18. Mitgliederversammlung

„Es gibt kein Jammern“: Als Einheit will der 1. FC Heidenheim raus aus der sportlichen Krise

Trotz des sportlichen Frusts in der Bundesliga sendete der 1. FC Heidenheim bei seiner 18. Mitgliederversammlung positive Nachrichten an seine Fans. In der Vorsaison erzielte der FCH erneut einen Rekordumsatz. Fortschritte gibt es auch beim Ausbau der Voith-Arena.

Der große Knall ist ausgeblieben: Mit einem großen Appell an den Zusammenhalt und kämpferischen Worten besänftigte Vorstandschef Holger Sanwald die große Mehrheit der 602 anwesenden Mitglieder bei der 18. Mitgliederversammlung des 1. FC Heidenheim und schaffte Einigkeit im Martin-Hornung-Saal des Congress-Centrums. Neben der Einordnung und der Suche nach einem Ausweg aus der schwierigen sportlichen Lage gab es am Mittwochabend auch viele Neuigkeiten, die Applaus ernteten. In der zurückliegenden Saison erwirtschaftete der FCH einen Rekordumsatz von 92,46 Millionen Euro. Und auch in den Ausbau der Voith-Arena kommt Bewegung.

Die Suche nach dem Weg aus dem sportlichen Tief

Statt wie in den vergangenen Jahren vornehmlich zurückzublicken, teilte sich der Fokus bei den Berichten von Sanwald und Trainer Frank Schmidt in ähnlichem Umfang auf die aktuelle sportliche Situation und die kommenden Aufgaben. „Wir haben in Leverkusen die höchste Niederlage der Vereinsgeschichte kassiert und stehen auf dem 18. Platz, dafür gibt es bessere Zeitpunkte als vor einer Mitgliederversammlung“, so Sanwald, der hinzufügte: „Das ist eben so, es gibt kein Jammern.“ Die größten Sorgen würden ihm der Verlust der typischen „FCH-DNA“ der im Saal anwesenden Mannschaft in einigen Spielen machen, sagte er.

FCH-Trainer Frank Schmidt beschwor vor den wichtigen Aufgaben in der Bundesliga den Zusammenhalt zwischen Verein und Fans. Foto: Dennis Straub

Deshalb lautete die klare Botschaft der Verantwortlichen: Der FCH ist sich des Ernstes der Lage bewusst und will gemeinsam und vor allem mit den Fans der schwierigen sportlichen Situation begegnen. Und das soll ab sofort geschehen und bestenfalls schon mit einem Sieg im kommenden Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach (22. November/15.30 Uhr). „Wir haben bis auf den FC Bayern München schon gegen alle Teams aus den Top-Acht gespielt“, unterstrich Frank Schmidt, der nun gegen die Kontrahenten aus der zweiten Tabellenhälfte mehr als die bisherigen fünf Punkte sammeln will.

Neuer Umsatzrekord: Die Zahlen stimmen, aber …

Anders als die Mannschaft in der Tabelle erreichten die Finanzzahlen des FCH in der vergangenen Saison ein neues Rekordniveau. Da die Heidenheimer ihr Geschäftsjahr anpassten vom Kalenderjahr auf die Dauer der Saison, die vom 1. Juli bis 30. Juni verläuft, präsentierte Finanzvorstand Gerrit Floruß die Geschäftszahlen für beide Zeiträume – mit einem positiven Fazit. „Diese Zahlen zeigen, dass wir finanziell gesund aufgestellt sind“, sagte er. Für das Kalenderjahr 2024 erwirtschaftete der FCH einen Umsatz von 89,6 Millionen Euro (2023: 58 Millionen) und einen Gewinn von 1,7 Millionen Euro nach Steuern. In der zurückliegenden Saison 2024/25 übertrafen die Heidenheimer sogar die eigene Umsatzprognose von 86 Millionen Euro und verzeichneten einen Umsatz von 92,46 Millionen Euro (2023/24: 73 Millionen) und einen Gewinn von 956.000 Euro nach Steuern.

In die Rekordsaison fielen aber auch die Einnahmen aus der Conference League und im Zuge der guten Platzierung höhere Fernsehgelder. Da der internationale Wettbewerb in der aktuellen Saison wegfällt und auch die TV-Erlöse niedriger ausfallen, muss der FCH bis zum Saisonende mit weniger Geld auskommen. Auf 82 Millionen Euro schätzte Floruß den Umsatz für diese Spielzeit.

Der Ausbau der Voith-Arena soll im Jahr 2027 beginnen. Foto: Dennis Straub

Die Summe liegt zwar höher als in der Premierensaison, doch im Vergleich zu anderen Bundesligisten, die jüngst ihre Zahlen präsentierten, liegen die Heidenheimer auf dem gleichen Level wie der aktuelle Tabellenstand. Der Umsatz des 1. FC Köln lag im Aufstiegsjahr in der 2. Bundesliga bei 150,8 Millionen Euro. Der kommende Gegner aus Mönchengladbach erwirtschaftete im Jahr 2024 Erträge in Höhe von 184,8 Millionen Euro. An der Milliardengrenze kratzt derweil der FC Bayern München (2024/25: 978,3 Millionen Euro). Der FCH bewegt sich in dieser Saison voraussichtlich als einziger Bundesliga-Verein unter der Umsatzgrenze von 100 Millionen Euro und ist damit rein monetär schon ein Außenseiter, der mit der Situation aber umzugehen weiß. „Trotz großer finanzieller Unterschiede im Vergleich zur Konkurrenz auf diesem Niveau gelingt es uns, wirtschaftliche Stabilität zu wahren, um weiter die Zukunft des FCH gestalten zu können“, erklärte Gerrit Floruß.

Und trotz des überschaubaren Gewinns kündigte Holger Sanwald an, dass der Verein in der Winterpause Geld in die Hand nehmen werde, um den Kader zu verstärken. „Wir werden etwas tun“, sagte er.

Der Stadionumbau soll 2027 beginnen

Tun wird sich in dieser Saison auch noch etwas in Sachen Stadionausbau, auch wenn die Bagger noch nicht sofort anrollen werden. „Der Bebauungsplan und der Flächennutzungsplan sind genehmigt“, verkündete Petra Saretz, Vorstand Organisation und Lizenzierung, in ihrem Bericht. So steige der Verein jetzt in die Detailplanung ein, und parallel werde von der Stadtverwaltung ein Konzept mit Zeitschiene und Kostenplan für die Umsetzung der notwendigen Naturschutzmaßnahmen erstellt, sagte sie. „Ziel ist, dass wir im Laufe des Jahres 2027 mit den Bauarbeiten starten.“

Deshalb wird die Zahl der Mitglieder die der Zuschauer in der Voith-Arena (15.000) wohl bald übersteigen. Im Rahmen ihres Berichts hob Saretz den stetigen Zuwachs hervor und begrüßte das 13.000. FCH-Mitglied auf der Bühne. Nachdem die Wiederbelebung der zweiten Mannschaft des FCH für die Saison 2026/27 bereits im Sommer angekündigt worden war, steht nun auch schon der Trainer der künftigen Mannschaft fest. Patrick Mayer, der aktuell die U19 der Heidenheimer betreut, wird die als Übergangsstation zwischen Nachwuchs und Profis geplante „U21“ übernehmen. In welcher Liga er dann mit seinen Talenten antritt, steht noch nicht fest. Die „Zweite“ werde wohl in der Verbandsliga starten, so Holger Sanwald, der aber eine zweite Option offenließ: „Vielleicht bekommen wir einen Platz in der Oberliga.“

Neue und langjährige Mitglieder wurden geehrt: Gerhard Krüger (für 60 Jahre Mitgliedschaft), Finanzvorstand Gerrit Floruß, Vorstandschef Holger Sanwald, Jürgen Montag (50 Jahre), Aufsichtsratsmitglied Harald Endres, Wolfgang Thissen (25 Jahre), Aufsichtsratsmitglied Michael Schuck (25 Jahre), Beiratsmitglied Klaus Moser, Harald Karnisky (60 Jahre), Florian Krall mit Finn Krall (13.000. Mitglied) und Anja Schröter, Aufsichtsratsvorsitzender Bernhard Ilg, Aufsichtsratsmitglied Karlheinz Mäule, Petra Saretz (Vorstand Organisation & Lizenzierung), Beiratsvorsitzender Rainer Domberg, Larissa Rodriguez (lebenslanges Mitglied) und Erik Niklas Stadelmaier (lebenslanges Mitglied). Foto: Dennis Straub

Im Zuge der dreistündigen Versammlung wurden die Vorstandsmitglieder Holger Sanwald (Vorsitzender), Gerrit Floruß (Finanzen) und Petra Saretz (Organisation & Lizenzierung) von den Mitgliedern in ihren Ämtern einstimmig entlastet. Gleiches gilt für den Aufsichtsrat mit Bernhard Ilg (Vorsitzender), Harald Endres und Michael Schuck sowie die Kassenprüfer Wolfgang Neubrand und Erich Weber. In den Wahlausschuss für die im kommenden Jahr stattfindenden Aufsichtsratswahlen wurden Josef Helmer, Christoph Käppeler und Valentin Stegmayer gewählt.

Blumen für neue und langjährige Mitglieder

Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurden Mitglieder für ihre Treue geehrt: Michael Schuck (25 Jahre Mitgliedschaft), Hans Kahlich (25 Jahre), Wolfgang Thissen (25 Jahre), Kurt Blümel (40 Jahre), Jürgen Montag (50 Jahre), Gerhard Krüger (60 Jahre), Harald Karnisky (60 Jahre) und Finn Krall (13.000. Mitglied.)

Lebenslange Mitglieder:  Erik Niklas Stadelmaier, Albert Müller, Larissa Rodriguez, Samuel Schoch.