Noch ist es wegen des Baugerüsts nicht genau zu erkennen, aber das Stadthotel Giengen hat in den vergangenen Wochen sein Erscheinungsbild verändert. Weil das bisherige Flachdach in die Jahre gekommen und stellenweise undicht geworden war, entschied sich der Betreiber, die Firmengruppe Lebedew aus Donauwörth, ein Satteldach aufsetzen zu lassen. Damit passt sich das Hotel an der Richard-Wagner-Straße nun äußerlich der umgebenden Bebauung an.
Wer jedoch genau hinschaut, wird erkennen, dass auch entlang des Anton-Bruckner-Wegs erste Arbeiten im Gange sind. Dort standen bislang sieben Garagen, die vor allem als Unterstellfläche für Gerätschaften des Hotelbetriebs dienten. Deren Tage sind jetzt gezählt.
Neubau statt Garagen am Anton-Bruckner-Weg
„Wir mussten in der Vergangenheit immer wieder Gäste abweisen, weil wir ausgebucht waren“, berichtet Marcel Wetz, General Manager der Hotelgruppe. Deshalb habe man sich das Grundstück angesehen und erkannt, dass es deutlich mehr hergebe als Platz für Garagen, auf die man verzichten könne.
Aus dieser Erkenntnis entstand die Idee, dort einen Anbau zu errichten. Im 90-Grad-Winkel zum Bestand angeordnet, soll der Neubau samt eigenem Aufzug Raum für 18 Einzel- und drei Doppelzimmer bieten. Der bestehende Bau verfügt über 30 Zimmer und mehr als 40 Betten. Der Spatenstich soll in ein bis zwei Monaten stattfinden. Wetz rechnet mit einer Bauzeit von etwa einem Jahr. Man habe das Vorhaben vorab mit der Stadtverwaltung besprochen, sagt Wetz. Dort seien die Pläne auf großes Entgegenkommen gestoßen.

Wie schon bei den Dacharbeiten am Altbau sollen weder Hotel- noch Restaurantbetrieb durch die Bauarbeiten eingeschränkt werden. Die Bauarbeiten fänden während der normalen Arbeitszeiten statt, erklärt Wetz. Zu diesen Zeiten seien die Hotelgäste in aller Regel außer Haus. Zudem betont Wetz, dass der Neubau keinen Verlust von Parkplätzen bedeutet. Das Stadthotel werde auch künftig über mehr Stellplätze verfügen als vorgeschrieben sind.
Zusammenarbeit mit Restaurant als Erfolgsmodell
Mit dem Um- und Anbau dürfte der frühere „Salzburger Hof“ einen Höhepunkt seiner Geschichte erreichen. In den 1960er-Jahren errichtet, hat das Hotel mit der Familie Lebedew, die insgesamt elf Hotels betreibt, erst seine dritten Eigentümer. Anfang Mai feierte man in Giengen das vierjährige Bestehen unter der neuen Leitung.
„Wir sind in Giengen sehr herzlich aufgenommen worden“, sagt Wetz. Im Stadthotel nächtigen unter der Woche vor allem Gäste, die bei Firmen in Giengen und in der Region zu tun haben. Vielfach kämen aber auch Wanderer ins Stadthotel. Ein Standortvorteil sei außerdem die Nähe zur A7, weil immer wieder auch Menschen auf der Durchreise Halt in Giengen machten.
Als Glücksfall hat sich nach Wetz‘ Einschätzung nicht nur das gut eingeführte Haus erwiesen, sondern auch die Zusammenarbeit mit dem Gastronomen Leon Gaijtani, der im Erdgeschoss des Hotels das Restaurant „La Cucina“ betreibt. Das Stadthotel selbst bietet seinen Gästen lediglich Frühstück an, durch die Familie Gajtani, die ihr Restaurant zuvor im „Schlüssel“ an der Marktstraße betrieben hatte, wurde das Angebot entsprechend erweitert. Die Kooperation hat sich offenbar so sehr bewährt, dass das Restaurant zwischenzeitlich um einen großen Wintergarten erweitert wurde. 2024 wurde der Pachtvertrag Wetz zufolge um sieben Jahre verlängert.
Dass auf dem „Lamm“-Areal in der Giengener Innenstadt derzeit auch ein neues Hotel entsteht, sieht Hotelmanager Wetz nicht als Problem. Giengen brauche ein Hotel in der Stadtmitte, glaubt er, dennoch seien genügend Gäste für alle Häuser da.
Alteingesessenes Hotel
Das heutige Stadthotel wurde Anfang der 1960er-Jahre gebaut und unter dem Namen Gawron betrieben. Nach Übernahme und Renovierung betrieben die Gastronomen Martina Ziller und Erwin Promberger das Hotel ab 1997 als „Salzburger Hof“ weiter. 2020 verkauften sie das Haus altersbedingt an den Unternehmer Victor Lebedew.