Neues Stück

Zukunft, Ordnung, Zweifel: Junge Sasse zeigt in Schnaitheim „Die Säule – Wie willst du leben?“

Am Freitag feiert das neue Jugendstück der Jungen Sasse Premiere: „Die Säule – Wie willst du leben?“ erzählt von einer gefühllosen Zukunftswelt im All – bis junge Wesen beginnen, das System zu hinterfragen.

Was wäre, wenn Gefühle nur noch eine ferne Erinnerung wären, wenn Regeln alles bestimmen und das Leben still, aber gleichförmig vor sich hinplätschern würde?

Mit ihrem neuen Stück „Die Säule – Wie willst du leben?“ wagt sich die Schnaitheimer Theatergruppe Junge Sasse auf faszinierendes Terrain: auf einen Planeten in der Zukunft, irgendwo im All, wo sogenannte „Wesen“ leben – und wo Ordnung alles ist. Aber längst nicht alles in Ordnung. Premiere ist an diesem Freitag. Schon jetzt lässt sich sagen: Für Jugendliche, für Erwachsene – für alle, die nicht aufhören wollen, zu fragen – dürfte sich ein Besuch im Sasse-Theater lohnen.

Eine fremde Welt – erschreckend menschlich

„Wir spielen in der Zukunft“, sagt Karin Mateja, Mitglied des dreiköpfigen Regieteams neben Sabine Reiner und Richard Seidt. „In dieser Zukunft gibt es die globale Weltordnung und die Säule. Sie bestimmt alles.“ Dort leben die „Wesen“ in einer durchorganisierten Weltordnung – geregelt, gleichgeschaltet, kontrolliert. Gefühle sind Tabu, das Leben verläuft ohne Höhen und Tiefen.

Das dreiköpfige Regieteam des neuen Stücks, von links nach rechts: Richard Seidt (auch zuständig für die Technik), Karin Mateja und Sabine Reiner (kümmerte sich auch um die Kostüme). Foto: Natascha Schröm

Der Theaterabend dreht sich darum, wie junge Wesen beginnen, ihr System zu hinterfragen. Schule, Unterricht in „Weltsprache“ und „Tanzen“, verabreichte Drogen, die Gefühle dämpfen: Das alles gerät ins Wanken. Die große Frage, die über allem steht, lautet: Wie wollen wir leben – angepasst oder selbstbestimmt?

Bei der Beschreibung der Handlung bleibt das Regieteam bewusst vage, schließlich steht die Premiere noch bevor. Aber so viel sei verraten: Die Geschichte entfaltet sich nicht als klassische Utopie oder Dystopie, sondern als kluges Gedankenexperiment. Mit Witz und Fantasie, mit sphärischer Musik, eindrucksvollem Licht und ausdrucksstarken Bildern entwickelt sich ein Stück, das sowohl Leichtigkeit als auch Tiefe hat.

„Es gibt viele Gedankenexperimente – etwa: Was denken die ‚Wesen‘ eigentlich über uns Menschen? Und was sagt das über uns selbst?“, so Mateja. Reiner ergänzt mit einem Schmunzeln: „Auch bei Wesen auf einem fernen Planeten kann es menscheln.“

Denn neben all der Ordnung regt sich auch etwas anderes: eine zart aufkeimende Liebe, ein Infragestellen, ein Erwachen. Was passiert, wenn plötzlich Gefühle durchbrechen? Wenn junge „Wesen“ beginnen, sich gegen die Norm zu stellen – oder zumindest zu zweifeln?

Für Jung und Alt – ein Stück mit Substanz und Spielfreude

Das Ensemble besteht aus 18 jungen Schauspielerinnen und Schauspielern, viele davon stehen zum ersten Mal bei der Jungen Sasse auf der Bühne. Das Stück sei auch deshalb gewählt worden, so Karin Mateja, weil es vielen Jugendlichen eine Rolle geben könne. „Wir haben gerade viele neue Gesichter in der Gruppe – viele 14-Jährige, die aus dem Kinderstück in die Junge Sasse gewechselt sind. Für sie wollten wir ein Stück, das fordernd, aber nicht überfordernd ist.“ Kein schweres Sozialdrama wie „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, das die Gruppe zuletzt gespielt hatte – aber auch keine reine Komödie. Stattdessen: ein Balanceakt zwischen Ernst und Leichtigkeit.

„Das Textbuch ist skurril, teilweise komödiantisch, gleichzeitig ernsthaft. Genau darin lag die große Herausforderung“, sagt Mateja. „Wie inszeniert man diesen Spagat so, dass die Message nicht verloren geht und trotzdem der Humor aufblitzen darf?“

Ein Stück, das niemandem sagt, was er denken soll

„Die Säule“ ist nicht nur Titel, sondern Figur, Ordnungsprinzip – vielleicht auch Mahnmal. Sie ist Beobachterin, Kontrollinstanz, eine Art allsehendes Auge. Nicht gut, nicht böse, aber allgegenwärtig. Und sie beginnt zu wanken. „Sie steht für ein System, das Ordnung sichert – aber auch missbraucht werden kann“, verrät Richard Seidt. Was passiert, wenn das, was uns Halt gibt, plötzlich selbst ins Rutschen gerät?

Die Inszenierung bietet gesellschaftliche und philosophische Anspielungen, etwa auf den Umgang mit Gefühlen, auf Konformitätsdruck oder auf Machtverhältnisse. Antworten gibt das Stück nicht. Und will es auch nicht. „Wir wollen Denkanstöße geben und offenlassen, wohin die Gedanken führen“, sagt Sabine Reiner.

Vielleicht beginnt ja genau dort Veränderung: im Zuschauerraum. Wenn Wesen über Menschen sprechen – und Menschen sich plötzlich selbst erkennen. Wie wollen wir leben? Genormt oder gefühlt? Angepasst oder eigenständig? Still oder laut?

„Die Säule“ wagt sich an diese Fragen heran: mit Witz, Tiefe und jungen Darstellerinnen und Darstellern, die zeigen: Theater darf beides – zum Denken anregen und berühren.

Spieltermine und Tickets

Premiere feiert das Stück am Freitag, 9. Mai, ab 18 Uhr im Sasse-Theater in Schnaitheim. Weitere Vorstellungen finden jeweils zur selben Uhrzeit an folgenden Tagen statt: 10., 18., 23. und 24. Mai.

Karten gibt es unter anderem im Pressehaus der Heidenheimer Zeitung, auch online im Ticket-Shop der HZ, und unter sasse-theater.de sowie an der Abendkasse.

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