Schloss Hellenstein: eine Dauerbaustelle. In irgendeinem Winkel des Heidenheimer Wahrzeichens steht gefühlt immer ein Gerüst, und so fällt es regelmäßigen Besuchern zwangsläufig auf, wenn einmal nicht laut vernehmlich an dem historischen Gemäuer geklopft, gebohrt oder geschliffen wird. Eigentlich sollte das an der Südmauer längst der Fall sein, allerdings musste der anfängliche Zeitplan korrigiert werden.
Nach einer umfangreichen Sanierung präsentiert sich der Stauferbau, der sogenannte Rittersaal, seit einiger Zeit wieder von seiner besten Seite. Nahtlos sollten sich eigentlich die Arbeiten an der Südmauer anschließen. Dass der Baubeginn nicht wie zunächst ins Auge gefasst 2024 erfolgte, hatte personelle Gründe, wie Dr. Stefan Horrer erläutert, der Leiter des Amts für Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd.
Sanierung des Rittersaals dauerte länger als geplant
Zum einen habe die Fertigstellung des Rittersaals länger als vorgesehen Kapazitäten gebunden, so Horrer: „Die dortigen Arbeiten waren aufgrund nicht fachgerechter historischer Reparaturen des Mauerinneren aufwändiger als erwartet.“ Zum andern habe er den fürs Schloss zuständigen Projektleiter gebeten, dringende Arbeiten in Giengen zu erledigen. Hintergrund: Die dortige Erstaufnahme-Einrichtung soll erweitert und damit dem künftig zu erwartenden Bedarf angepasst werden.
Fürs Heidenheimer Schloss bedeutet das: Die für die Sanierung der südlichen Außenmauer erforderlichen Gewerke werden nach heutigem Stand im Herbst 2025 ausgeschrieben. Im darauffolgenden Jahr erfolgt dann die Umsetzung. Schon vor einiger Zeit hatte Horrer das Vorgehen skizziert. Demzufolge müssen Bewuchs und lose Teile entfernt, stark verwitterte Steine ersetzt, frische Kronen gesetzt, Fugen erneuert und Drainageleitungen verlegt werden. Um die Mauer statisch zu sichern, sollen lange Metallstreben das Gemäuer im dahinter liegenden Fels verankern. Als Schutz gegen äußere Einflüsse erhält die Mauer einen Kalkputz.

Unbegründet ist folglich die Befürchtung, die ein kleiner Junge äußerte, als er am vergangenen Wochenende an der Hand seines Vaters auf das arg mitgenommene Mauerwerk schaute: „Das ist ja kaputt. Das muss bestimmt alles weggemacht werden.“
Die Rettungsaktion für die 400 Jahre alte, 100 Meter breite und bis zu 16 Meter hohe Mauer naht also. Und das mit einiger Dringlichkeit: Ursprünglich gut zwei Meter stark, hat sie davon mittlerweile etwa ein Drittel verloren. „Zum guten Glück hat sich an der Höhe der zu erwartenden Kosten für die Sanierung bislang nichts geändert“, blickt Horrer angesichts der fertig in der Schublade liegenden Planungen auf die Arbeiten voraus, die mit Rücksicht auf die Opernfestspiele vonstattengehen sollen. Veranschlagt sind rund vier Millionen Euro. „Während der Aufführungen wird keinesfalls gearbeitet“, versichert der Amtsleiter, und inwieweit die Sanierung innerhalb der aufführungsfreien Zeit fortgeführt werden könne, werde im guten Miteinander mit der Stadt Heidenheim geklärt.
Land ist Eigentümer des Schlosses
Das Schloss gehört dem Land, weshalb die Fäden beim Amt Vermögen und Bau in Schwäbisch Gmünd zusammenlaufen. „Nur belebte Monumente sind gute Monumente, deshalb dürfen wir sie nicht dem Verfall anheimgeben“, sagt Horrer, wenn er über den Baufortschritt auf dem Schlossberg spricht. Bei aller Begeisterung für den Erhalt des historischen Erbes verweist der 57-jährige Jurist aber auf die originäre Aufgabe seines Hauses: „Die Verwaltung muss funktionieren. Deshalb sorgen wir für eine angemessene und wertschätzende Unterbringung ihrer Beschäftigten, damit sie ihre Arbeit gut erledigen können.“
Gerne hören wird man das bei der Heidenheimer Polizei, die ihr 1936 bezogenes Revier an der Schnaitheimer Straße nächstes Jahr verlässt und in ein derzeit im Umbau befindliches Domizil an der Karlstraße zieht.
Suche nach der wirtschaftlichsten Lösung
Ob es nun um Gerichtsgebäude, Gefängnisse, Burgen, Pfarrhäuser, Diensthundezwinger oder Hochschulen geht, wie dem vor wenigen Tagen eingeweihten Erweiterungsbau der DHBW in Heidenheim: Man dürfe nicht der Versuchung erliegen, diejenigen zuerst zu bedienen, die am lautesten schreien, sagt Horrer. Vielmehr gehe es darum, Wichtiges und Richtiges zu erkennen. So genieße ein Neubau nicht automatisch Priorität gegenüber einer Mietlösung. Am Ende sei die wirtschaftlichste Lösung zu wählen. Maßgeblich sei in jedem Fall ein pfleglicher Umgang mit den verfügbaren finanziellen Mitteln – oder plakativ ausgedrückt: „Zweck vor Zuckerguss.“
Eine besondere Herausforderung stellt das Energie- und Klimaschutzkonzept dar. Es sieht vor, dass die Landesverwaltung ab 2030 klimaneutral ist. Bedeutet konkret: Eine energetisch hochwertige Sanierung erhält im Regelfall den Vorzug vor einem Neubau, und die Nutzfläche muss um 20 Prozent reduziert werden. Auch mit dem eigenen Haus geht Horrer diesen Weg. Der Dienstsitz in Schwäbisch Gmünd wird von vier auf zwei Häuser verkleinert.
Ihre Arbeit versehen dort ca. 120 Beschäftigte, aber es könnten mehr sein: „Der Fachkräftemangel macht auch um uns keinen Bogen“, sagt Horrer, „und wir suchen ständig Architekten und Ingenieure, die auf der Suche nach einem interessanten Arbeitsplatz sind“.
Landesbetrieb mit Milliardenumsatz
Der Landesbetrieb Vermögen und Bau mit seinen 13 Ämtern gehört zum Geschäftsbereich des Finanzministeriums. Sein Umsatz summierte sich 2023 auf 2,5 Milliarden Euro. Zu den Aufgaben zählen die Unterbringung sämtlicher Einrichtungen des Landes, der Erhalt historischer Monumente und die Verwaltung von Landeseigentum – mit Ausnahme von Straßen, Wald und größeren Gewässern.
In den Zuständigkeitsbereich des von Dr. Stefan Horrer geleiteten Amtes Schwäbisch Gmünd mit den Landkreisen Heidenheim, Ostalb und Göppingen fallen rund 500 Gebäude und 700 Grundstücke. Von den 9,1 Millionen Quadratmetern Gesamtfläche sind 5,1 Millionen landwirtschaftlich genutzt. Der Umsatz betrug vergangenes Jahr etwa 90 Millionen Euro, wobei 20,5 Millionen auf das Gebäudemanagement mit Energie, Reinigung und kleinen Reparaturen entfielen.