Mehr als 1500 Meter lang

So sollen die neuen Fahrradstraßen in Steinheim aussehen

Steinheim soll zwei Fahrradstraßen bekommen. Wie genau die Albuch-, Hirsch- und Hegelstraße künftig aussehen sollen, wer auf diesen Straßen überhaupt fahren darf und ab wann die Straßen als Fahrradstraßen gelten:

Seit Juni dieses Jahres ist bekannt: Steinheim bekommt zwei Fahrradstraßen, um die Hauptstraße vom Radverkehr zu entlasten. In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt, Bauwesen und Verkehr stellte das zuständige Planungsbüro konkrete Pläne für die Umgestaltung der Albuchstraße, der Hirschstraße sowie der Hegelstraße vor und nahm neue Anregungen in die Planungen auf. Auch ein ungefährer Zeitraum, wann die beiden Fahrradstraßen eingerichtet werden, wurde bekanntgegeben.

Viel zu beachten

Bevor es konkret wird, ist wichtig zu wissen, was eine Fahrradstraße überhaupt ist. Denn nur weil „Fahrrad“ draufsteht, steckt nicht hundert Prozent Fahrrad drin – möglich wäre das ohnehin nicht. „Geplant ist, dass die Straßen zu rund neunzig Prozent von Fahrrädern befahren werden“, erklärte Uwe Petry vom ausführenden Planungsbüro VAR+ in seinem Vortrag vor dem Ausschuss. Befahren dürfen die Straßen neben Radfahrenden auch die Anwohnerinnen und Anwohner der Albuch-, Hirsch- und Hegelstraße sowie der unmittelbar angrenzenden Straßen mit Kraftfahrzeugen. Das ist wichtig, schließlich dient die Albuchstraße als Zubringer für mehrere Wohnstraßen im Norden der Gemeinde.

Für die Fahrradstraßen gelten künftig besondere Regeln: Radfahrende haben Vorrang und dürfen nebeneinander fahren. Auf den Straßen gilt weiterhin Tempo 30 und die Regel „rechts vor links“ – auch für Radfahrende. Überholen dürfen Autofahrerinnen und Autofahrer die Radler nur, wenn sie den gesetzlich vorgeschriebenen Mindestabstand von 1,5 Metern einhalten können. Da die Steinheimer Fahrradstraßen künftig gerade so die geforderte Mindestbreite von vier Metern aufweisen und an einigen Abschnitten Engstellen durch Parkstreifen oder Fahrbahnverengungen vorgesehen sind, wird Überholen in der Praxis kaum möglich sein.

Abschnitt A: die Albuchstraße

Die Fahrradstraße auf der Albuchstraße soll rund 800 Meter lang werden und die gesamte Strecke von der Bartholomäer Straße bis zur Gartenstraße umfassen, die anschließend wieder auf die Königsbronner Straße führt. Bereits zu Beginn der Planungen war klar, dass die Einmündung zur Bartholomäer Straße deutlich verkleinert und fahrrad- sowie fußgängerfreundlicher gestaltet werden soll. Um eine erhöhte Verkehrssicherheit zu gewährleisten, wird der große Kreuzungsbereich sowohl auf der Seite der Albuchstraße als auch auf der Seite der Wagnerstraße verengt und durch Markierungen sowie Leitpfosten abgegrenzt. So entsteht eine besser überquerbare Kreuzung für Fußgänger.

Die Fahrradstraße wird sich vor allem durch Markierungen und Beschilderungen bemerkbar machen. Auch die Parksituation ändert sich: Statt auf beiden Straßenseiten zu parken, wird es künftig speziell markierte Stellplätze geben. Diese sollen laut Bürgermeister Weise den Bedarf der Anwohnenden decken. „Die Straße ist öffentlicher Verkehrsraum und kein Angebot der Gemeinde, das dritte oder vierte Fahrzeug eines Haushalts zu parken“, betonte Petry auf die Frage, ob die Zahl der Parkplätze ausreiche.

Die Kreuzung zur Bartholomäer Straße soll für Fußgänger und Radfahrer sicherer gemacht werden. Durch Trennstreifen und Leitpfosten wird hier die Einfahrt zur Albuch- und Wagnerstraße deutlich verengt. Rudi Penk

An den Kreuzungen zu anderen Straßen soll entlang der Albuchstraße durch Schilder klargestellt werden, dass weiterhin eine Tempo-30-Zone gilt. Bei der Einmündung zum Tannenweg soll der bereits markierte Bereich durch versetzte Blumenkästen und die Installation zweier Fahrradbügel komplett unbefahrbar werden, damit die Ein- und Ausfahrt dort nicht länger zugeparkt wird. Dafür entstehen auf der gegenüberliegenden Seite markierte Stellplätze. Auch am Buchenweg wird die Einmündung verschmälert, um das schnelle Abbiegen von Fahrzeugen zu verhindern und die Querung für Fußgänger zu erleichtern.

Größere Veränderungen sind an der Kreuzung zum Kerbenweg vorgesehen: Beide Seiten der Kreuzung werden verengt, jedoch soll die Abgrenzung auf der nördlichen Seite des Kerbenwegs vom dort fahrenden Busverkehr überfahren werden dürfen. Auch größere landwirtschaftliche Fahrzeuge dürfen die spezielle Trennlinie, die sich deutlich von den übrigen Markierungen unterscheidet, überfahren. Kurz darauf mündet die Albuchstraße in die Gartenstraße, die ebenfalls durch Bodenmarkierungen auf die Fahrradstraße hinweisen soll. Zudem soll auf der östlichen Straßenseite durch eine Begrenzung mehr Platz für Fußgänger geschaffen werden.

Abschnitt B: Hirschstraße und Hegelstraße

Die zweite Fahrradstraße wird etwa 750 Meter lang sein und sich über die Hirsch- und Hegelstraße von der Einmündung der Schwalbenstraße bis zur Wielandstraße erstrecken. Sowohl die Wieland- als auch die Schwalbenstraße werden ebenfalls mit Markierungen versehen und so in das Radnetz eingebunden. Hier gestaltet sich die Parksituation einfacher: In beiden Straßen gilt bereits ein Parkverbot, das bislang jedoch nur unzureichend beachtet wird. Dieses Verbot bleibt bestehen, dennoch werden auf beiden Straßen insgesamt rund 74 Meter an Parkflächen ausgewiesen. Aufgrund der Vielzahl an Ein- und Ausfahrten lassen sich keine weiteren Parkflächen einrichten.

Die Markierungen und Beschilderungen orientieren sich an denen der Albuchstraße. Ein wichtiger Knotenpunkt ist die Kreuzung zur Ostheimer Straße: Hier wird die Fahrradstraße im Kreuzungsbereich aufgehoben. Durch Stoppschilder, die zusätzlich durch Bodenmarkierungen verstärkt werden, wird Radfahrenden verdeutlicht, dass der Verkehr auf der Ostheimer Straße – auf der auch Busse verkehren – Vorrang hat. Die Fahrradstraße endet entgegen früherer Planungen bereits auf Höhe der Wielandstraße. Ein Ende in der folgenden Kurve der Hegelstraße wäre laut Petry ungünstig, da die dortige Verkehrslage mit Kurve und zahlreichen Garageneinfahrten zu unübersichtlich sei.

Die Besonderheit der zweiten Fahrradstraße: Für die Ostheimer Straße wird hier kurz unterbrochen. Mit aufgestellten Stopschildern und Markierungen auf dem Boden soll auf den Vorrang der Ostheimer Straße aufmerksam gemacht werden. Rudi Penk

Während des Vortrags des Planungsbüros brachten die Ausschussmitglieder einige Anregungen in die Diskussion ein, die in die weiteren Planungen aufgenommen werden sollen. Im Großen und Ganzen zeigten sich die Anwesenden jedoch zufrieden. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir das hier für die Radfahrerinnen, Radfahrer und Fußgänger in der Gemeinde machen“, betonte Bürgermeister Weise mit Blick auf die Kritik mancher Autofahrenden. Mit nur einer Gegenstimme befürwortete der Ausschuss die Planungen. Nun werden das Landratsamt und die Straßenverkehrsbehörde in den weiteren Prozess einbezogen.

Das Ende der Maßnahme schätzt Petry grob auf Ende 2026, wahrscheinlicher sei jedoch das Frühjahr 2027. Diese Angaben seien jedoch noch theoretisch, da mit der Antragstellung, den Bewilligungsverfahren und den anschließenden Ausschreibungen noch mehrere Planungsschritte anstehen. Die Kosten werden aktuell auf rund 300.000 Euro geschätzt, wobei die endgültige Summe noch stark variieren kann. Mit Blick auf andere Kommunen zeigt sich Petry zuversichtlich: „In ganz Deutschland werden fast täglich Fahrradstraßen eingeweiht – das ist mittlerweile ein bewährtes verkehrstechnisches Modell.“

Steinheims Radverkehrskonzept

Die Fahrradstraßen sind Teil des 2022 erstellten Radverkehrskonzept für die Gemeinde Steinheim. Bereits im Vorfeld wurde vom Planungsbüro VAR+ ein „Klassifiziertes Radverkehrsnetz“ mit den Klassifizierungsstufen Pendlerrouten, Basisrouten und Verdichtungsnetz erstellt. Daraus konnten dann bestimmte Mängel und Lücken im Radverkehrsnetz aufgedeckt werden, die es nun zu beheben gilt. Auch Bürgerinnen und Bürger konnten hier Anregungen durch eine Online-Umfrage einbringen.

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