Das historische Giengener Rathaus erhält für mehrere Hunderttausend Euro einen verbesserten Brandschutz. Dafür soll unter anderem eine flächendeckende Brandmeldeanlage installiert werden. Den Auftrag hierfür vergab der Gemeinderatsausschuss für Umwelt, Planung und Technik einstimmig zum Preis von 212.000 Euro an die Firma SEA Erhard Schuler Elektrotechnik aus Steinheim.
Dass es im Giengener Verwaltungssitz Verbesserungspotenzial beim Brandschutz gibt, ist keine neue Nachricht. Bereits Ende 2019 hat der damalige Gemeinderat mehrere Maßnahmen beschlossen, die im Brandfall für eine zügige Alarmierung und Evakuierung sorgen sollen. Damals war sogar eine Fluchttreppe geplant, die auf der Nordseite den Abstieg aus allen Obergeschossen ermöglichen sollte.
Bauarbeiten sollen Verwaltung nicht belasten
Von Juni bis Oktober sollen die Handwerker zunächst die entsprechende Elektrotechnik für die Brandmeldeanlage einbauen. Dazu gehören Dutzende Rauchmelder für sämtliche Räume im Rathaus. Installiert wird zudem eine neue Brandmeldezentrale. Diese hilft der Feuerwehr im Brandfall, den genauen Ort eines Alarms zu bestimmen. Hinzu kommen zusätzliche Einrichtungen wie akkubetriebene Notfallleuchten, die beispielsweise auch bei Dunkelheit Flüchtenden den Weg aus dem Gebäude weisen sollen.
Im Ausschuss erkundigte sich Stadträtin Karin Häußler (CDU-Wählerblock), ob die Arbeiten Einfluss auf den laufenden Verwaltungsbetrieb oder Veranstaltungen im Ratssaal nähmen. Armin Fechter, Technischer Werkleiter im Eigenbetrieb Gebäudemanagement, erklärte, die Arbeiten würden so geplant werden, dass möglichst wenig Störungen auftreten. Lärmintensive Arbeiten sollen demnach an Freitagnachmittagen oder samstags stattfinden. Außerdem sei bei der Planung der gesamten Brandmeldeanlage bereits darauf geachtet worden, dass an Wänden und Decken möglichst wenige Stemmarbeiten nötig werden. So sollen laut Fechter die Rauchmelder an den Zimmerdecken per Funk eingebunden werden, sodass keine Verkabelung erfolgen muss.
Rathaus: Überwachungskameras für mehr Sicherheit
Zum Auftrag an die Firma Schuler Elektrotechnik gehört auch die Installation mehrerer Überwachungskameras, die für zusätzliche Sicherheit sorgen sollen.
Nach der Brandmeldeanlage sollen im Dachgeschoss auch noch fünf Rauch-Wärme-Abzugsanlagen (RWA) eingebaut werden. Diese öffnen sich im Brandfall und lassen giftigen Brandrauch und Hitze entweichen. Vorgesehene Standorte sind im Treppenhaus sowie im Sitzungssaal.
An einer Dachgaube an der Westseite des Rathauses, zur Rathausgasse hin, wird zudem eine größere Öffnung geschaffen, die im Notfall als Rettungsausstieg dienen soll. Diesen Ausstieg würde die Drehleiter der Giengener Feuerwehr mit ihrem Korb erreichen.
Rettung per Drehleiter geplant
Der zweite Rettungsausstieg aus dem Dachgeschoss besteht in Form des nordseitigen Balkons bereits. Auch von dort könnten Menschen per Drehleiter gerettet werden. Auf den Bau einer Fluchttreppe, die das Bild des Rathauses deutlich verändert hätte, wird deshalb verzichtet. Dies hatte der Gemeinderat im Februar 2024 beschlossen.
Um vor allem die Ausbreitung von Brandrauch zu verhindern, sollen alle Türelemente zwischen dem Treppenhaus und den Fluren im Erdgeschoss und den Obergeschossen selbstschließend und rundum abgedichtet umgerüstet werden. Dies betrifft auch die hölzernen Türen zum Ratssaal. Die Befürchtung Karin Häußlers, die „schönen alten Türen“ würden ausgewechselt, konnte Fechter zerstreuen.
Insgesamt sind für die Ertüchtigung des Brandschutzes im städtischen Etat 700.000 Euro vorgesehen. Das Giengener Rathaus ist zuletzt in den 1980er-Jahren grundlegend saniert worden.
Rathaus Giengen: ab 1667 errichtet
Die Geschichte des Giengener Rathauses ist gleich mehrfach mit Feuer verbunden. Gebaut wurde es ab dem Jahr 1667, nachdem das Vorgängergebäude dem Stadtbrand von 1634 zum Opfer gefallen war. Für Entsetzen sorgte im Oktober 2023 eine versuchte Brandstiftung im Rathaus. Offenbar mehrere Täter hatten vor dem Rathaus aufgezogene Flaggen von Israel und der Ukraine entwendet und durch eingeschlagene Fenster Feuerwerkskörper in die Räume des Ausländeramtes geworfen. Ein Tatverdächtiger war wenig später vorläufig festgenommen worden.