Sonnenschein, blauer Himmel und mitten in der Natur: Es gibt schlimmere Arbeitsplätze als den, den die drei Forstarbeiter der Gemeinde Steinheim derzeit haben. Einziger Nachteil: Sie kommen ordentlich ins Schwitzen. Sie sind mit der Heidepflege beschäftigt und die bedarf, anders als der Name vielleicht vermuten lässt, schweren Geräts: Motorsägen und Freischneider beispielsweise. Die machen ordentlich Krach und ziehen deshalb auch die Aufmerksamkeit der Spaziergänger auf sich, die dort oben unterwegs sind.
Heiden sind Kulturlandschaften
Um Irritationen und Beschwerden vorzubeugen, versuchen Gemeindeförster Andreas Kühnhöfer und Bürgermeister Holger Weise frühzeitig zu erklären, was hier getan wird. Im Prinzip ist es simpel: „Was von den Schafen nicht verzehrt wird, muss vom Menschen entfernt werden“, erklärt Kühnhöfer. Die Wacholderheiden sind zwar Naturschutzgebiete, doch sie sind auch Kulturlandschaften, das heißt: vom Menschen gemacht und beeinflusst. Würde er nicht eingreifen, würden sich die Flächen über kurz oder lang in Wald verwandeln. „Auf diesen Flächen leben seltene Arten wie Orchideen und Schmetterlinge, die Licht und Wärme brauchen.“ Verschwinden die Flächen, verschwinden die Pflanzen und Tiere.
Wanderer sehen oft nicht, wie die Heide peu à peu zuwächst.
Andreas Kühnhöfer, Gemeindeförster
Nicht selten verstehen die Menschen nicht, was da getan wird. Sie hören nur die Motorsägen und sehen, wie Pflanzen entfernt werden – und das mitten im Naturschutzgebiet. „Hin und wieder wird uns auch vorgeworfen, wir würden damit Geld verdienen“, sagt Bürgermeister Weise. Das Gegenteil ist der Fall: Natürlich wird das entnommene Material beispielsweise als Brennholz wiederverwendet, das deckt die Kosten aber nicht einmal annähernd. Rund 30.000 Euro kostet die Heidepflege jährlich, 70 Prozent Förderung gibt es. „Am Ende bleiben immer noch 10.000 Euro an der Gemeinde hängen“, so Kühnhöfer.

Die Heidefläche, die noch im November auf der Schäfhalde gepflegt wird, ist vier Hektar groß, 250 Hektar Heidefläche sind es insgesamt rund um Steinheim. Nahezu alles, bis auf wenige Ausnahmen, gehört der Kommune. Das heißt: Sie trägt auch die Verantwortung dafür. Weise nennt drei Gesichtspunkte, unter denen die Maßnahmen Sinn machen: Für den Naturschutz, um seltene Arten zu erhalten. Für die Erholungssuchenden, die beim Wandern gerade die für die Region berühmten Heideflächen sehen wollen. Und nicht zuletzt für die Schäfer und ihre Schafe, die die offenen Heideflächen als Weide brauchen.
„Wanderer sehen oft nicht, wie die Heide peu à peu zuwächst“, sagt Kühnhöfer. „Dafür nehmen sie das Ruckartige wahr, wenn ausgelichtet wird.“ Das kann zu Missverständnissen führen. Doch Pflegemaßnahmen wie diese finden regelmäßig statt, auf manchen Flächen alle 20 bis 30 Jahre, auf anderen alle 10 bis 15 Jahre. Grundsätzlich sind die drei Waldarbeiter der Gemeinde aber jedes Jahr an unterschiedlichen Stellen damit beschäftigt – ein Vorteil für die drei, weil es Abwechslung in den Job bringt. Und gleichzeitig ein Beweis dafür, wie reich die Gemeinde an solchen Gebieten nach wie vor ist.
Zu viel Wacholder
Oftmals ist es gerade der junge Wacholder, der aus den Heideflächen entfernt werden muss. Zwar ist gerade er typisch für die Heideflächen der Region. „Wir wollen die Wacholderheiden“, sagt Gemeindeförster Andreas Kühnhöfer, „aber keinen Wacholderwald.“ Zusätzlich müssen auch Pflanzen wie Schlehe und Hartriegel im Zaum gehalten werden.