Atomkraftwerk

In Gundremmingen ist ein weiteres Zwischenlager für radioaktiven Abfall geplant

RWE baut beim Atomkraftwerk in Gundremmingen ein weiteres Gebäude für radioaktive Abfälle. Problematischer ist für die Gemeinde aber die bereits bestehende Brennstäbe-Aufbewahrung. Wie die Situation beurteilt wird.

In Gundremmingen ist ein weiteres Zwischenlager für radioaktiven Abfall geplant

Mit Emsland, Isar 2 und Neckarwestheim sind am 15. April die letzten deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet worden. Gundremmingen war schon am 31. Dezember 2021 vom Netz gegangen. Dort soll jetzt wieder gebaut werden. Das hat aber nichts zu tun mit der Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), den Weiterbetrieb von Kernkraftwerken in die Zuständigkeit der Länder zu legen. Der Bau einer Halle ist nach Angaben der RWE Nuclear GmbH notwendig für den planmäßigen Rückbau des Kernkraftwerks.

Eigentlich war der Betreiber davon ausgegangen, dass schwach- und mittelradioaktive Abfälle, die beim Abbruch des Kraftwerks anfallen, in den Schacht Konrad nach Salzgitter verbracht werden können. Doch das ist nicht – wie zunächst geplant – im Jahr 2024 möglich. „Das vom Bund geplante neue Logistikzentrum für das Endlager Konrad wird frühestens 2027 seinen Betrieb aufnehmen“, weiß Christian Kirstges, Pressesprecher von RWE Nuclear in Gundremmingen. Erst dann könnten die beim Abbau aller deutschen Kernkraftwerke anfallenden Abfälle nach und nach angenommen werden – ein Prozesss, der Jahrzehnte dauern könne.

Neues Gebäude beim Kernkraftwerk Gundremmingen wird 130 Meter lang

„Als Betreiber sind wir für die sichere Handhabung der Rückbauabfälle bis zur Übergabe an den Bund verntwortlich“, erläutert Christian Kirstges. Deswegen sei der Neubau notwendig. RWE spricht von einem Transportbereitstellungs- und Logistikgebäude. Das Bauwerk, das neben dem Kühlturm von Block B entstehen soll, ist nicht ganz klein: Laut RWE wird es 130 Meter lang und 27 Meter breit.

Der Gemeinderat Gundremmingen hatte im vergangenen Jahr das gemeindliche Einvernehmen zu dieser großen Zwischenlager-Halle zunächst verweigert. Und später dann doch zugestimmt. Nicht nur weil das Landratsamt Günzburg die Halle an diesem Standort für baurechtlich genehmigungsfähig hält. „Wenn die Halle nicht gebaut würde, käme es zu Verzögerungen beim Abbau des Kernkraftwerks“, sagt Bürgermeister Tobias Bühler. „Der Rückbau läuft.“ Und es falle eben Material an, das in der Anlage selbst nicht mehr gelagert werden könne. Die Gemeinde habe Interesse, dass der Abbruch zügig vorangeht. Er sei froh darüber, dass RWE das mit eigenem Personal bewerkstellige.

Der Gemeinderat hat sich laut Bühler bei einer Fahrt nach Salzgitter selbst sein Bild gemacht vom Endlager Konrad. Es sei realistisch, dass dort von 2027 an Material eingelagert werden könne. „Da sind wir sehr zuversichtlich“, sagt Bühler. Die neue Halle, für die der Bauantrag beim Landratsamt Günzburg und der strahlenschutzrechtliche Genehmigungsantrag beim Landesamt für Umwelt liegt, ist nach Einschätzung der Gemeinde nur eine Zwischenlösung.

Bestehendes Zwischenlager für hochradioaktiven Abfall beim AKW Gundremmingen wird noch Jahrzehnte benötigt

Viel größere Bauchschmerzen bereitet dem Bürgermeister das bestehende Zwischenlager für hochradioaktiven Abfall, das voraussichtlich noch mehrere Jahrzehnte lang benötigt wird. Wie berichtet, hat die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) das anvisierte Zieldatum 2031 für die Festlegung eines Standorts für ein tiefengeologisches Endlager gekippt. Sie spricht nun von „verschiedenen Szenarien, die zu einer Standortbestimmung zwischen 2046 und 2064 führen könnten“. Dann muss das Endlager erst einmal gebaut und mit 10.500 Tonnen hochradioaktivem Abfall aus Brennelementen aller deutschen Kernkraftwerke befüllt werden.

„Das sind ja unendliche Zeiträume“, sagt Tobias Bühler. Dann bleibe der Atommüll bis zum Ende des Jahrhunderts in Gundremmingen. „Am meisten stört mich, dass die Bundesregierung sich nicht traut, das Verfahren zügig weiterzuführen.“ Auch die Bürger vor Ort fühlten sich veräppelt.

Die bestehende Genehmigung für das Gundremminger Zwischenlager für hochradioaktiven Abfall läuft im Jahr 2046 ab. Die zuständige Bundesgesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) werde mindestens acht Jahre vorher eine neue Genehmigung beantragen, sagt BGZ-Pressesprecher Stefan Mirbeth. Dafür müssten Nachweise erbracht werden, dass die Castoren geeignet sind, das radioaktive Material über einen längeren Zeitraum sicher einzuschließen. Die BGZ sieht da kein Problem. Eine begrenzte Haltbarkeit der Lagerbehälter sei nicht festgestellt worden. „Die Dichtheit der Behälter wird während der Zwischenlagerung permanent überwacht“, teilt Stefan Mirbeth mit.

Im AKW Gundremmingen gibt es 192 Stellplätze für Castorbehälter, von denen bisher 117 belegt sind

Das Zwischenlager in Gundremmingen hat 192 genehmigte Behälterstellplätze, derzeit sind 117 belegt. Bis alle abgebrannten Brennelemente des Kernkraftwerks eingelagert sind, werden laut BGZ 177 Stellplätze benötigt. Somit werde die Lagerkapazität nicht voll ausgeschöpft. „Abfälle aus anderen Kraftwerken werden aber nicht in das Zwischenlager Gundremmingen eingelagert“, versichert BGZ-Sprecher Stefan Mirbeth.

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