Aktion für Bedürftige

Warum Hilfskörbe in Ober- und Niederstotzingen auch im Dorf bleiben

Die katholischen Kirchengemeinden Ober- und Niederstotzingen unterstützen Bedürftige in ihren Heimatorten mit Lebensmitteln. Wie es dazu kam und wie es läuft:

Vor Ort helfen. Das ist nicht nur eine erfolgreiche Idee beim Roten Kreuz mit seinen „Helfer-vor-Ort“-Gruppen. In den katholischen Kirchengemeinden von Ober- und Niederstotzingen erstreckt sich dieser Gedanke mittlerweile auch auf eine konkrete soziale Unterstützung für das Alltagsleben bedürftiger Menschen. „Wir lassen die Körbe im Dorf“ heißt die Hilfsaktion in Anlehnung an den bekannten Spruch, wo man die Kirche lassen soll. Gemeint sind die Körbe, die von den Gemeinden turnusmäßig als Lebensmittelspenden für die Tafeln gefüllt werden. Im Stotzinger Fall werden diese nun nicht mehr wie seit Jahren nur zur Tafel nach Heidenheim gebracht, sondern es gibt ergänzend auch gefüllte Körbe, die eben als Hilfe für Menschen vor Ort bleiben.

Die Idee zu der Aktion hatte die Vorsitzende des Oberstotzinger Kirchengemeinderats, Susanne Backes-Keck. Sie erinnert an die grundlegenden Probleme, die sich für die Gesellschaft im September 2022 ergaben: drastisch steigende Energiekosten und auch Prognosen von Preissteigerungen bei Lebensmitteln aufgrund des Ukrainekriegs. „Bei Teilen der Bevölkerung griff die Angst um sich, ob man in der Lage sei, sich selbst ausreichend zu versorgen.“ Die christlichen Kirchen hätten mit ihren Haupt- und Ehrenamtlichen in dieser Zeit viel Seelsorge leisten müssen. Gezeigt habe sich, „dass gerade in den Gruppen der Rentner und Familien das Geld knapp bemessen war“. Die Tafeln leisteten hier Hilfe.

Bedürftige vor Ort sind oft auch nicht mobil

„Während des Turnus, da unsere Gemeinden die Körbe der Tafeln füllen sollten, kam der Gedanke, dass die Bevölkerungsgruppe, die sich um die Finanzierung der Lebensmittel sorgt, oft auch gar nicht über ein eigenes Beförderungsmittel verfügt. In jedem Fall würde es für Bedürftige schwierig und teuer werden, zu den jeweiligen Tafeln zu gelangen“, schildert die 56-Jährige die Entstehung der Stotzinger Aktion. „Die Bedürftigen aus unserer Region, die nicht mobil sind, können die benötigten Lebensmittel nicht bei den Tafeln abholen. Die Logik hat zur Gründung unseres Projekts geführt.“

Bei Vitus von Waldburg-Zeil, dem zuständigen Pfarrer der Seelsorgeeinheit Lone-Brenz, stieß die Initiative auf Unterstützung: „Wir dürfen unsere Körbe in den Kirchen St. Peter und Paul in Niederstotzingen und St. Martin in Oberstotzingen aufstellen und wöchentlich füllen. Die Kirchen sind ganztägig geöffnet. Jene, die Lebensmittel benötigen, gehen zu den Körben und bedienen sich“, so Susanne Backes-Keck, die sich zusammen mit der Niederstotzinger Kirchengemeinderätin Rosl Baur und einem weiteren Helfer um die Aktion kümmert. „Es funktioniert bestens und es besteht eine ständige Nachfrage.“ Aus den Körben werde nur entnommen, was notwendig ist und der Rest bleibe für den Nächsten – also Nächstenliebe im wahrsten Sinne des Wortes.

Spenden als Finanzierungsgrundlage für die Körbe-Hilfsaktion in Ober- und Niederstotzingen

Die Finanzierung der Aktion läuft im Wesentlichen über Spenden. „Jeder Einwohner unserer Gemeinden ist aufgerufen, Lebensmittel in die Körbe zu legen. Außerdem kaufen die für die Körbe Zuständigen zentral ein- bis zweimal pro Woche ein“, sagt Backes-Keck. Das Geld dafür stamme aus Spenden an die Kirchen oder von sozialen Veranstaltungen wie etwa Kaffee- oder Spielenachmittagen.

Die Zahl der bedürftigen Menschen steige stetig. Löhne und Bürgergeld würden der Inflation angepasst, für Familien aber oft nicht ausreichend. Und Rentner hätten keine steigenden Renten, aber steigende Lebenshaltungskosten. "Das bereitet uns Sorge in unserer Seelsorgeeinheit", sagt Susanne Backes-Keck dazu.

Kontakt zu Lebensmittelhändlern

Die Initiative „Wir lassen die Körbe im Dorf“ will künftig noch weitere Wege beschreiten, um an Lebensmittel für bedürftige Menschen zu kommen – und auch das wieder nach dem Motto „vor Ort“. Die Oberstotzinger Initiatorin Susanne Backes-Keck: „Wir haben Kontakt mit hiesigen Lebensmittelhändlern aufgenommen und versuchen, aussortierte, aber nicht abgelaufene Waren für unser Projekt zu erhalten.“ Es seien allerdings noch weitere Verhandlungen dazu nötig.

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