Eigentlich Aufgabe des Bundes

Verkehrskollaps: Königsbronn will nun selbst Lösungen für die B19 finden

Die Probleme sind seit Jahren bekannt und eigentlich wäre der Bund zuständig. Der Königsbronner Gemeinderat hat nun aber beschlossen, selbst nach Lösungsmöglichkeiten für die Verkehrsproblematik auf der B19 zu suchen. Wie das gehen soll und was es kostet:

Verkehrskollaps: Königsbronn will nun selbst Lösungen für die B19 finden

Die Probleme dauern nun schon seit vielen Jahren an und werden immer drastischer: Königsbronn steht vor dem Verkehrskollaps. Grund dafür ist die B19, die den Ort teilt, und auf der täglich Tausende Fahrzeuge unterwegs sind – und in den kommenden Jahren werden es aufgrund der Entwicklungen im Interkommunalen Gewerbegebiet und der wirtschaftlichen Entwicklung im Raum Königsbronn/Oberkochen sicherlich noch deutlich mehr. So wird nun schon seit vielen Jahren von den Bürgern, vom Gemeinderat und der Verwaltung die Situation beklagt, ohne dass etwas Entscheidendes geschehen wäre, das zur Verbesserung beitragen könnte. Das hat sich jetzt geändert, denn der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung grünes Licht dafür gegeben, eine professionelle Untersuchung in Auftrag zu geben, die herausfinden soll, wie eine Umgestaltung der Ortsdurchfahrt funktionieren, und welche Auswirkungen diese haben könnte.

Gemeinde nimmt das Thema selbst in die Hand

Eigentlich wäre das Aufgabe des Bundes, denn der ist für die Bundesstraßen zuständig. „Wenn wir weiterhin warten, bis uns geholfen wird, dann warten wir noch ewig“, brachte es der Königsbronner Ortsbaumeister Jörg Bielke in der Sitzung auf den Punkt. Nach mehreren Besprechungen mit der Straßenbauverwaltung habe man sich dazu entschlossen, das Heft selbst in die Hand zu nehmen. „Das Thema ist sehr komplex, eine solche Planung schaffen wir nicht selbst, deshalb wollen wir sie in professionelle Hände geben“, so Bielke.

Es gehe darum, eine Entwurfsplanung zu bekommen, die Auskunft darüber gibt, was konkret sinnvoll aber auch umsetzbar ist, um die Verkehrssituation zu verbessern. „Außerdem brauchen wir konkrete Angaben über mögliche Kosten, um dem Regierungspräsidium etwas vorlegen zu können, deshalb wollen wir jetzt federführend vorangehen“, sagte Bielke. „Wenn wir das nicht selbst machen, kommen wir nicht weiter, wir müssen selbst aktiv werden.“

Suche nach kurz- und mittelfristigen Lösungen

Ziel dabei ist, herauszufinden, welche Maßnahmen entlang der Ortsdurchfahrt kurz- und mittelfristig zur Entspannung der Situation beitragen können. Untersucht werden sollen dabei die Punkte Verkehrsfluss, Radverkehr und ÖPNV. Die Kosten für die Objektplanung sind mit 209.000 Euro angesetzt, aber obwohl die Gemeinde Königsbronn in Vorleistung gehen muss, muss sie die Kosten nur zu einem Teil tragen. „Für Verkehrsfluss und Radverkehr ist das Regierungspräsidium zuständig, und wir haben auch die Zusage, dass das übernommen wird“, betonte Bielke.

Verbesserungen so schnell wie möglich

„Die Gemeinde geht hier in Vorleistung, aber wir wollen so zeitnah wie möglich Verbesserungen erreichen“, sagte Bürgermeister Jörg Weiler. Er rechnet damit, dass schon im Herbst Ergebnisse der Untersuchung vorliegen: „Wir wollen sehr schnell planen und genauso schnell in die bauliche Umsetzung gehen.“

2600 Pendler fahren durch Königsbronn

Ein großes Problem in Königsbronn ist der Pendlerverkehr. Eine etwa vier Jahre alte Erhebung des Regionalverbands, die die Pendlerströme im Raum Aalen/Heidenheim unter die Lupe genommen hat, gibt Aufschluss. Demzufolge fahren rund 2600 Pendler durch Königsbronn – und das zweimal täglich. Allein aus Heidenheim pendeln der Untersuchung zufolge 614 Menschen nach Oberkochen, weitere 689 nach Aalen. Von Aalen aus pendeln 665 Arbeitnehmer nach Heidenheim und 113 nach Königsbronn. Und sie alle müssen das Nadelöhr Königsbronn nehmen.

Kein durchgängiger Verkehrsfluss möglich

Und diese Nadelöhr hat ein Problem: Es ist kaum ein durchgängiger Verkehrsfluss möglich. Von Aalen kommend, gibt es kurz nach dem Ortseingang eine Fußgängerampel, 200 Meter weiter die Ampelanlage beim Abzweig in Richtung Zang, kurz darauf die Ausfahrt beim Rewe-Markt, 150 Meter weiter eine weitere Fußgängerampel, dann nochmal 150 Meter entfernt die Ampel am Bahnübergang und schließlich noch die Fußgängerampel beim Netto-Markt. Kein Wunder, dass es hier vor allen Dingen zu den Stoßzeiten im Berufsverkehr regelmäßig zu Stauungen kommt.

11.500 Fahrzeuge am Tag

Doch wie stark ist das Verkehrsaufkommen auf der Königsbronner Ortsdurchfahrt wirklich? Aktuelle Zahlen gibt es nicht. Aber bei einer Untersuchung aus dem Jahr 2014, die für die Erstellung des Lärmaktionsplans in Auftrag gegeben worden war, wurde die Zahl von 4,2 Millionen Fahrzeugen jährlich ermittelt. Heruntergerechnet bedeutet das 11.500 Fahrzeuge am Tag oder knapp 500 stündlich – rund um die Uhr. Diese Zahlen dürften sich inzwischen deutlich erhöht haben.

Angesichts dieser Situation nimmt es nicht wunder, dass der Gemeinderat der Vergabe der Untersuchung einhellig zustimmte. Werner Glatzle, Fraktionschef der Grünen, legte in der Diskussion Wert darauf, dass die Verbesserung des Radwege-Netzes nicht unter den Kosten für die Untersuchung leiden dürfe. Auch wenn der Radverkehr entlang der B19 eine Rolle spiele, müsse man die Situation auch in anderen Bereichen verbessern. Dem stimmte auch Engelbert Frey (SPD) zu: „Wir dürfen das nicht gegeneinander ausspielen und müssen das sieben Jahre alte Radwegkonzept endlich umsetzen.“

Gemeinderat freut sich über die Initiative

SPD-Fraktionschef Wolfgang Lutz signalisierte volle Unterstützung für die Untersuchung und betonte, dass das Thema B19 das Gremium schon seit „unendlichen Zeiten“ verfolge. „Bisher sind wir keinen Millimeter vorangekommen. Jetzt haben wir die Chance, anzufangen.“

„Ich bin sehr froh, dass endlich Bewegung in die Sache kommt“, sagte CDU-Fraktionschef Dr. Dietrich Kölsch: „Wir sind hier eigentlich kein ländlicher Raum sondern ein kleines Ballungsgebiet und ein großer Wirtschaftsraum mit zwei größeren Städten, mehreren Gemeinden.“ Dementsprechend müsse auch die Unterstützung von Seiten der Politik aussehen. Auch Edith Wagner (UWB) hofft, dass „nach Jahrzehnten etwas angestoßen wird, das helfen kann, den Verkehrsfluss zu verbessern“.

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