Ziemlich genau neun Jahre sind nun seit der Nacht vergangen, als der Regen so auf Steinheim einprasselte, dass die Straßen zu Flüssen wurden und 300 Keller vollliefen. Die Aufräumarbeiten zogen sich bis in den Juni des Jahres 2016 hin, die letzten Wasserschäden wurden erst Jahre später beseitigt. Dass so etwas nicht wieder passieren darf, darüber ist man sich in Steinheim einig.
Dass das Thema auch der Gemeindeverwaltung wichtig ist, zeigte eine Einwohnerversammlung in der Albuchhalle, deren Hauptthema der Hochwasserschutz war. Gemessen an der Gewichtigkeit des Themas schien das Interesse der Bürgerinnen und Bürger von Steinheim jedoch gering: Von den rund 500 Plätzen in der Halle waren nur 50 belegt.
Vielleicht hat das einfach mit der zeitlichen Distanz zum großen Hochwasser zu tun. Das glaubt zumindest Steinheims Bürgermeister Holger Weise. „Noch vor fünf Jahren wurde überall über Hochwasserschutz gesprochen. Inzwischen ist das Thema etwas in Vergessenheit geraten“, so Weise. Ihm sei es aber nicht egal, und mit dem, was bis jetzt geschafft wurde, könne er auch noch nicht zufrieden sein.
Wentalgraben wird nicht verdolt
Weise fasste dann nochmal die abgeschlossenen Maßnahmen zusammen: Man habe bestehende Gräben ausgebaggert, einen neuen Kanal durch den Ort gelegt, die bestehenden Kanäle gesäubert und neue Wasserabläufe geschaffen. Der Plan, den Wentalgraben zu verdolen, also mithilfe einer Rohrleitung unter die Erde zu verlegen, sei aufgegeben worden, da die sehr hohen Kosten einem bei einem echten Hochwasser nur geringen Nutzen gegenüberstehen würden.
Das bedeutet aber nicht, dass in Steinheim keine weiteren Projekte anstehen. Ganz im Gegenteil: Die Gemeinde hat, in Zusammenarbeit mit dem Ingenieurbüro Kolb, weitreichende Pläne erstellt. Diese stellte Helmut Kolb bei der Einwohnerversammlung vor, aufgeteilt auf drei Bereiche.
1. Ableitung von Regenwasser aus dem nördlichen Außengebiet
Die großen Wassermengen, die bei einem extremen Regenereignis auftreten, könne kein noch so gutes Kanalsystem aufnehmen, erklärte Kolb. Vor allem im Norden des Ortes gebe es deshalb Handlungsbedarf: „Das Wasser aus Höllental und Hitzinger Tal soll gar nicht erst ins Ortsnetz kommen oder sich davor stauen“, sagte Kolb. Die von ihm anvisierte Lösung sieht vor, im Bereich des Höllentals einen kleinen Damm zu bauen und das Wasser mithilfe eines Hanggrabens am Baugebiet Königsbronner Feld vorbei nach Osten auf unbebautes Land zu führen.
Weise fügte hinzu, dass die Gemeinde bereits mit den Eigentümern, durch deren Grundstücke der Graben verlaufen würde, in Kontakt getreten sein. Am westlichen Teil des Hangs befindet sich ein Naturschutzgebiet, das noch einmal eigene Anforderungen mit sich bringen würde.
2. Abflussgebiet am westlichen Ortsrand
Im Westen ist die Situation etwas besser, da es dort bereits das bewährte Wasserrückhaltebecken im Wental gibt. Trotzdem soll am westlichen Ortseingang, auf der Südseite der Kappelstraße, ein großes Rückhaltebecken mit einer Kapazität von 10000 Kubikmetern Wasser gebaut werden. Auf der Ostseite, wo ein Wohngebiet angrenzt, würde es laut Kolb in einem Damm enden, auf der Westseite nur ins bestehende Gelände eingegraben werden.
3. Verschiedene Arbeiten direkt im Ort
Auch weitere Anpassungen am Kanalsystem in Steinheim sollen bald kommen. Für den nahe dem Mühlweg in West-Ost-Richtung verlaufenden Kanal soll ab Ecke Zeppelinstraße eine Entlastung gebaut werden, was im Falle eines Hochwassers den Wasserspiegel auf weiter westlich gelegenen Straßen verringern würde. Mithilfe einer Unterführung mit beweglicher Wehrklappe und eines weiteren Kanals soll das Wasser dann schließlich in eine Entwässerungsmulde nördlich der Landesstraße gelangen.
Mögliche Auswirkungen in der Übersicht
Bei der Einwohnerversammlung erklärte Ingenieur Helmut Kolb auch die verschiedenen Starkregenszenarien, mit denen planerisch gearbeitet wird: Ein seltenes Ereignis trete statistisch gesehen alle 30 Jahre auf, ein außergewöhnliches alle 100 Jahre, und ein extremes würde in Niederschlagmenge und Auswirkung noch darüber hinausgehen. Auf der Website der Gemeinde Steinheim gibt es Starkregenkarten für unterschiedliche Teile des Ortes, auf denen mögliche Auswirkungen dieser Ereignisse modelliert sind.