Vor dem Union-Spiel

Fan-Auseinandersetzung: FCH spricht von „unverhältnismäßiger Polizeigewalt“ in Berlin

Schlagstöcke, Pfefferspray und fünf Festnahmen vor dem Spiel: Mit Schweigen im Stadion quittierten die FCH-Ultras eine Auseinandersetzung mit der Polizei im Vorfeld der Partie gegen Union Berlin am Samstagnachmittag. Das sagt der FCH dazu:

Der 1. FC Union Berlin musste sich am Samstagnachmittag mit 0:3 dem 1. FC Heidenheim geschlagen geben. Akustisch behielten allerdings die Union-Fans im Stadion an der Alten Försterei die Oberhand. Denn obwohl rund 2.000 Heidenheimer Fans im prall gefüllten Gästeblock waren, verweigerten sie dem Verein weitgehend die Unterstützung.

Dies fiel Trainer Frank Schmidt schon vor dem Spiel auf: „Marnon Busch sagte mir, es gab irgendwas mit Fans, sodass sie Gründe haben, den Support einzustellen“, so der Trainer in der Pressekonferenz nach dem Spiel. Dies habe man akzeptiert: „Sie haben uns über die ganze Saison unterstützt und werden ihre Gründe haben“, sagte Schmidt.

Sachbeschädigungen in der S-Bahn

Der Grund für das Schweigen der Fans war eine Auseinandersetzung zwischen Mitgliedern der organisierten Fanszene des FCH und der Polizei vor dem Spiel auf dem direkten Weg zum Stadion: Nach Aussage einer Sprecherin der Berliner Polizei sei es in der S-Bahn zu Sachbeschädigungen durch die Fans gekommen. Man habe diese aber nicht dort stellen wollen, sondern hätte gewartet, bis sie vor dem Stadion waren, wo sich auch eine Polizeiwache befinde.

Die Ultra-Fangruppen des FCH hängten ihre Blockfahnen ab und verzichteten auf die Unterstützung der Mannschaft. Dominik Florian

Als die Beamten die Tatverdächtigen in Gewahrsam nehmen wollten, hätten sich andere Fans solidarisiert. Dabei sei es zur Beleidigung von Polizeibeamten gekommen. Insgesamt seien deshalb fünf Fans in Gewahrsam genommen worden. Diese hätten aber nach Aufnahme ihrer Personalien bereits vor Spielbeginn die Polizeiwache wieder verlassen können. Der Vorfall soll Anzeigen wegen Sachbeschädigung und Beleidigung nach sich ziehen. Verletzte habe es keine gegeben.

Wir sehen es als unsere Verpflichtung, diese unverhältnismäßige Gewalt der eingesetzten Berliner Polizeikräfte gegen FCH-Fans klar als solche zu benennen und erhoffen uns deshalb Aufklärung der Behörden für dieses nicht nachvollziehbare Vorgehen.

FCH-Vorstandschef Holger Sanwald

Der Sachverhalt stellt sich aus Sicht des Vereins und der Fans ganz anders dar: Die Sachbeschädigung habe im Aufkleben von Stickern in der S-Bahn bestanden. „Nachdem sich die betroffenen Fans im Zuge der Einlassphase am Stadion, unter aktivem Mitwirken unserer FCH-Fanbetreuung, daraufhin kooperativ gezeigt hatten, um die Situation zu deeskalieren, wendete die vor Ort eingesetzte Berliner Polizei unvermittelt unverhältnismäßige Gewalt gegen gleich mehrere unserer Fans an“, erklärt Petra Saretz, FCH-Vorstandsmitglied Organisation und Lizenzierung. Sie hatte den Fanmarsch begleitet und konnte sich dadurch selbst ein Bild machen. Etwa ein Dutzend mitgereister FCH-Fans sei verletzt worden und mussten, teilweise auch während der Partie, medizinisch versorgt werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins.

FCH-Vorstandschef Holger Sanwald hofft auf Aufklärung

Auch in Fankreisen spricht man von massiver Aggressivität von Seiten der Polizei, wie sie auch langjährige Mitglieder der Ultraszene selten erlebt hätten. Es seien Schlagstöcke und Pfefferspray zum Einsatz gekommen. Im Stadion gab es zudem noch einen Disput zwischen den Ultras und anderen Fans, die ihren Verein trotzdem unterstützen wollten.

Laut Petra Saretz ging die Polizei auch nach dem Spiel, direkt vor der Abreise vom Gästeparkplatz, „ohne ersichtliche Gründe und transparente Kommunikation“ nochmals äußerst gewaltsam vor. Davon betroffen gewesen seien sowohl Mitglieder der Ultra-Gruppen als auch andere Heidenheimer Fans. Auch der FCH-Vorstandsvorsitzende Holger Sanwald findet sehr deutliche Worte: „Wir sehen es als unsere Verpflichtung, diese unverhältnismäßige Gewalt der eingesetzten Berliner Polizeikräfte gegen FCH-Fans klar als solche zu benennen und erhoffen uns deshalb Aufklärung der Behörden für dieses nicht nachvollziehbare Vorgehen.“

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