Neue Wege bei der Personalsuche

So will die Heidenheimer Feuerwehr Mitglieder gewinnen

Die Heidenheimer Feuerwehr ist auf der Suche nach Mitgliedern. Bei der Werbung in eigener Sache will sie jetzt neue Wege gehen und sich für die demokratische Grundordnung einsetzen.

Die Zahl der aktiven Einsatzkräfte bei der Heidenheimer Feuerwehr ist stabil. Was ihre Verfügbarkeit angeht, ist laut Kommandant Rainer Spahr aber vor allem unter der Woche die Grenze erreicht. „Nach dem Motto ,alle für einen´ schaffen wir es immer wieder, diese Herausforderung zu meistern“, sagte er bei der Hauptversammlung. Allerdings wurde ein interner Arbeitskreis gegründet, der sich damit beschäftigt, neue Mitglieder zu gewinnen und bestehende zu halten.

Zielgruppen sind dabei nicht nur die Jugendfeuerwehr, sondern auch Quereinsteiger sowie Menschen mit Migrationshintergrund. Über klassische Informationsveranstaltungen hinaus will die Feuerwehr stärker auf soziale Medien setzen, mit Videoclips, Einsatzberichten und Einblicken in die Kameradschaft. Auch die Zusammenarbeit der Abteilungen sowie des Hauptamts sollen gestärkt werden. Gemeinsame Übungen, Schulungen und kameradschaftliche Veranstaltungen stehen auf der Agenda.

Wirtschaftliche Situation wirkt sich auch auf die Feuerwehr aus

„Wieder ist ein Jahr vergangen, und wieder können wir nicht wirklich positiv nach vorne schauen“, sagte Spahr im Rückblick auf das vergangene Jahr. Wirtschaftlicher Stillstand, Unternehmensschließungen und Fachkräftemangel tangierten auch die kommunale Infrastruktur und damit den Feuerwehrdienst. Notwendige Investitionen schienen aufgrund der allgemeinen Finanzprobleme in weite Ferne zu rücken.

Dennoch sei es in Heidenheim in den vergangenen Jahren gelungen, mit Augenmaß zu agieren. „Wir haben nur notwendige Beschaffungen durchgeführt, den Bestand saniert und modernisiert“, so Spahr. Als Beispiel nannte er den Kauf eines neuen Hilfeleistungslöschgruppenfahrzeugs zum Preis von rund 580.000 Euro. Vergleichbare Fahrzeuge im Landkreis schlügen mit bis zu 700.000 Euro zu Buche. Spahr betonte, dass man sich stets die Frage stelle: „Was ist notwendig, was ist wünschenswert?“

Das Kommunikationszentrum der Paul Hartmann AG war diesmal Schauplatz der Feuerwehr-Hauptversammlung. Dennis Straub

Stadtkämmerer Guido Ochs dankte den Feuerwehrkräften in Vertretung von Oberbürgermeister Michael Salomo: „Die Feuerwehr gehört zwar nicht in den Zuständigkeitsbereich der Stadtkämmerei, aber ich kann Ihnen versichern, dass alle Kolleginnen und Kollegen äußerst dankbar und sehr stolz auf Sie sind.“ Dabei gehe es nicht nur um die 433 Einsätze, bei denen 61 Menschen gerettet worden seien.

Hinzu kämen viele Übungsdienste und Lehrgänge sowie mehr als 100 Brandsicherheitswachen. Weil davon das gesellschaftliche und kulturelle Leben erheblich profitiere, falle es ihm „in den jährlichen Haushaltsberatungen immer sehr schwer, die Mittelanmeldungen der Feuerwehr kritisch zu hinterfragen, womöglich zu kürzen oder ganz zu streichen.“

Stadtkämmerer Ochs verteidigt Schutzmaßnahmen

Für Ochs wird in den kommenden Jahren die Verfügbarkeit ehrenamtlicher Kräfte von großer Bedeutung sein. Darum sei es essenziell, Arbeitsplätze und Wohnraum für die Feuerwehrleute zu schaffen. Zur Sicherheit bei Veranstaltungen sagte er: „Die Vorkommnisse der vergangenen Jahre zeigen, dass Schutzmaßnahmen wie Gleitschutzwände notwendig sind, auch wenn ihr Anblick nicht jedem gefällt.“ Veranstaltungen wie das Küferfest oder das internationale Straßenfest seien ein Teil der Identität der Stadt, welche man sich nicht nehmen lasse.

Kreisbrandmeister Michael Zimmermann rief angesichts der vielfältigen Herausforderungen dazu auf, nicht im Diskurs zu verharren, sondern ins Handeln zu kommen: „Ich möchte an unsere politischen Vertreter appellieren, parteipolitische Interessen zurückzustellen und gemeinsam anzupacken.“ Die wirtschaftliche Lage und der konjunkturelle Druck träfen nicht nur viele Betriebe, sondern auch die Feuerwehr. Deshalb müsse man sich fragen: „Was ist notwendig, was ist dringend, und was ist nur wünschenswert?“ In Anbetracht der kommunalen Haushalte sei es „unsere gemeinsame Aufgabe, auch mit den Verwaltungen Prioritäten zu definieren“.

Eines von zwei Fahrzeugen des Katastrophenschutzes in Heidenheim müsse dringend ersetzt werden. Auf Bundesebene diskutiere man über Finanzmittel in Milliardenhöhe und kaum vorstellbare Beträge, gleichzeitig fehle jedoch das Geld für neue Reifen, Tüv-Prüfungen und die Wartung einfacher Geräte. „Das ist ein untragbarer Widerspruch“, so Zimmermann.

Im Zusammenhang mit der Personalstruktur sprach sich Zimmermann für eine realistische Einschätzung der Belastungsgrenzen im Ehrenamt aus: „Es ist nicht alles leistbar. Wir müssen ehrlich sein: Das Ehrenamt kommt an Grenzen.“ Deshalb müsse man sich auf die Basisaufgaben konzentrieren und vermeiden, die Einsatzkräfte mit immer neuen Zusatzanforderungen zu überlasten. Die Zukunft liege möglicherweise in einer stärkeren Verzahnung hauptamtlicher Strukturen mit dem Ehrenamt.

Appell zur Verteidigung der Demokratie

Hans-Frieder Eberhardt, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands Heidenheim, erinnerte daran, dass die Feuerwehren in Deutschland in der Vergangenheit Ziel politischer Einflussnahme gewesen seien. 1938 habe das NS-Regime die Feuerwehrverbände verboten und die Feuerwehren der Polizeiführung unterstellt. Damit sei eine unabhängige Arbeit zum Wohle der Mitglieder nicht mehr möglich gewesen. „Das muss uns Mahnung und Auftrag zugleich sein: Wir müssen uns für unsere freiheitlich demokratische Grundordnung einsetzen, nicht nur als Bürgerinnen und Bürger, sondern auch als Feuerwehrangehörige“, so Eberhardt.

Beförderungen und Ehrungen

Brandmeister Matthias Neuber (Kleinkuchen), erhielt das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Bronze, Hauptbrandmeister Thomas Baß (Heidenheim) die Ehrenmedaille in Silber des Landesfeuerwehrverbands Baden-Württemberg. Eine Ehrenurkunde der Stadt für 25 Jahre Tätigkeit als Abteilungskommandant bekam Uli Hillinger aus Kleinkuchen. Für vier Jahrzehnte Dienst in der Feuerwehr wurden Andreas Ogger (Heidenheim) und Johannes Schwenk (Kleinkuchen) geehrt, für 25 Jahre Moritz Antoniuk (Heidenheim), Matthias Honeck (Schnaitheim), Michael Löffler (Schnaitheim) und Heiko Brandis (Mergelstetten), für 15 Jahre Florian Hafner (hauptamtlich), Robin Baß (Heidenheim) und Michael Hross (Großkuchen). Zur Feuerwehrfrau wurde Selin Krizanic aus Schnaitheim befördert. Den Dienstgrad Feuerwehrmann erhielten Edvin Farkas (Schnaitheim), Matthias Schneider (Mergelstetten), Finn Samuel Benker, Fabian Justin Strauß und Simon Stork (alle Oggenhausen) sowie Max Landgraf (Großkuchen). Ilka Maurer (Schnaitheim) und Katja Thumm (Oggenhausen) wurden zur Oberfeuerwehrfrau ernannt, Christoph Denninger, Nico Profendiener (beide Schnaitheim), Felix Burr, Siegfried Liess (Oggenhausen), Max Oechsle (Großkuchen) sowie Lukas Benjamin Weidig (Kleinkuchen) zum Oberfeuerwehrmann. Hauptfeuerwehrmann sind jetzt Fabian Roth (Heidenheim), Julian Kaufmann, Philipp Römmling (Schnaitheim), Johannes Tränkle (Mergelstetten) sowie Maximilian Oberlader (Kleinkuchen). Andreas Ogger (Heidenheim) und Johannes Schwenk (Kleinkuchen) wurden zu Oberlöschmeistern ernannt, Felix Hollstein (Schnaitheim) zum Hauptlöschmeister, Michael Löffler (Schnaitheim) und Heiko Brandis (Mergelstetten) zu Löschmeistern. Julian Faber und Florian Hafner aus dem hauptamtlichen Bereich wurden zu Stadtoberbrandmeistern, Andreas Fähnle und Markus Wolpert zu Ersten Stadthauptbrandmeistern befördert.

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