Fertigstellung kurz vor Saisonstart

Eine vielschichtige Aufgabe: Wie im Stadion des 1. FC Heidenheim ein komplett neues Spielfeld auf Champions-League-Level entsteht

Weil das Spielfeld in der Heidenheimer Voith-Arena bereits 16 Jahre strapaziert wurde, steht in diesem Sommer eine große Renovierung an. Neben einem frischen Spezialrasen werden auch die Heizung und die Bewässerung neu eingebaut. Wie das Großprojekt in Zusammenarbeit mit einer Spezialfirma abläuft, verrät der für den Arena-Betrieb verantwortliche Felix Freudenmann.

Einen großen Umbruch wird es im Kader des FCH in diesem Sommer nicht geben. In der Voith-Arena sieht das seit dem Relegationsspiel am 22. Mai ganz anders aus: Für die neue Saison gibt es nicht – wie sonst auch immer – nur einen neuen Rasen, die Spielfläche erhält aktuell eine Komplettrenovierung. „Unser bisheriges Feld wurde 2009 eingebaut, entsprechend veraltet waren mittlerweile der Aufbau sowie die gesamte Technik, insbesondere die Beregnungsanlage und die Rasenheizung“, sagt Felix Freudenmann, Bereichsleiter Arena-Betrieb.

In Sachen Wasserdurchlässigkeit des Rasens habe sich der FCH am Minimum bewegt, was für den Spielbetrieb zulässig ist, verrät er. Die Folgen waren vor allem in den Wintermonaten selbst von den Zuschauern nicht zu übersehen. Im Februar 2024 machten die Profis des BVB ihrem Ärger nach einem torlosen Remis auf dem Schlossberg Luft. „Man hatte immer das Gefühl, dass der Ball nicht richtig liegt. Das letzte Abspiel hat daher nicht gepasst. Man hat etliche Situationen mit Ausrutschern gesehen“, sagte damals Nationalstürmer Niclas Füllkrug.

Schicht für Schicht wird das neue Spielfeld aufgebaut

Die Mängel am Geläuf in der kalten Jahreszeit sind auch Freudenmann und seinem Team nicht verborgen geblieben. Es war an der Zeit, etwas zu machen, und der FCH wählte die große Lösung. „Wir haben uns für eine Komplettrenovation entschieden, um das gesamte Spielfeld nachhaltig zu erneuern“, sagt der FCH-Verantwortliche. Oberstes Ziel dabei: Die Qualität des Rasens soll besser werden – und das dauerhaft.

Bereichsleiter Felix Freudenmann behält bei den umfangreichen Arbeiten im Stadion des 1. FC Heidenheim den Überblick. Foto: Dennis Straub

Wer in den vergangenen Wochen einen Blick in die Arena geworfen hat, dem wird nicht entgangen sein, welchen Umfang die Arbeiten schon hatten und noch haben. Denn es geht wie bei einem leckeren Sandwich: Schicht für Schicht. Auf das Abtragen des Rasens folgte die Stabilisierung des Spielfeld-Unterbaus. Auf dem festen Boden wurde dann die Drainage eingebaut, die für die Entwässerung sorgt.

Doppelter Nutzen: Der FCH spart auch viel Energie ein

Das Wasser blieb ein Thema, im nächsten Schritt fand die Beregnungsanlage den richtigen Platz. Nach der Feuchtigkeitsregulierung war die Wärme dran. „Es wurde zum Beispiel auch Glasschotter zur Wärmedämmung unter der Rasenheizung eingebaut“, blickt Freudenmann zurück. Auf dem Glasschotter liegt seit Kurzem die neue Heizung, die wie die gesamten Arbeiten nicht nur die Qualität des Rasens steigern soll. Im Zuge der gesamten Maßnahmen erreiche der Verein eine Energieeinsparung „von rund 30 Prozent“, so der Heidenheimer.

Für das Großprojekt hat sich der FCH einen Partner gesucht, der bei den Topclubs in der Bundesliga erste Wahl ist. „Mit der Heiler GmbH & Co. KG haben wir für diese Komplettinnovation absolute Experten auf diesem Gebiet gewinnen können“, sagt Freudenmann über das Unternehmen mit Sitz in Bielefeld, das schon den Champions-League-Rasen für den FC Bayern München, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen verlegt hat.

Spezialfirma arbeitete schon mit dem BVB und dem FC Bayern zusammen

Wie viel die Arbeiten insgesamt kosten, dazu schweigt der FCH. „Darüber haben wir mit der Firma Heiler, aufgrund verschiedenster Wettbewerber auf diesem Gebiet, Stillschweigen vereinbart“, so Freudenmann. Wegen des Aufwands und der Dauer der Renovierung dürften die Kosten bei marktüblichen Preisen im niedrigen siebenstelligen Bereich liegen.

Felix Freudenmann nimmt Maß: Bis zum ersten Spieltag der neuen Saison muss der neue Rasen liegen. Foto: Dennis Straub

Aktuell sind die Spielfeld-Spezialisten mit dem Einbau der untersten Rasentragschicht zugange. Damit das Herzstück der Konstruktion, der Rasen, optimal sitzt, folgen zwei weitere Schichten. In den kommenden Wochen folgen die obere Tragschicht und schließlich die Feinarbeit in Form der Auflageschicht für die großen Rasenrollen.

Kurz vor dem Bundesligastart gegen den VfL Wolfsburg werden die Kunstfasern eingenäht

Obwohl die 14-wöchigen Arbeiten im Zeitplan liegen, darf es auch bei den letzten Schritten keine größeren Verzögerungen mehr geben. Zum Saisonstart muss der Rasen liegen. „Die endgültige Fertigstellung ist für die KW 34 vor dem Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg geplant“, blickt der 35-Jährige voraus. Deshalb gibt es beim offiziellen Saisonauftakt auch einen Kompromiss: Vor dem Max-Liebhaber-Pokal wird zwar der Rollrasen verlegt, ganz fertig ist das neue Grün in der Voith-Arena damit aber noch nicht. Der finale Schliff fehlt dann noch, damit der FCH seinen perfekten Spieluntergrund hat. Dafür braucht es nämlich eine besondere Veredelung. „Es handelt sich erstmals um einen getufteten Platz“, sagt Freudenmann zu der neuen Technologie.

Zum Abschluss und pünktlich vor dem ersten Bundesligaspiel am 23. August bekommt der Rasen also nicht – wie das Sandwich – ein Topping, sondern das sogenannte Tufting. Dabei werden Kunstfasern in die Rasenfläche eingenäht und damit ist der neue Rasen mit Champions-League-Niveau endlich fertig. Ob die Heidenheimer auf dem neuen Geläuf dann auch Tempofußball wie die Leverkusener und der FCB spielen, dafür ist letztlich aber Frank Schmidt mit seinem Trainerteam verantwortlich.

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