Seit Jan Jäger im Jahr 2021 die Leitung der Steinheimer Musikschule übernahm, geht es steil nach oben. Die Zahl der Schülerinnen und Schüler hat sich in den vergangenen vier Jahren um stattliche 70 auf rund 590 erhöht, parallel stiegen die Lehrerwochenstunden im selben Zeitraum von rund 185 auf knapp 205 an. „Wir sind attraktiv, wir sind gefragt“, konnte Jäger dem Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung berichten.
Er betonte die soziale und gesellschaftliche Bedeutung der seit über 50 Jahren bestehenden Einrichtung, die über den Ort hinaus hohes Ansehen genieße. Als Alleinstellungsmerkmal der Steinheimer Musikschule nannte Jäger die außergewöhnliche Ensemble-Arbeit. Von Pausenhofkonzerten an der Hiller-Schule über das „Orchester Kunterbunt“ in Kooperation mit dem örtlichen Musikverein bis hin zu Formaten wie der Filmmusik für Kids reicht die Palette der Unterhaltungsangebote. Attraktiv, innovativ, nachhaltig und bürgernah wolle sich die Musikschule auch in Zukunft präsentieren.
Finanzielle Herausforderungen und Unterstützung
Doch die hohe Qualität hat auch ihren Preis. Deutlich gestiegen sind in den vergangenen Jahren vor allem die Kosten. Und dieser Trend hält auch aktuell an. Laut Planansatz wird sich der Abmangel, also der Negativsaldo zwischen Erträgen und Aufwendungen, in diesem Jahr bei über 567.900 Euro bewegen. Zum Vergleich: 2021 lag das Minus noch bei 279.000 Euro. Von den Gesamtausgaben in Höhe von 854.000 Euro, die für 2025 errechnet wurden, entfällt der Löwenanteil auf die Personalkosten (564.000 Euro).
Wir sind attraktiv, wir sind gefragt.
Jan Jäger, Leiter der Steinheimer Musikschule
An direkt verfügbaren Mitteln bleiben in diesem Jahr gerade noch knapp 5000 Euro. „Ohne unseren Förderverein könnten wir keine Instrumente mehr kaufen oder reparieren“, sagte Jäger. Der Gemeinderat zollte dem Leiter, seinem Stellvertreter Christoph Braun und dem gesamten Team der Musikschule viel Lob für die „tolle Arbeit“ und ließ keinen Zweifel daran, dass es die Einrichtung geschafft habe, aus einem zwischenzeitlichen Dornröschenschlaf zu neuer Attraktivität zu erwachen.
Vorschläge zur Verbesserung der finanziellen Lage
Vermisst wurden in der vorgestellten Konzeption allerdings konkrete Ideenvorschläge, wie die defizitäre Entwicklung gestoppt werden kann. „Was können wir tun, um die Einnahmenseite zu verbessern?“, fragte Gottfried Braun (FWV). Hester Rapp van der Kooij (CDU) regte an, nach mehr privaten Sponsoren Ausschau zu halten.
Ähnlich äußerten sich auch Guido Rieberger (CDU) und Karl Fink (FWV), die ebenfalls keinen Zweifel am hohen Stellenwert der Musikschule ließen, aber gleichzeitig forderten, sich vor allem Gedanken über eine Verbesserung der Einnahmenseite zu machen.
Zukünftige Strategien
Ausführlich nahm Mathias Brodbeck (FWV) Stellung. Er forderte ein „verlässliches, zukunftsorientiertes Gesamtkonzept“ und sprach sich unter anderem für ein Controlling-System zur Überwachung von Einnahmen und Ausgaben aus. Ihm gehe es darum, was man gemeinsam tun könne, um den Abmangel nachhaltig auf ein verträgliches Level zu bringen.
Ohne unseren Förderverein könnten wir keine Instrumente mehr kaufen oder reparieren.
Jan Jäger, Leiter der Steinheimer Musikschule
Das gemeinsame Suchen nach einer Lösung liegt auch Dr. Mechthild Freist-Dorr (Grüne) am Herzen, die einen gemeinsamen Workshop mit Vertretern der Gemeindeverwaltung und den Musikschul-Verantwortlichen anregte.
Der ideelle Wert
Dr. Klaus Sakowski (FWV) und Michael Benning (CDU) war es wichtig, nicht nur die betriebswirtschaftlichen Aspekte in den Vordergrund zu stellen. Was in der Musikschule ideell geleistet werde, sei mit Geld eigentlich nicht zu bezahlen, meinte Sakowski, während Benning „noch nie so eine gute Stimmung unter den Musikern im Dorf“ registrierte wie aktuell: „Was teuer wird, hat auch manchmal Wert.“
Angesichts der noch offenen Fragen in Sachen Finanzierung ergänzte Bürgermeister Holger Weise den ursprünglichen Beschlussvorschlag, der nur eine zustimmende Kenntnisnahme beinhaltete, mit dem Zusatz, die Musikschul-Leitung werde beauftragt, eine betriebswirtschaftliche Konzeption nachzulegen. Diesen Antrag befürwortete der Gemeinderat letztlich einstimmig.