Der „Rechtsfuß-Podolski“, „El Maladona“ oder „LionEL Mala“: Rund um den 1. FC Köln sorgten die starken Leistungen von Nachwuchsstürmer Said El Mala in dieser Saison im Eiltempo dafür, dass der 19-Jährige von Fans und den Boulevard-Zeitungen am Rhein in den Himmel gehoben wurde. Der „Express“ eröffnete mit den genannten Vorschlägen eine Online-Wahl für einen passenden Spitznamen für den neuen Fanliebling und griff dabei bei den Vergleichen mit Lukas Podolski, Maradona und Lionel Messi ins oberste Regal. Wenn auch nicht ganz ernst gemeint, befeuerte das Boulevard-Blatt den Hype um den jüngst zur deutschen Nationalmannschaft eingeladenen El Mala, der in der Vorsaison noch in der 3. Liga spielte, weiter.
Premierentreffer in der Bundesliga gegen den Hamburger SV
Recht sind diese Lobeshymnen von außen den Vereinen und ihren Trainern meistens nicht. FCH-Trainer Frank Schmidt äußert sich bei Rückfragen zu den neuesten Talenten in der Bundesliga zurückhaltend. Eine Ausnahme macht der 51-Jährige bei einem Nachwuchsspieler aus seinen Reihen, dessen Entwicklung ihn selbst überrascht hat. Gemeint ist Innenverteidiger Adam Kölle, der erst im Sommer seinen ersten Profivertrag unterschrieben hatte. „Wir wussten, dass er eine gute Einstellung mitbringt, ein aggressives Abwehrverhalten hat und mit viel Mut Fußball spielt“, so Schmidt.
Der Sprung aus dem Nachwuchsbereich in die Bundesliga ist aber ein großer, den von vielen Talenten nur wenige schaffen. Kölle hat in seinen ersten Profispielen angedeutet, dass er zu diesem kleinen Kreis gehören könnte. Neunmal stand er im Spieltagskader, sechs Einsätze nach Einwechslung stehen zu Buche und ein Tor, das ihn kurzzeitig doch ins Scheinwerferlicht rückte. Am vierten Spieltag erzielte Kölle den Anschlusstreffer bei der 1:2-Niederlage beim Hamburger SV.
Kölle genießt das ruhige Umfeld beim FCH
Danach wurde es wieder ruhiger. Adam Kölle selbst kommt es sehr gelegen, dass sich in Heidenheim der Wirbel um seine Person in Grenzen hält. „Ich will mich darauf gar nicht einlassen, ich bin noch ganz am Anfang“, sagt der 19-Jährige, der das ruhige Vereinsumfeld beim FCH schätzt. Deshalb lautet sein Motto: Nicht abheben, sondern weiterarbeiten. „Es kann auch ganz schnell wieder nach unten gehen, ich will mich darauf nicht ausruhen und werde alles dafür tun, damit ich solche Momente weiter erleben kann“, so Kölle.
Diese Einstellung und seine Leistungen haben Frank Schmidt überzeugt. Seine „brutal schnelle Entwicklung“ in den ersten Wochen habe ihn beeindruckt, sagt der FCH-Coach. „Er zeigt die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, positiv zu sein, auch vorneweg zu gehen und hat den absoluten Teamgedanken“, zählt er auf und fügt hinzu: „Das belohne ich.“ Von Schmidt gab es Einsatzminuten und von Vorstandschef Holger Sanwald Ende Oktober einen langfristigen Vertrag bis zum Sommer 2029. „Seine bisher gezeigten Leistungen im Training und in den Spielen bestätigen das große Potenzial, das wir in ihm sehen“, sagte Sanwald zu der Vertragsverlängerung, die beim FCH in dieser Form nur selten vorkommt. Nachdem sich jahrelang kein Talent mehr im Profikader etablieren konnte, hatte Frank Feller in der Vorsaison seinen Vertrag ebenfalls bis 2029 verlängert und der FCH machte kein Geheimnis daraus, dass dem 21-Jährigen die Zukunft im Tor gehören soll. Adam Kölle wird eine ähnliche Entwicklung zugetraut. „Er kann ein Spieler werden, der öfters spielt und auch von Anfang an“, sagt Schmidt mit einer Einschränkung: „Das muss Schritt für Schritt gehen und man muss ihm Zeit geben.“

Kölle gebe der neue Vertrag „Rückenwind“, sagt er. „Das Vertrauen des Vereins zeigt die Wertschätzung, das ist cool und macht mich auch stolz“, so der gebürtige Tübinger, der in die großen Herausforderungen hineinwachsen will. Besonders der mentale Faktor sei in der Bundesliga groß. „Es passiert viel im Kopf, da muss man gut aufgestellt sein und man darf keine Angst haben“, sagt er. Auch nicht, wenn plötzlich Spieler wie Weltmeister Mario Götze auf ihn zulaufen oder er Fehler macht. „Gegen Leverkusen habe ich die Chance bekommen und war an einem Gegentor beteiligt“, blickt Kölle zurück. Anders als in der Jugend analysiert er die Spiele im Nachgang. „Wenn ich sehe, was ich falsch gemacht habe, lerne ich am besten daraus“, verrät Kölle, der 2022 vom SSV Reutlingen zum FCH gewechselt war.
Nicht nur Fußball im Kopf: Ablenkung am Herd und beim Fernstudium
Halt bekommt er in den intensiven Monaten von seinem familiären Umfeld. Und auch er selbst hat Strategien entwickelt, um phasenweise auch Abstand zum Fußball zu bekommen. „Ich habe im Oktober ein Fernstudium begonnen“, sagt er, „es ist wichtig, fit im Kopf zu bleiben und auch andere Themen zu haben.“ Langeweile komme bei ihm mit den Arbeiten im Haushalt ohnehin nicht auf. „Ich koche viel und gerne mit meiner Freundin“, sagt er. Sein Lieblingsgericht nach anstrengenden Spielen verrät Adam Kölle auch: „Hühnchen mit Kartoffeln“. In der trainingsfreien Zeit darf es aber auch mal ein Burger sein.
In der Woche vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach am Samstag, 22. November (15.30 Uhr), setzt er wieder auf volle Disziplin – auf dem Teller und auf dem Trainingsplatz. „Wir haben gut trainiert“, sagt Kölle, der auf einen kleinen Vorteil durch den Wintereinbruch spekuliert. Vielleicht hätten die Gegner nicht so viel Lust, bei dem Wetter auf den Schlossberg zu kommen. „Wir kennen das und haben unsere Fans im Rücken“, sagt er und blickt auch auf die Tabellensituation: „Wenn wir gewinnen, sind wir bis auf einen Punkt an Gladbach dran.“ Und sollte Adam Kölle dabei zum Einsatz kommen und überzeugen, läge der Anfeuerungsruf von den Rängen in der angebrochenen Narrenzeit ziemlich nah: „Kölle alaaf“.