Kommentar

Klinikstrategie 2030: Die Umsetzung den Verantwortlichen vor Ort überlassen

Bei der Umsetzung der Klinikstrategie 2030 fordern die Fraktionen im Kreistag, weiterhin externe Berater hinzuzuziehen. HZ-Redaktionsleiterin Silja Kummer findet es besser, dies den Verantwortlichen vor Ort zu überlassen.

Der Landkreis Heidenheim zieht beim Klinikum die Notbremse und verpflichtet die Geschäftsführung zu Sparmaßnahmen. Diese werden begrifflich in eine „Strategie 2030“ verpackt, in der es letztlich aber nur um die Frage geht, wie man durch mehr Einnahmen und weniger Ausgaben das finanzielle Ergebnis verbessern kann.

Es ist schon oft gesagt worden, wird dadurch aber nicht weniger wahr: Die Klinik ist nicht schuld an der schlechten finanziellen Situation, in der sie sich befindet. Zum einen laufen seit vielen Jahren Sanierungsmaßnahmen, es werden Gebäudeteile abgerissen und neu gebaut. Dies ist notwendig, weil der Krankenhausbau, der zu Beginn der 1970er-Jahre auf dem Schlossberg errichtet wurde, nicht mehr zeitgemäß und stark sanierungsbedürftig ist. Bauen ist aber teuer und die Schulden, die das Klinikum dafür aufnimmt, müssen abbezahlt werden. Zu einem großen Teil tut dies der Landkreis, der Träger des Krankenhauses ist. Der Landkreis hat aber auch noch viele andere Aufgaben, für die er Geld braucht. Eigentlich sollte das Land die Klinikbauten finanzieren, dies tut es aber nur zum Teil.

Auf der anderen Seite fehlt es aber auch an der Refinanzierung des laufenden Betriebs, für den der Bund beziehungsweise die Krankenkassen verantwortlich wären. Zusammen mit zurückgehenden Fallzahlen aufgrund der wachsenden Ambulantisierung führt dies zu einem jährlich größer werdenden Defizit in der Bilanz des Klinikums.

Nun hat man wieder einmal eine Unternehmensberatung mit ins Boot geholt, die das Klinikum gründlich durchleuchtet hat. Ergebnis: Im Großen und Ganzen macht man auf dem Schlossberg alles richtig, eine finanzielle Verbesserung ist nur durch viele kleine Einzelmaßnahmen möglich. Es sollen einige Stellen eingespart werden, andere Kliniken arbeiten auch mit weniger Personal. Und dann folgen viele kleine, banale Fragen: Wo kann man noch Energiekosten einsparen, ist jede Laborleistung notwendig, kann man besser steuern, wie viele Essen täglich gekocht werden müssen? Um diese Fragen zu stellen, braucht man eigentlich keinen externen Partner – zumal dieser auch Geld kostet.

Während Landrat Polta betonte, der Klinikchef Dr. Dennis Göbel habe jetzt freie Hand, wie er die Maßnahmen in die Praxis umsetzt, forderten die Fraktionen im Kreistag, die externen Berater weiterzubeschäftigen. Wie viel Geld schon an WMC geflossen ist, verrät der Landkreis nicht. Aber wenn selbst Summen wie 20.000 Euro, die man an Telefon-, Fax- und Druckerkosten einsparen möchte, in einer Strategie auftauchen, sollte es doch auch darauf ankommen, wie viel man für Berater bezahlt – zumal diese den Hauptteil ihrer Arbeit schon geleistet haben.

Neben den Ausgaben spielt noch ein anderer Aspekt eine Rolle: Das Misstrauen, das man damit gegenüber der Klinikleitung impliziert. Wichtiger wäre es jetzt, die Prozessoptimierung denen zu überlassen, die sie in der Praxis auch verantworten müssen, und den Menschen, die vor einer gleichermaßen wichtigen wie undankbaren Aufgabe stehen, den Rücken zu stärken. Durch Vertrauen und Anerkennung ihrer täglichen Arbeit.

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