So sehr haben Heidenheims Fußballer nach dem Saisonstart mit vier Niederlagen den ersten Sieg herbeigesehnt – und am Ende hätte Trainer Frank Schmidt das 2:1 gegen den FC Augsburg gerne gegen die Gesundheit des verunglückten Fans eingetauscht. Es zeichnet den 51-Jährigen aus, dass er in dieser Stunde in erster Linie an Anhänger des FCH dachte, der beim Jubel über das vermeintliche 3:0 durch Adam Kölle vom Zaun der Osttribüne stürzte und sich schwer am Kopf verletzte. Als klar wurde, wie schlimm der Vorfall ist, war das wie ein Schock für das gesamte Stadion. Der Verunglückte wurde schließlich mit dem Rettungshubschrauber nach Ulm transportiert, sein Zustand ist weiter ernst, aber wohl stabil.
Der Unfall veränderte alles
Die lange Nachspielzeit fand so bei geisterhafter Atmosphäre statt, auch die Augsburger Fans reagierten sensibel und stellten ihre Anfeuerungen ein. Unschön war allerdings der kleine Platzsturm einiger FCH-Anhänger nach der Partie, der noch eine polizeiliche Ermittlung nach sich ziehen wird. Attacken gegen Spieler der Gäste – egal welche Worte gefallen sein mögen – helfen dem Verunglückten auch nicht. Hier reagierten Heidenheimer Spieler und Trainerteam vorbildlich, unterstützten den ziemlich überrascht wirkenden Sicherheitsdienst und schafften es, die Lage zu beruhigen.
Die Trainer verzichteten auf eine Spielanalyse
Auf die übliche Analyse des Spiels wurde verständlicherweise verzichtet, beide Trainer äußerten sich nur zu dem Unfall. „Von meiner Seite aus auch alles erdenklich Gute für den Mann und seine Familie, vom ganzen FCA aus hoffen wir, dass es gut ausgeht“, sagte Augsburgs Coach Sandro Wagner. Frank Schmidt schloss sich dem an und erklärte: „Da sieht man mal, wie schnell es im Leben gehen kann. Es gibt viel Wichtigeres als den Fußball. Wenn ein Hubschrauber im Stadion landet, kann man sich vorstellen, dass etwas Schlimmes passiert ist. Hoffen und beten wir alle, dass er es gut übersteht.“

Dieser Wunsch steht über allem, in den nächsten Tagen wird sicherlich auch das sportliche Geschehen zum Thema werden und der FCH aus dem wirklich couragierten Auftritt Mut für die nächsten Aufgaben schöpfen können. Von Beginn an zeigte die komplette Mannschaft, dass sie den Sieg gegen Augsburg mit aller Kraft will, die Heidenheimer bestimmten klar das Geschehen, offenbarten aber in den ersten 45 Minuten wie schon die Woche zuvor beim Hamburger SV eine eklatante Abschlussschwäche.
Ist der Knoten geplatzt?
Dass dann gerade die zuvor glücklosen Sirlord Conteh und Mikkel Kaufmann jeweils einmal als Vorbereiter und Vollstrecker glänzten und mit ihren Toren zu Beginn der zweiten Hälfte die Weichen stellten, lässt hoffen. Vielleicht ist durch den Sieg beim FCH allgemein und bei diesen beiden im Besonderen der Knoten geplatzt.

Durch das 2:1 haben die Heidenheimer den freien Fall verhindert und die „rote Laterne“ zunächst einmal an Borussia Mönchengladbach weitergereicht. Aber natürlich hängt der FCH weiter unten drin und zur Wahrheit gehört auch, dass sich wohl kaum noch mal ein Gegner so schwach präsentieren wird, wie die Augsburger in ihrer momentanen Verfassung. Die Heidenheimer Abwehr um die bärenstarken Innenverteidiger Tim Siersleben und Patrick Mainka überzeugte, in der Offensive ist aber noch viel Luft nach oben, unter anderem wirkte die Mannschaft bei eigenen Standardmöglichkeiten etwas planlos. Dennoch war es nach dem Spiel beim HSV eine weitere Steigerung – ein erster Schritt ist gemacht.