kann ich versprechen: Dänen geben nie auf“, so Kaufmann, der dann noch einen vierten Treffer beisteuerte.
Auch seine Kollegen blieben am Drücker und zur Pause stand es bereits 11:0. Dennoch wehrte sich die SG Herbrechtingen/Bolheim nach Kräften, Torhüter Hannes Honold verhinderte mit zahlreichen Paraden Schlimmeres und Luis Widmaier hatte bei einem Konter den Ehrentreffer auf dem Fuß, scheiterte aber an Torhüter Frank Feller. Danach hob der junge Heidenheimer Schlussmann fast ein wenig entschuldigend die Arme, aber es war eben der Anspruch des Erstligisten, in so einer Partie zu null zu spielen.
Trainer Frank Schmidt zeigt sich zufrieden
Dies gelang beim 17:0 auch, obwohl dem FCH zahlreiche gestandene Profis fehlten, dafür fünf Spieler am Ball waren, die noch dem Nachwuchsleistungszentrum angehören, und zwei, die gerade erst aufgerückt sind. So war Frank Schmidt zufrieden. „Die Woche war für die Spieler sehr hart, dafür haben sie es sehr gut gemacht, trotz der Müdigkeit, trotz vieler Kilometer in den Beinen hat es gut ausgesehen“, sagt der Heidenheimer Trainer und spricht von einem insgesamt gelungenen Auftritt: „Wir haben 17 Tore geschossen, es sind viele Menschen gekommen, alle sind glücklich, dass wir uns hier vor Ort zeigen – das ist das Wichtigste.“
Nur einen Wermutstropfen gab es: In Salach hatte sich Sirlord Conteh am Sprunggelenk verletzt, er sollte aber bis zum Trainingslager wieder dabei sein, nun erwischte es Thomas Keller ebenfalls am Sprunggelenk – bei ihm steht eine Diagnose noch aus. „Da hoffen wir jetzt, dass es nicht so schlimm ist“, sagt Schmidt, der seiner Mannschaft am Donnerstag freigab. Am Freitag geht’s ins erste Trainingslager nach Natz-Schabs in Südtirol, wo am Nachmittag schon die erste Einheit auf dem Programm steht. Diese Trainingslager sind für Schmidt nicht nur wegen der athletischen Grundlagen wichtig: „Es geht darum, sich inhaltlich auszurichten, auch was die Geschlossenheit betrifft, wie wir das angehen wollen.“ In Natz-Schabs wird dann wohl auch der Mannschaftskapitän bekannt gegeben und es würde alle verwundern, wenn der nicht wieder Patrick Mainka heißt.
Marnon Buschs „einzig wahres Heimspiel“
Für Marnon Busch war es am Mittwoch das „einzig wahre Heimspiel“, denn der seit 2017 für den FCH spielende Verteidiger wohnt seit einiger Zeit in Bolheim. „Es ist nicht mein Geburtsort, aber ich habe noch nirgends länger gewohnt. Ich habe viele bekannte Gesichter gesehen, ich glaube, es haben sich alle gefreut“, sagt Busch, der für jeden Spaß zu haben ist. „Mein Nachbar aus der Straße hat schon seit Wochen, wenn er bei mir vorbeilief und mich im Fenster gesehen hat, angezeigt, dass er mich weghauen will“, berichtet der FCHler lachend. Aus der Grätsche wurde aber nichts, da der Bolheimer nicht spielen konnte.
Busch wurde in der zweiten Halbzeit eingewechselt und hatte bei allem Spaß doch einen Ehrgeiz: „Je niedriger die Spielklasse der gegnerischen Teams ist, das sage ich mit allem Respekt, umso sicherer muss man hinten stehen. Da muss die Null stehen, das hat nichts mit nicht gönnen zu tun, das ist Teil der Vorbereitung“, erklärt der 30-Jährige, der voller Vorfreude und auch mit Optimismus in die neue Runde geht. „Ich glaube, wenn man Relegation gespielt hat, sind die Sinne noch mal mehr geschärft. Das geht bei der Disziplin los, bei der Pünktlichkeit, aber auch Kleinigkeiten im Training“, sagt Busch, der mit seinen Teamkollegen alles tun will, um erneut die Klasse zu halten.
Rundum zufrieden waren die Veranstalter vom SV Bolheim, die organisatorisch alles im Griff hatten und mit der Zuschauerzahl von knapp 1900 sehr zufrieden sein konnten. Wie immer zeigten sich die FCH-Profis nach der Begegnung als Stars zum Anfassen, erfüllten bereitwillig alle Autogramm- und Selfie-Wünsche. „Wir sind happy, es war ein einmaliges Erlebnis und alles lief entspannt ab – das war eine gelungene Jubiläumsveranstaltung“, freut sich Matthias Hadaschik, der zusammen mit Maximilian Mayer und Raimund Martin federführend bei der Organisation dieses besonderen Spiels war.
Namen und Zahlen
SG Herbrechtingen/Bolheim - 1. FC Heidenheim 0:17 (0:11)
SG 1. Halbzeit: Honold; L. Widmaier, Geiger, Macias, Gerstner, Häberle, Fust, Kropp, M. Widmaier, Prem, Vossler; Ersatzbank: Braunmiller, Koeseler, Trittler, Hummel, Hahn, Späth, Tekcan, Bernhard, Schwegler, Zimmermann, Kleinert, Busch, Pappas, Linsmeier, Paraskevoudis
FCH 1. Halbzeit: Feller – Burkhardt, Mainka, Kölle, Föhrenbach – Ibrahimovic, Schöppner, Niehues, Janes – Kaufmann, Wagner
2. Halbzeit: Spranger – Traore, Keller, Siersleben, Busch – Rothweiler, Dorsch, Keber – Weigel – Schimmer, Breunig
Tore: 1:0 Schöppner (2.), 2:0, 3:0, 4:0 Kaufmann (4.,5., 9.), 5:0 Ibrahimovic (20.), 6:0 Mainka (26.), 7:0 Wagner (28.), 8:0 Mainka (34.), 9:0 Schöppner (37.), 10:0 Kaufmann (38.), 11:0 Föhrenbach (42.), 12:0 Kerber (48.), 13:0 Dorsch (54.), 14:0 Breunig (63.), 15:0 Breunig (64.), 16:0 Schimmer (66.), 17:0 Weigel (83.)
Schiedsrichter: Primin Fronmüller
Zuschauer: 1900